Verrückt nach Emma
geworfen, die mitten im Zimmer stand.
»Quatsch, natürlich nicht.« Ich fegte ein paar ausrangierte T-Shirts vom Bett, damit Lea und ich uns hinsetzen konnten. »Ich hab nur ein bisschen ausgemistet, das ist alles.«
»Du und ausmisten?« Lea grinste. »Das sieht dir aber gar nicht ähnlich. Und was machst du jetzt mit all dem Zeug?«
»Na ja … ich dachte, ich könnte das eine oder andere vielleicht auf dem Flohmarkt verkaufen und ein bisschen Geld verdienen«, erklärte ich.
Leas Augen begannen aufgeregt zu funkeln. »He – das ist eine super Idee! Hättest du was dagegen, wenn ich mitmache? Ich könnte auch etwas Geld gebrauchen. In Dederstadt hat doch dieser neue Klamottenladen aufgemacht. Da hab ich einen total schönen Pullover gesehen. Aber Mama will ihn mir nicht kaufen. Angeblich ist er zu teuer. Dabei sieht er so toll aus …«
Während Lea weiter von ihrem Traumpullover schwärmte, dachte ich blitzschnell nach. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Sache mit dem Flohmarkt alleine durchzuziehen. Aber vielleicht war es ja ganz lustig, wenn Lea auch mitmachte. Und ich musste ihr ja nicht auf die Nase binden, wofür ich das Geld brauchte.
Vor unserem Streit hätte ich Lea bestimmt sofort von der verlorenen Klassenkasse erzählt. Doch jetzt war irgendwie alles anders. Wir hatten uns zwar wieder halbwegs versöhnt, aber es war trotzdem nicht so wie früher. Ich merkte, dass ich Lea noch nicht wieder hundertprozentig vertraute. Wer konnte schon wissen, ob sie nicht gleich zu Simone lief und ihr alles brühwarm erzählte? Und was Simone wusste, das wusste am nächsten Tag die ganze Schule. Darauf konnte ich wirklich verzichten.
»Von mir aus kannst du mitmachen«, sagte ich großzügig. »Aber du musst auch Sachen zum Verkaufen mitbringen, okay? Und hinterher teilen wir uns den Gewinn.«
Lea nickte eifrig. »Super! Ich hab zu Hause jede Menge Kram, den ich nicht mehr brauche. He, was ist das denn?« Sie zog einen leicht zerknitterten Zettel unter ihrem Po hervor und machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Hab ich mich etwa auf deine Mathehausaufgaben gesetzt?«
»Nein, damit hab ich noch gar nicht angefangen«, gab ich zu. »Ich dachte, wir machen sie gleich zusammen.« Ich wollte Lea den Zettel aus der Hand nehmen, aber sie hielt ihn fest.
»Emmas Wie-werde-ich-reich-Plan«
, las sie vor und kicherte. »Das klingt ja interessant!« Sie strich den Zettel glatt und las weiter.
Wie komme ich möglichst schnell an möglichst viel Geld?
Punkt 1 : Flohmarkt => alte Sachen von mir, Mona, Mama, Gesa und Oma verkaufen. Vielleicht auch Kuchen von Oma???
Punkt 2 : gegen Bezahlung Hunde aus der Nachbar schaft ausführen
Punkt 3 : für alte Leute die Einkäufe übernehmen (oder andere Tätigkeiten, z.B. vorlesen???)
Punkt 4 : Lotto spielen
Punkt 5 : Erbschaft machen
Punkt 6 : Banküberfall (wenn gar nichts anderes
klappt …)
»Wow – nicht schlecht.« Lea gab mir den Zettel zurück.
»Danke«, sagte ich bescheiden. Dabei war ich eigentlich ziemlich stolz auf meinen Plan. Ich hatte den ganzen letzten Abend auf meinem Bett gehockt und mir den Kopf zerbrochen. Aber ich fand, es hatte sich gelohnt. Mit all diesen genialen Ideen hatte ich das Geld für die Klassenkasse bestimmt bis nächsten Monat zusammen. Mein Horoskop sprach auch eindeutig dafür. Heute früh hatte in der Zeitung gestanden:
Sie sind zurzeit voller Tatendrang. Nutzen Sie Ihre Energien, und gehen Sie neue Projekte an. Im Moment gelingt Ihnen fast alles!
Na, wenn das keine guten Neuigkeiten waren! Vielleicht waren Horoskope ja doch nicht so blöd.
»Was willst du eigentlich mit all dem Geld?«, fragte Lea.
»Wieso? Geld kann man schließlich immer gebrauchen«, sagte ich ausweichend und fügte schnell hinzu: »Außerdem spare ich für ein neues Fahrrad.«
»Ach so.« Lea nickte und fragte zum Glück nicht genauer nach. »Ist das mit dem Banküberfall etwa ernst gemeint?«
Manchmal stellt sich Lea wirklich etwas dämlich an – obwohl sie besser in Mathe ist als ich. Ich meine, es ist doch sonnenklar, dass das mit dem Banküberfall ein Witz sein sollte, oder?
Ich zog die Augenbrauen zusammen und setzte eine finstere Gangstermiene auf. »Na klar, was denkst du denn? Ich sehe vielleicht harmlos aus, aber in Wirklichkeit bin ich brandgefährlich …«
Ich fing an zu kichern, und Lea prustete ebenfalls los. Wir ließen uns rückwärts auf mein Bett fallen und lachten, bis wir keine Luft mehr bekamen.
In diesem Moment
Weitere Kostenlose Bücher