Verrückt nach einer Vampirin
seines Mercedes.
»Und ob Sie eine Verdächtige haben«, entgegnete der Chief. »Ich habe gerade einen anonymen Anruf auf meinem Privathandy bekommen. Die Pistole befindet sich in Ophelia Beliveaus Haus.«
Scheiße, wäre ja auch zu schön gewesen.
Der Mörder wollte um jeden Preis, dass der Verdacht auf Ophelia fiel. Ob er wusste, dass Jeanie mit Ophelias Schwester befreundet war, dass Gideon Ophelias Liebhaber war? »Wir sind uns sicher, dass jemand alle Register zieht, um Ophelia Beliveau etwas anzuhängen. Alle Fälle sind auf ein und denselben Täter zurückzuführen.«
»Sie machen das Ganze viel zu kompliziert«, sagte der Chief. »Der Mann aus dem Fotoladen – inzwischen haben wir ihn eindeutig identifiziert – hat die Beliveau erpresst, weshalb sie ihn um die Ecke gebracht hat. Als sie dann im Laden die Fotos, mit denen sie erpresst wurde, vernichtete, kam ihr die junge Frau in die Quere. Deshalb hat sie sie auch umgebracht. Und jetzt hat sie Plato Lavoie erschossen, weil er versucht hat, sie ans Messer zu liefern. Dieses Weib stellt eine Bedrohung für uns alle da. Verhaften Sie sie.«
»Klingt zwar nachvollziehbar, Chief, aber so einfach es nicht, tut mir leid. Ophelia Beliveau hat ein wasserdichtes Alibi. Sie hat es nicht getan.« Gideon streifte sich die Socken ab und schlüpfte wieder in die Schuhe. Nachdem er die Taschenlampe von seinem Gürtel genommen hatte, bahnte er sich seinen Weg zu Platos Hochsitz.
Der Chief folgte ihm. »So wasserdicht sind ihre Alibis gar nicht. Heute hat sie zum Beispiel den ganzen Tag mit einem von Leopards Männern verbracht. Was für ein Alibi soll das denn sein? Fest steht, sie ist der Schlüssel zu diesem Fall. Wohin man sich auch dreht und wendet, sie ist immer da.«
Oh, ja, das können Sie laut sagen,
dachte Gideon, als er die Strickleiter hinaufkletterte.
Ich muss echt vollkommen verrückt sein.
Der Chief kletterte hinter ihm nach oben. »Selbst wenn sie es nicht selbst getan hat, sie steckt knietief in der Sache mit drin. Sie müssen sie verhaften.« Er richtete den Blick in den Himmel. »Fast dunkel. Die Fledermäuse dürften jeden Augenblick losfliegen.«
»Klar ist sie der Schlüssel. Wenn sie sich mir nur endlich anvertrauen würde, könnte ich die Sache zum Abschluss bringen.«
»Sie denken mit Ihrem Schwanz, O’Toole.« Der Polizeichef trat auf die Plattform. »Das kann ich nicht zulassen.«
»Ich denke nicht mit meinem Schwanz«, widersprach Gideon und war froh darüber, dass er um einiges überzeugter klang, als er sich fühlte. Zum zweiten Mal an diesem Tag besah er sich das Teleskop, die Schere, die Chipstüte, die Körbe, das gelbe Allzweckmesser, die langsam austrocknenden Äste … irgendeinen Hinweis musste es doch geben.
»Ich habe gehört, dass die Kleine ein ziemlich heißer Feger ist«, sagte der Chief.
»Könnte man so sagen.«
Das reicht, mehr muss er nicht wissen.
»Was wissen wir denn über den toten Mann aus dem Fotoshop?«
»Nicht viel. Nur, dass er vor einem Jahr hergezogen ist und irgendwo aus dem Westen stammt. Er hat den Laden vom Vorbesitzer gekauft, der sich zur Ruhe gesetzt hat. Die Hälfte des Darlehens hatte er bereits abbezahlt, lange bevor es eigentlich fällig wurde. Der Kerl war Single und ist hauptsächlich wegen des Nachtlebens nach Bayou Gavotte gekommen. Er hatte hier und da mal eine Freundin, aber wohl auch einige Techtelmechtel mit Männern. Hat sich auch gerne mal volllaufen lassen. Eltern sind tot, Schwester lebt in Kalifornien. Sein Privatleben gibt in puncto Kriminalität nichts her, also ist die Beliveau nicht vom Haken. Es muss mit der Erpressung zu tun haben. Was machen Sie eigentlich für ein selbstgefälliges Gesicht?«
»Natürlich hat es mit der Erpressung zu tun«, erwiderte Gideon. »Hören Sie. Der Erpresser wusste viel zu viel über seine Opfer für einen, der neu in der Stadt ist. Es ist eine Sache, ob jemand Fotos von seinem Baby in der Badewanne oder seiner Frau in einer anrüchigen Pose macht. Da hat der Erpresser einen Namen und eine Telefonnummer auf dem Umschlag, in den die zu entwickelnden Fotos kommen. Aber bei dem Kerl, den ich gestern Abend im Fotoladen überwältigt habe, war das anders. Haben Sie meinen Bericht gelesen? Er wurde erpresst, weil er Abzüge von alten Highschool-Fotos machen wollte, unter denen sich auch eines seiner Ex-Freundin befand, die noch immer in der Stadt lebt. Er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit seine Frau nichts erfährt. Sie hat Krebs im
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