Verrueckt nach Brause
noch einmal durcheinander zu schieben. Sie nimmt sie wieder auf und
mischt sie nochmals. Dann breitet sie sie zu einer Art Fächer aus, und Caro
soll sich auf die Fragen, die sie an die Karten hat, konzentrieren und
währenddessen sieben Karten ziehen, die Madame Margo in einem Bogen verdeckt
auf dem Tisch drapiert. Dann deckt sie eine nach der anderen auf und erklärt
Caro die jeweilige Bedeutung der Karte. Am Ende, als alle Karten aufgedeckt
sind, deutet sie sie im Zusammenhang. Insgesamt erzählt sie Caro dann etwas
über deren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich höre gar nicht richtig zu,
weil ich das hier alles so absurd finde. Am Ende scheint meine Freundin aber
sehr zufrieden zu sein. Offensichtlich hat die Orakeltante ihr erzählt, was sie
hören wollte.
Jetzt bin ich an der
Reihe. Madame Margo fängt wieder die gleiche Prozedur des Mischens an, und ich
ziehe meine Karten.
Als sie so verdeckt
vor mir liegen, bin ich schon ziemlich aufgeregt. Was, wenn die mir jetzt Dinge
sagt, die mir gar nicht in den Kram passen?
Als ich die erste
Karte aufdecke, stockt mir der Atem. Denn auf ihr ist der unheimliche
Sensenmann, der auf einem Pferd reitet, dessen Hufe auf die Körper der am Boden
liegenden Menschen zu treten drohen. Unten auf der Karte steht das Wort TOD.
Madame Margo, die meinen erschrockenen Blick sieht, beruhigt mich und erklärt,
dass die Karte keinesfalls den Tod bedeuten muss, sondern häufig einen Neubeginn
anzeigt. Etwas Altes geht zu Ende, etwas Neues nimmt seinen Lauf.
„Na, da bin ich ja
beruhigt“, sage ich und denke, dass das passen könnte, denn schließlich habe
ich mich beim Ziehen der Karten auf Dirk konzentriert.
Madame Margo deckt
eine Karte nach der anderen mit der entsprechenden Erklärung auf, u. a. auch
die Karte „Die Liebenden“, die da steht für Liebe und Liebesglück, für eine
glückliche Beziehung usw. Dann dreht sie noch den „König der Münzen“ um. Diese
Karte steht für ein behagliches Leben, ein gutes Konto bei der Bank und
beachtlichen Wohlstand. Na also, denke ich, der Dirk ist wirklich ein
erfolgreicher, wohlhabender Geschäftsmann. Dann ist da noch die Karte der
„Sechs Stäbe“, die da sagt, dass ein Projekt erfolgreich ist, ein großes Vorhaben
gelingt. Gute Nachrichten sind zu erwarten. Sie können getrost ein Wagnis
eingehen. Zukunftsangst ist fehl am Platz.
Also das kann ja nur
bedeuten, dass ich mich jetzt trauen kann, Dirk um ein Treffen zu bitten. Alles
wird gut, und wir leben glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage, und
das auch noch mit dem nötigen Kleingeld.
Nachdem die
Kartenlegerin die restlichen Karten auch noch aufgedeckt hat, ist sie sich
sicher, dass für mich nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt mit Erfüllung in
der Liebe und allen materiellen Annehmlichkeiten.
Ich bin schon ein
bisschen erstaunt, wie die das alles so deuten konnte. Schließlich habe ich ihr
ja vorher rein gar nichts über mich erzählt und nachdem wir mit der
Kartenlegerei fertig sind, erzähle ich ihr von Dirk, von meinen Bedenken wegen
eines Treffens und seiner Geheimniskrämerei um sein Geschäft.
Madame Margo gibt
mir den Rat, nun den ersten Schritt zu tun und ihn um ein Treffen zu bitten.
Als wir später
wieder auf dem Heimweg sind, reden Caro und ich aufgeregt durcheinander.
Bestimmt ist an der Kartenlegerei doch was dran, und so nehme ich mir feste
vor, Dirk in den nächsten Tagen um ein Treffen zu bitten. Ich habe schließlich
nichts zu verlieren.
Kapitel
16
Als ich am nächsten
Nachmittag meinen Sohn Tom von der Betreuung abholen will, sehe ich schon von
Weitem, dass mir Frau Dr. Henriette, unser aller Pflegschaftsvorsitzende, auf
dem Gang entgegenkommt. Sofort fallen mir die 10 Euro ein. Ausweichen kann ich
ihr jetzt nicht mehr, also laufe ich ihr tapfer entgegen.
„Ach, Frau Fischer,
wie schön, dass ich Sie mal sehe“, sagt sie, ohne mich zu grüßen.
„So, so“, entgegne
ich.
„Sie wissen ja, dass
Sie mir noch 10 Euro schulden“, sagt sie in arrogantem Tonfall.
„10 Euro? Ich kann
mich nicht daran erinnern, mir je bei Ihnen Geld geliehen zu haben“, kontere
ich schlagfertig.
„Nein, natürlich
nicht. Ich spreche von dem Geld fürs Schulfest.“
„Mussten wir dafür
etwas bezahlen?“, tue ich ganz überrascht.
„Ja,
selbstverständlich. Es wurde in mehreren Elternbriefen darauf hingewiesen.“
„Das ist mir neu.
Wissen Sie, mein Sohn verbummelt schon mal gerne den einen oder anderen Brief.
Aber hier, bitte, ich
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