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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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gemacht?«
    »Nein, ich bin noch beim Deutschaufsatz.«
    Ich stöhnte. »Mist, den muss ich ja auch noch schreiben.«
    Ich griff nach einer Computerzeitschrift, die neben mir auf dem Bett lag, und blätterte sie durch. Tims Regale waren mit Kabeln und anderem Computerzubehör vollgestopft, und auf dem Fußboden türmten sich irgendwelche Fachbücher. Alles total langweiliger Kram. Mir fiel auf, dass ich länger nicht mehr in Tims Zimmer gewesen war. Wann hatten wir eigentlich das letzte Mal in aller Ruhe gequatscht? Früher hatte ich Tim immer alles erzählt. Und er mir auch. Aber in letzter Zeit war das anders geworden. Jeder von uns führte mehr und mehr sein eigenes Leben. Ich war mit Bastian, Mona und dem Schwimmtraining ziemlich beschäftigt gewesen. Und Tim hatte währenddessen mit Lea herumgeturtelt. Aber das war ja jetzt zum Glück vorbei.
    Ich legte die Zeitschrift weg. Sie interessierte mich genauso wenig wie die blöden Hausaufgaben.
    »Sag mal, weißt du, was mit Mama los ist?«, fragte ich.
    »Wieso? Was soll denn mit ihr los sein?«
    »Findest du nicht, dass sie in letzter Zeit irgendwie anders ist als sonst? Sie ist ständig müde, sie isst nichts mehr, ihr ist andauernd schlecht …«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Sie hat eben eine Magenverstimmung.«
    »Aber Mama ist doch sonst nie krank.« Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: »Sie nimmt sogar Tabletten!«
    »Vielleicht hat sie die vom Arzt«, sagte Tim.
    Ich runzelte die Stirn. »Mama war beim Arzt?«
    Tim nickte. »Heute Vormittag. Ich hab zufällig mitbekommen, wie sie in der Praxis angerufen hat. Mach dir keine Sorgen, Mama ist bestimmt bald wieder fit.«
    Ich wollte Tim glauben, aber ein bohrender Zweifel blieb. Normalerweise ging Mama nie zum Arzt. Höchstens einmal im Jahr zum Zahnarzt, aber das war’s auch schon. Ich hatte das sichere Gefühl, dass mehr hinter Mamas Magenverstimmung steckte. Und etwas Gutes konnte es nicht sein, so viel war sicher.
    »Sonst noch was?«, fragte Tim.
    Ich zögerte einen Moment, dann platzte ich heraus: »Kannst du mir Geld leihen?«
    »Kommt darauf an«, sagte Tim. »Wie viel brauchst du denn?«
    Ich zuckte mit den Schultern und sagte so selbstverständlich wie möglich: »Hundertfünfzig Euro wären nicht schlecht.«
    Tim sah mich einen Moment verdutzt an, dann prustete er los. »Guter Witz, Emma!«
    Ich blieb ernst. »Das ist kein Witz.«
    Tim hörte auf zu lachen. Er nahm seine Spardose aus dem Regal und ließ die Münzen auf den Schreibtisch kullern. Dann begann er zu zählen. Das mag ich so an meinem Bruder. Er ist überhaupt nicht neugierig. Keine Fragen, nichts. Holt einfach seine Spardose und zählt sein Geld. Allerdings hätte er sich dabei ruhig etwas beeilen können. Während er die Münzen zu kleinen Häufchen stapelte, wurde ich ganz kribbelig. Geduld war noch nie meine Stärke.
    »Zweiundzwanzig Euro und dreiundsiebzig Cent«, verkündete Tim schließlich. »Tut mir leid, mehr hab ich nicht.«
    »Na ja, da kann man nichts machen …« Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Tim sah mich nachdenklich an. »Alles okay, Emma?«
    Ich zögerte. Einen Moment lang war ich kurz davor, Tim alles zu erzählen. Vielleicht wurde der Wackerstein in meinem Magen ja etwas leichter, wenn ich mit jemandem redete …
    Tims Armbanduhr piepste. »Sorry, ich muss mal kurz ins Internet. Bei eBay läuft gerade eine super Versteigerung. Alte Computerteile, spottbillig …« Er drehte sich um und begann, auf seine Tastatur einzuhämmern.
    »Kein Problem.« Ich stand auf und ging zur Tür.
    »Wir können ja später weiterreden.« Tims Blick war auf den Bildschirm gerichtet.
    Ich nickte. »Klar, warum nicht?«
    Aber der Moment war vorüber. Ich würde Tim nichts von der verlorenen Klassenkasse erzählen. Und auch sonst niemandem. Das hatte ich mir ganz allein eingebrockt. Und nun musste ich auch ganz allein damit fertig werden. Jetzt fehlte mir nur noch eins: ein richtig guter Plan.

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    6 . Kapitel
    Wie wird man Millionärin?
    « W as ist denn hier los?« Lea sah sich verblüfft auf dem Dachboden um. »Ziehst du aus?«
    Auf meinem Bett, dem Schreibtisch und dem Fußboden stapelten sich Comichefte, Bücher und zerfledderte Zeitschriften. Außerdem hatte ich altes Spielzeug, Klamotten, die mir zu klein geworden waren, einen kaputten Badmintonschläger, einen abgewetzten Teddybären und jede Menge anderes Zeug aussortiert und in eine große Kiste

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