verrueckt nach dir
vibrieren, wenn ich an Sergio dachte.
Ich fuhr meinen Computer hoch und startete meine Playlist. Während meine Lieblingssongs im Hintergrund liefen, bediente ich mich vom Schminkzeug meiner Mutter. Dabei stand ich vor meinem kleinen Wandspiegel neben dem Fenster und spürte, wie auch dieser Sommertag langsam immer heißer wurde. Ab und zu checkte ich die Uhrzeit und seufzte.
Ich trug braunen Lidschatten und jede Menge Mascara auf, zog mit dem Kajalstift eine dunkle Linie auf mein Unterlid und betonte meine Wangen mit etwas Rouge. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob mein Werk mich attraktiver gemacht hatte, aber ich fand, dass ich reifer aussah und das war doch schon mal was.
Und dann plötzlich meldete sich mein Handy.
Im selben Augenblick glitt mir vor lauter Schreck mein Lipgloss aus den Fingern, fiel zu Boden und rollte unter meinen Kleiderschrank.
Ich eilte zu meinem Schreibtisch und nahm aufgeregt mein Handy hoch.
Er war`s!
Sergio rief endlich an.
Sicherheitshalber räusperte ich mich, bevor ich zu sprechen begann. »Hi, Sergio!«
»Hey, Lexi, bin gerade aufgestanden und du?« Seine Stimme klang relaxed und so männlich!
»Na ja, ich bin schon länger wach. Wie geht‘s dir? Was macht Yvo?« Ich hoffte innigst, dass er gute Nachrichten für mich hatte! Mein Herz klopfte wie verrückt.
»Er schläft. Wir beide haben fast die ganze Nacht durchgemacht. Erst gegen vier Uhr ist er eingeschlafen. Es geht ihm wieder gut, aber meine Mutter, oh Mann ... Sie ist der Meinung, dass wir mit Yvo alles falsch machen. Ich seh das nicht so. Wie es aussieht, haben wir völlig unterschiedliche Meinungen, und ich weiß nicht, Lexi, sie macht mich echt irre im Moment. Aber ich will dich jetzt damit nicht nerven ...«
»Du nervst doch nicht, Sergio. Ich hab schließlich gefragt«, säuselte ich.
»Sag mir lieber, was du gerade machst, hm?«
»Ähm, nichts weiter ... Eigentlich warte ich darauf, dass du kommst. Du kommst doch noch, oder?«
Er zögerte einen Moment.
»Ich weiß nicht, Lexi. Ich warte lieber, bis Yvo aufwacht. Meine Mutter ist arbeiten, und Janna sortiert mal wieder ihre Klamotten aus oder keine Ahnung. Sie ist mal wieder total mit sich selbst beschäftigt.«
»Oh«, sagte ich daraufhin und klang erschüttert. Ich musste mich auf mein Bett setzen, weil mich die herbe Enttäuschung einfach niederdrückte.
»Wenn‘s nach mir ginge, Lexi, wäre ich längst bei dir, das weißt du. Aber bestimmt kann ich loskommen, wenn meine Mutter zurück ist.«
»Dann ist meine Mutter aber auch schon wieder da«, entgegnete ich in der Hoffnung, dass er verstand, worum es mir ging.
»Und was wäre so schlimm daran?«, fragte er in einem verwunderten Ton.
Was? Meinte er das im Ernst? Ich wollte es kaum glauben.
»Sergio, wir wollten doch mal alleine ...« Ich unterbrach meinen Satz abrupt, weil es an der Tür klingelte, und stand auf, um nachzusehen.
»Ich weiß, Lexi, ich will auch endlich mit dir alleine sein. Nur du und ich ...«, sagte er, allerdings mit einer so kehligen, verheißungsvollen Betonung, dass es mir durch und durch ging.
Während ich zur Wohnungstür lief, sagte ich: »Manchmal glaube ich, dass die Wahrscheinlichkeit, von Außerirdischen entführt zu werden, größer ist, als dich für mich allein zu haben, und wenn es auch nur für eine kurze Zeit wär ...« Ich versuchte mit aller Mühe, mich nicht zu deprimiert anzuhören.
»Hat es nicht eben bei euch geklingelt?«, fragte er jetzt.
»Ja, wart mal ... Ist sicher Post oder unsere Nachbarin Seyda von oben.«
Ich öffnete die Wohnungstür und sah mich suchend um. Da ich niemanden antraf, drückte ich einfach auf den Türöffner für den Hauseingang und schloss die Tür wieder zu.
»Lass bloß keine Fremden rein, Lexi, egal, ob es helllichter Tag ist oder nicht«, warnte mich Sergio eindringlich.
»Du klingst wie meine Mom!«, stieß ich hervor und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Flurwand. »Sie muss mir auch immer wieder sagen, dass ich niemanden reinlassen soll, den ich nicht kenne. Ich muss mir das anhören, seit ... seit mein Vater weg ist.«
Ich vernahm Geräusche auf dem Hausflur und plötzlich klingelte es erneut. Ein Zucken ging durch meinen Körper.
»Jemand ist an der Tür, Sergio, wart mal kurz«, sagte ich leise, fast flüsternd. Ich versuchte durch den Spion zu spähen, konnte aber nichts erkennen, weil das Glas völlig blind war.
Komm schon, Lexi , dachte ich, wer, außer irgendeinem armen Postboten oder
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