Verrückt nach Emma
interessierten mich nicht die Bohne. Als Nächstes ging es um Pinkis stumpfes Fell, und dann schilderte Mona ausführlich, wie Pinkis Köttel aussahen.
Der ganze Käfig ist voller Köttel. Sie sind viel weicher als sonst und haben eine leicht grünliche Farbe. Ob Pinki Durchfall hat? Vielleicht sollte ich mal mit ihr zum Tierarzt gehen …
Igitt! Das war ja ekelhaft! Ich zog eine Grimasse und blätterte schnell weiter. Hatte Mona denn kein anderes Thema als ihr blödes Kaninchen? Irgendwo musste doch auch etwas über Bastian stehen. Wenn sie heimlich in ihn verliebt war, hatte Mona das doch bestimmt ihrem Tagebuch anvertraut. Aber ich konnte Bastians Namen nirgendwo entdecken. Stattdessen tauchte ein anderer Name ziemlich häufig auf …
Seit Emma sich wieder mit Lea versöhnt hat, ist sie ganz anders als sonst. Wenn Lea dabei ist, tut sie so, als wäre ich Luft. Und auch sonst scheint Emma sich nicht mehr besonders für mich zu interessieren. Heute wollten wir eigentlich zusammen nach Dederstadt fahren und Klamotten für das Herbst-Vorspiel aussuchen. Das hatten wir schon seit Ewigkeiten geplant. Emma wollte mich beraten, damit ich beim Vorspiel richtig gut aussehe. Aber dann ist Lea plötzlich aufgetaucht, und Emma hat unsere Verabredung glatt vergessen. Vielleicht hat sie auch nur so getan. Vielleicht wollte sie einfach lieber mit Lea zusammen sein als mit mir. Wahrscheinlich war ich als Lückenbüßer gut genug, solange die beiden zerstritten waren. Aber jetzt hat sie ihre beste Freundin wieder, und ich bin abgeschrieben. Schade, ich dachte, ich hätte endlich eine Freundin gefunden …
Ich schluckte. Auf einmal saß ein dicker Kloß in meinem Hals. Hatte ich Mona wirklich so schlecht behandelt? Okay, das mit der verpatzten Einkaufstour war tatsächlich nicht besonders nett gewesen. Mona hatte tagelang von nichts anderem geredet, und ich hatte sie einfach versetzt. Plötzlich kam ich mir richtig fies vor.
Während ich so dasaß und meinen düsteren Gedanken nachhing, hörte ich auf einmal Schritte auf der Treppe. Dann ertönte ein Pfeifen, das immer näher kam. Ich kannte nur einen Menschen, der so schief »Im Märzen der Bauer« pfiff: Mona.
Vor Schreck war ich wie gelähmt. Statt das Tagebuch schnell verschwinden zu lassen, hockte ich wie eine Statue auf meinem Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Tür. Es war wie in einem Albtraum, wenn man weglaufen will, aber einem die Beine nicht gehorchen.
Alles lief wie in Zeitlupe ab. Mona erschien in der Tür. Sie pfiff fröhlich vor sich hin und schien ausgezeichnete Laune zu haben. Als sie mich sah, lächelte sie. Allerdings nur kurz. Dann entdeckte sie ihr Tagebuch auf meinen Knien, und das Lächeln verschwand.
»Was ist das?«, fragte Mona.
»Es ist nicht so, wie du denkst«, presste ich hervor, weil mir nichts anderes einfiel.
»Ist das etwa mein Tagebuch?« Monas Stimme klang so scharf wie ein Rasiermesser. Den Ton kannte ich bei ihr noch gar nicht.
Ich klappte das Buch zu. »Also … ja, das ist es tatsächlich … du errätst nie, wo ich es gefunden habe … das ist eine echt unglaubliche Geschichte …«
Aber Mona hörte mir gar nicht zu. »Du liest mein Tagebuch?«
»Na ja, das sieht jetzt vielleicht so aus, aber … ich wollte eigentlich nur …«, druckste ich herum. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr das erklären sollte. Ich verstand selbst nicht mehr, wie ich so etwas Fieses hatte tun können.
Mona machte einen Schritt auf mich zu und riss mir das Tagebuch aus der Hand. »Du hast sie ja nicht mehr alle! Bist du jetzt völlig durchgedreht? Du kannst doch nicht einfach in meinem Tagebuch herumschnüffeln! Da stehen private Sachen drin! Das geht dich überhaupt nichts an. Wo hast du es überhaupt her?«
»Das wollte ich dir ja gerade erklären …«, fing ich an, aber Mona ließ mich nicht ausreden.
»Du hast es heimlich aus meinem Versteck genommen, stimmt’s?« Sie funkelte mich wütend an. »Und ich dachte, ich könnte dir vertrauen! Dass du mich so hintergehen würdest, hätte ich echt nicht gedacht.«
»Wer hat denn hier wen hintergangen?« Ich sprang auf. Jetzt standen wir uns gegenüber wie zwei Ringkämpfer. »Ausgerechnet
du
redest von Vertrauen? Dass ich nicht lache!«
Mona sah mich völlig verdattert an. »Was soll das denn jetzt heißen? Lenk gefälligst nicht ab!«
»Ich weiß alles!«, platzte ich heraus. »Du bist eine ganz gemeine Verräterin!«
»Jetzt reicht’s!« Mona stapfte zur Tür. »Erst
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