verrueckt nach dir
wirklich ernst mit mir zu meinen. Als sei er sich vollkommen sicher, dass wir zusammengehörten.
Ach, ich steigerte mich ganz eindeutig in unnötige Zweifel hinein.
Ich schrieb ihm zurück:
Sorry, dass ich aufgelegt habe. Ich war sauer. Wir müssen in Ruhe miteinander reden, Sergio, unbedingt! Morgen?
Ich wartete hoffnungsvoll auf eine Antwort, aber seltsamerweise kam keine Reaktion. Nervosität machte sich in mir breit und verließ mich nicht mehr.
Irritiert und verunsichert ging ich Adrianas Nachrichten durch. Sie waren Variationen ein und derselben Frage: Ob ich noch ihre Freundin sei? Kopfschüttelnd antwortete ich per SMS:
Janna, du bist meine allerbeste Freundin! Hatte mein Handy aus, weil ich mich beruhigen musste. Sorry!!! Wir sehen uns morgen. Alles wird gut!
Obwohl ich, aufgrund der späten Stunde, nicht damit rechnete, kam ihre Antwort prompt. Offensichtlich schlief sie auch noch nicht:
Du hast mich so erschreckt! Tu das nie wieder, du Scheusal!
Und nach dieser kam gleich die Nächste hinterher:
Er ist übrigens völlig durch den Wind!
Ich verspürte einen Stich im Herzen, als ich das las. Besorgt, aber auch neugierig schrieb ich zurück:
Wieso? Was macht er denn?
Adriana:
Keine Ahnung. Er war nur kurz zuhause und hat Yvo Eis gebracht und sich umgezogen. War ganz verschlossen. Pennt bei Luka, denk ich. Majka ist diesmal so schockiert, weil er den Kampf machen will, dass sie kein Wort mit ihm redet.
Ich:
Kann ich mir denken. Sie hat Angst. Und ich auch.
Adriana:
Wir können es nicht ändern. Mal sehen, ob er morgen in die Schule kommt.
Ich:
Hoffentlich. Ich muss unbedingt mit ihm reden. Ich fühl mich ganz mies, obwohl ich so wütend bin.
Adriana:
Dein gutes Recht! Wir sehen uns morgen!
Ich:
Ja. Schlaf gut.
Adriana:
Du auch.
Von einem guten Schlaf konnte nicht die Rede sein. Völlig gerädert wachte ich am nächsten Montagmorgen auf und machte mich auf in die Schule.
Ich war schrecklich nervös und angespannt, was mir deutlich machte, wie verunsichert ich war.
Allerdings brachten die Tatsachen, die mich in der Schule empfingen, leider nicht die geringste Erleichterung.
Sergio war nirgends.
Auch in der Mittagspause tauchte er nicht auf. Adriana und ich scannten ununterbrochen die Mensa nach ihm durch, konnten ihn aber nicht entdecken.
Mein Herz wurde zentnerschwer.
Adriana zuckte immer wieder ratlos mit den Schultern, wurde aber sehr wirkungsvoll abgelenkt, als Joshua und seine beiden Kumpels grüßend an unserem Tisch vorbeiliefen. Adrianas Augen wurden groß wie Tennisbälle und leuchteten, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Natürlich versuchte sie, ihre Euphorie aus Rücksicht auf mich in Schach zu halten.
Auf dem Pausenhof nahmen wir allen Mut zusammen und fragten zwei von Sergios Freunden, mit denen er beim Essen oft zusammengehangen hatte. Wir erfuhren, dass sie ihn auch nicht gesehen hatten. Sie vermuteten, dass er wahrscheinlich nicht in der Schule sei.
Hatte ich es unterbewusst nicht befürchtet?
Adriana gab sich alle Mühe, mich aufzuheitern, obwohl sie ihren Ärger auf Sergio - und erst recht auf Luka - kaum verstecken konnte. »Luka ist ein lieber Mensch einerseits, hat aber andererseits einen miesen Einfluss auf Sergio. Er nutzt ihn total aus, weil er selber nichts auf die Reihe kriegt«, platzte es aus ihr heraus, als wir gemeinsam zur Bushaltestelle liefen.
Ich war so in Gedanken, dass ich kaum reden konnte. Sergios Bemerkung, wie unberechenbar die Lovic‘ seien, ging mir ständig durch den Kopf und drückte auf mein Gemüt.
Dauernd checkte ich mein Handy und hoffte auf eine Nachricht von ihm. Ich hatte ihm mittlerweile mehrere SMS geschickt, er solle mich anrufen, hatte ihm auf die Mailbox gesprochen, aber er meldete sich nicht.
»Kannst du mir Lukas und Bojans Nummern geben?«, fragte ich Adriana schließlich. Ich klang schon ganz trostlos.
Sie gab sie mir, ohne zu zögern. Die Einladung zu ihr nach Hause schlug ich dankend aus. Ich musste heim und mir klar darüber werden, was denn eigentlich los war?
Als ich im Bus saß, rief ich Luka an, und wartete ganz aufgeregt. Nach zweimal Klingeln ging er ran. »Hey, Lexi, ähm, wie geht‘s dir? Alles im Lot?«
Bildete ich es mir ein, oder klang er, als wäre ihm unbehaglich?
»Weißt du, wo Sergio steckt und warum er nicht an sein Handy rangeht?«
«Sergio ist mit Bo unterwegs«, verriet er.
Weitere Kostenlose Bücher