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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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so was wie ihren superleckeren Schweinebraten mit Sauerkraut. Heute leider nicht.
    Oma tat so, als würden sie Pfarrer Paulis Blumen völlig kaltlassen. Sie nickte nur flüchtig und häufte Tim Grießklöße auf den Teller.
    »Wo sind denn die Rosen geblieben?«, fragte Tim.
    »Die stehen im Wohnzimmer.« Oma zeigte mit dem Löffel auf die Schüssel. »Möchtest du noch mehr?«
    Tim schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    »Emma?« Oma wollte nach meinem Teller greifen, aber ich zog ihn weg. »Keinen Hunger.«
    Normalerweise futtere ich mittags immer wie ein Scheunendrescher, aber die Sache mit der Klassenkasse hatte mir den Appetit verdorben. Ich musste ständig an das verlorene Geld denken, und davon wurde mir ganz flau im Magen.
    Mama runzelte die Stirn. »Dann iss wenigstens ein Würstchen, Emma.«
    »Wieso? Du isst doch auch nichts.«
    »Das ist was anderes«, sagte Mama.
    »Na toll!«, sagte ich. »Bei mir ist es auch was anderes.«
    »Lass deine Mutter in Ruhe«, sagte Oma. »Ihr geht’s nicht gut.«
    Ich sah Mama an. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und war ziemlich blass. Mann, war ich eine blöde Kuh! Mama ging’s schlecht, und mir fiel nichts Besseres ein als herumzunerven. Um des lieben Friedens willen nahm ich mir ein Tofuwürstchen. Aber ich war mir sicher, dass ich keinen Bissen herunterkriegen würde.
    »Wann gibt’s denn mal wieder richtige Würstchen?«, meckerte Klaus. »Diese Dinger schmecken nach Sägemehl.« Klaus ist mein älterer Bruder, und er steht auch nicht besonders auf gesunde Ernährung. Wenn es nach ihm ginge, würde es jeden Tag Currywurst mit Pommes geben.
    »Können wir nicht mal eine Mahlzeit einnehmen, ohne dass über das Essen gemeckert wird?«, fragte Mama gereizt. Sie schob ihren Stuhl zurück und schaute zu Gesa. »Könntest du nachher meinen Aktmalkurs übernehmen? Ich glaube, ich muss mich noch ein bisschen hinlegen.«
    »Klar, kein Problem.« Gesa lachte. »Bei deinem neuen Aktmodell mach ich das doch gerne. Dieser Thomas ist wirklich ausgesprochen gut gebaut.«
    »Und nicht nur das, er ist auch noch nett«, sagte Mama. »Meine Kursteilnehmerinnen sind völlig begeistert von ihm.«
    »Und was ist mit dir?« Gesa zwinkerte Mama zu.
    Mama wurde ein bisschen rot. »Der ist doch viel zu jung für mich.« Sie stand auf. »Also, ich geh dann mal ins Bett.«
    Kaum hatte Mama die Küche verlassen, verfütterte ich mein Tofuwürstchen unauffällig an Paul, unseren Labrador. Er saß unter dem Tisch und hatte das Würstchen in null Komma nichts hinuntergeschlungen. Leider verhielt er sich dabei nicht so unauffällig wie ich, sondern schmatzte furchtbar laut. Tim warf einen Blick auf meinen leeren Teller und grinste mir zu. Dann nahm er sich noch eine Portion Grießklöße und stopfte sich seelenruhig einen nach dem anderen in den Mund. Der Glückliche! Seine einzige Sorge war, dass die Grießklöße nicht reichen könnten. Ich hätte liebend gern mit ihm getauscht.
     
    Nach dem Mittagessen ging ich in mein Zimmer. Mona war noch in der Schule und probte mit ihrem Flötenchor. Eigentlich wollte ich gleich die Mathehausaufgaben machen, damit ich sie nicht wieder vergaß. Aber in meinem Kopf war kein Platz für Zahlen. Stattdessen schwirrten tausend Fragen darin herum. Wie sollte ich bis nächsten Monat das Geld zusammenbekommen? Konnte ich es mir von irgendwem leihen? Oder sollte ich doch jemandem von der Sache erzählen? Aber wem?
    Ich versuchte, mich auf die Matheaufgaben zu konzentrieren, doch es klappte nicht. Nach zehn Minuten gab ich auf und ging wieder nach unten. Vor Mamas Schlafzimmer blieb ich stehen. Ich öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. Die Vorhänge waren zugezogen. Mama lag im Bett. Ihre Augen waren geschlossen, und sie stöhnte leise im Schlaf. Auf dem Nachttisch stand ein Glas Wasser, daneben lag eine Schachtel Tabletten. Ich starrte die Schachtel an. Mama nimmt normalerweise nie Tabletten. Wenn sie Kopfschmerzen hat, legt sie sich ins Bett. Und bei Magenschmerzen trinkt sie Kamillentee. Es musste ihr ziemlich dreckig gehen, wenn sie es ohne Tabletten nicht aushielt. Ich wartete noch einen Augenblick. Als Mama sich nicht regte, schloss ich leise die Tür. In diesem Moment kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass Mama etwas Schlimmeres als nur eine Magenverstimmung haben könnte.
    Tim saß an seinem Schreibtisch und machte Hausaufgaben.
    »Hi, Emma«, begrüßte er mich. »Was gibt’s?«
    Ich ließ mich auf sein Bett fallen. »Hast du Mathe schon

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