Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Beziehung will ich diese Vertraulichkeit nicht weiter ahnden.«
Liverpool antwortete nicht. Es war offensichtlich, dass er nachdachte, und noch offensichtlicher war, dass man lieber nicht wissen wollte, woran er dachte. Aber sie wusste es ohnehin. Sie kannte diese Männer besser als ihre eigenen Mütter, selbst Reardon, den Jüngsten von ihnen.
Julia wandte sich an die anderen drei. »Darf ich Euch zu Eurer kürzlichen Hochzeit gratulieren, Lord Greenleigh? Ich wünsche Euch und Eurer jungen Frau alles Gute!«
Dane Calwell nickte erfreut, aber seine Augen blieben kalt. »Ihr scheint mir erstaunlich gut informiert, Mylady. Wenn man bedenkt, dass Ihr hier auf Barrowby für lange Zeit doch recht abgeschieden gelebt habt.«
Julia nickte. »Fürwahr. Deshalb habe ich es auch für nötig erachtet, mein eigenes kleines Netz aus Informanten aufzubauen. Ich konnte meinen Fall ja wohl schwerlich vor den Liar’s Club bringen, nicht wahr?«
»Dann gebt Ihr also zu, uns hinters Licht geführt zu haben?« Liverpool war gut darin, Widersprüchlichkeiten aufzudecken. Aldus hatte sie davor gewarnt.
Julia reckte das Kinn vor. »Ich habe Eure Reaktion vorhergesehen und mich darauf eingestellt. Aldus wünschte, so lange der Fuchs zu bleiben, wie er als solcher arbeiten konnte. Er hat auf mich vertraut, zu gegebener Zeit zu übernehmen.« Sie konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. »Und dieser Zeitpunkt kam sehr viel früher, als wir befürchtet hatten.«
Nicht die kleinste Regung von Mitgefühl zeigte sich in den wie aus Granit geschlagenen Mienen vor ihr. Egal. Sie würde Aldus nicht enttäuschen. Er hatte an ihre Befähigung geglaubt, die Position des Fuchses einzunehmen, hatte sie auf diesen Moment sogar vorbereitet.
»Sie werden deine Standhaftigkeit überprüfen«, hatte Aldus ihr gesagt. »Du wirst keine Ahnung haben, von wem oder wann es kommt, aber du kannst dich darauf verlassen, dass sie dich prüfen werden.« Er hatte ihre Hand getätschelt. »Es hat keinen Sinn, sich darüber jetzt schon Gedanken zu machen. Du kannst sowieso nichts weiter tun, als sie davon zu überzeugen, dass du aus gutem, festen Holz geschnitzt bist.«
Bis jetzt wurde nur die Qualität ihrer Teppiche von Liverpools heftigem Auf und Ab geprüft.
»Sie ist zu jung!« Der Premierminister würde nicht so leicht aufgeben.
Julia lächelte ihn an. »Es gibt einen Präzedenzfall. Der elfte Falke hat im Alter von neunzehn Jahren seinen Sitz eingenommen. Das war zur Regierungszeit von Heinrich VI. Ich war schon zwanzig, als ich es tat.«
Der Falke nickte unmerklich. »Das stimmt.« Sein Blick verriet nichts.
Julia nickte respektvoll. »Ich verstehe, dass Ihr alle sehr überrascht seid. Ihr werdet eine Weile brauchen, Euch an den Gedanken zu gewöhnen, dass eine Frau Mitglied der Royal Four sein könnte.« Sie knickste und machte sich auf den
Weg zur Tür. »Und doch bitte ich Euch, eines nie zu vergessen.« Sie blieb stehen und schaute sie über die Schulter gewandt an. »Es gibt keinen anderen.«
Sie verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter sich. Sie schaffte es gerade noch um eine Ecke, bevor die Kraft sie verließ und ihre Knie unkontrollierbar zu zittern anfingen. Sie hatte es getan! Sie hatte gegenüber den vier mächtigsten Männern Englands, ja vielleicht der Welt, bestanden. Nichts, was sie bisher als der Fuchs getan hatte, ließ sich mit diesem Augenblick vergleichen. Sie war verwirrt, aufgeregt, ruhig - alles zur selben Zeit.
Sie wusste, dass sie alles tun würden, um sie nicht aufnehmen zu müssen. Vor Liverpool musste sie sich am meisten in Acht nehmen, denn er hatte ihre kleine Bemerkung über die Klatschspalten nicht gerade gut aufgenommen. Aber schließlich bestand auch kein Zweifel daran, dass keiner der anderen Skrupel hätte, sie aus dem Weg zu räumen, wenn sie für eine Gefahr gehalten wurde. Es lag ganz an ihr, sie davon zu überzeugen, dass sie wusste, worauf sie sich einließ. Eine Frau zu sein hatte keinerlei Einfluss auf ihren Intellekt oder ihre Loyalität.
»Ach, Aldus«, flüsterte sie und lehnte ihre Stirn an die kühle Wand. »Du hättest sehen sollen, was sie für ein Gesicht gemacht haben.« Ein kleines, krächzendes, atemloses Lachen durchbrach ihre Anspannung. »Ich wünschte, ich könnte es selbst noch einmal sehen.«
Beppo kam um die Ecke. Offenbar suchte er sie. Julia richtete sich auf und nickte dem kleinen, sehnigen Butler zu, wobei sie augenblicklich ihre einstudierte Haltung wieder einnahm. »Ja,
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