Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
zu viel erzählt. Wir hätten von Anfang an vorsichtiger sein müssen. Eine
junge, schöne Frau, die einen Mann seines Alters heiratet!«
»Wir haben sie nie wirklich überprüfen lassen. Es wäre uns im Traum nicht eingefallen, dass ein einfaches Mädchen einen so erfahrenen alten Jäger wie Barrowby aufs Kreuz legen könnte.« Der Falke blickte von Mann zu Mann. »Wir brauchen mehr Informationen über die Frau.«
Marcus meinte zwar eher, dass sie alle in die Irrenanstalt gehörten, aber er würde alles tun, um zu verhindern, dass seine Position von der Bettgespielin eines alten Mannes usurpiert wurde. »Ich übernehme das.«
Dane schaute Marcus von der Seite her an. »Und du willst ein objektiver Beobachter sein? Das glaube ich eher nicht.«
Liverpool hob die Hand. »Vielleicht ist Dryden eine gute Wahl. Er ist gerade nicht objektiv. Es ist weniger wahrscheinlich, dass er sich von ihrer außergewöhnlichen Schönheit beeindrucken lässt, denn sie bedroht seine Karriere.«
Lord Reardon grinste. »›Außergewöhnliche Schönheit‹? Ich hätte nicht geglaubt, dass Ihr für so etwas ein Auge habt, Robert.«
Liverpool warf seinem ehemaligen Protegé einen finsteren Blick zu. »Ich mag dem gegenüber gleichgültig sein, aber ich bin nicht blind. Die Einflussmöglichkeiten einer solchen Kreatur sollten nicht unterbewertet werden.«
Reardon griff in seine Tasche und warf Marcus etwas Kleines zu, das dieser geschickt auffing. Er drehte es um. Es war eine Miniatur, sorgfältig auf eine Elfenbeinkamee geschnitten und mit Gold gerahmt.
Dane zog eine Augenbraue hoch. »Ihr habt die Witwe bestohlen, Nate?«
Reardon zuckte die Schultern. »Es wird ihr nicht auffallen. Es gab eine ganze Sammlung davon.«
Marcus schaute sich das Bild in seiner Hand genau an. Die Dame war blond, ihre grauen Augen hatten einen süßen, weichen Ausdruck. Ihr rundliches Gesicht sah so jung aus und ihre Augen schauten so voller Hoffnung …
Diese Augen verursachten ein ungewohntes Sehnen tief in seiner Brust. Rasch schloss er die Finger über der Miniatur. »Hübsch.« Er steckte sie ein. »Ich versichere Euch allen«, fügte er trocken hinzu, »dass ich mich nicht von einem hübschen Gesicht beeinflussen lasse - und auch nicht von einem außergewöhnlich schönen.«
Dane betrachtete ihn prüfend. »Und du wirst wahrheitsgetreu berichten, auch wenn es bedeuten könnte, dass du noch viele Jahre auf einen Sitz bei den Vieren warten müsstest?«
Marcus erwiderte den Blick gelassen. »Wenn du mir nicht vertraust, sollte ich eigentlich gar nicht hier sein.«
Dane schaute ihn noch eine Weile schweigend an, dann zuckte er die Schultern. »Stimmt. Also gut, ich bin dafür.«
Reardon nickte. »Es wird eine interessante Studie, nicht wahr? Eine Frau bei den Vier. Unser Pool möglicher Mitglieder würde sich mit einem Mal enorm vergrößern.«
»Um Himmels willen!«, sagte Liverpool hitzig und nickte dann. »Ich bin einverstanden.«
»Ihr alle vergesst eine Sache«, sagte der Falke langsam. »Wenn sie so gut über die Vier Bescheid weiß, dann kennt sie vielleicht auch schon Dryden.«
Dane kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Vielleicht, obschon sie der Ansicht zu sein schien, sie wäre der einzige Kandidat. Natürlich habe ich niemals Namen in unserer Korrespondenz erwähnt.«
»Sie hat andere Wege, an Informationen zu kommen, wenn Ihr Euch erinnert.« Der Falke legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Decke. »Wege, über die ich furchtbar gern mehr erfahren würde.« Er senkte das Kinn
und schaute Marcus an. »Geht, aber benutzt einen Decknamen.«
Marcus zauberte ein gewinnendes Lächeln auf sein Gesicht und verbeugte sich knapp. »Marcus Blythe-Goodman, freier und charmanter jüngerer Sohn. Sehr zu Diensten, Mylords.«
Reardon grinste. »Sie wird Euch für einen Mitgiftjäger halten, Mann.«
Marcus’ Lächeln gefror. »Man muss selbst einer sein, um einen solchen zu erkennen. Und wenn sie mich erst einmal als Mitgiftjäger abgestempelt hat, wird sie mich nicht mehr genauer unter die Lupe nehmen.«
Der Falke stand auf. »Exzellent. Wir erwarten Euren Bericht in zehn Tagen in London.«
Marcus verbeugte sich und machte sich auf den Weg zur Tür. Er mochte zwar mit allen Informationen der Vier betraut werden, aber wenn man ihn entließ, dann war er eindeutig entlassen.
Sei’s drum. Er würde sich ein paar Tage Zeit nehmen, um die Geheimnisse von Lady Barrowby zu erforschen - und dann würde man ihn nie wieder
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