Verrückt nach Emma
liest du in meinem Tagebuch, und dann beschimpfst du mich auch noch ohne jeden Grund. Das muss ich mir echt nicht länger anhören!«
»Ja, genau, hau doch ab!«, rief ich. »Und komm am besten nie wieder. Mit Verrätern will ich nämlich nichts zu tun haben.«
Mona würdigte mich keines Blickes mehr. Sie trampelte die Bodentreppe hinunter, dann war es wieder still. Ich warf mich auf mein Bett, vergrub den Kopf im Kissen und fing an zu weinen.
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11 . Kapitel
Schlechte Stimmung auf der ganzen Linie
A ls ich am nächsten Morgen aufwachte, war von Mona weit und breit nichts zu sehen. Sogar ihr Bett war schon gemacht. Sie musste extra früh aufgestanden sein, um mir aus dem Weg zu gehen. Ich gähnte. Na und? War mir doch egal, was die dumme Kuh machte. Hauptsache, sie ließ mich in Ruhe.
Ich zog mich an und ging in die Küche. Tim und Klaus saßen am Tisch und mampften Brötchen. Mona räumte gerade ihr Frühstücksgeschirr weg. Sie sah mich nicht an und tat so, als wäre sie total damit beschäftigt, ihre Müslischale in die Spülmaschine zu stellen.
»Morgen«, murmelte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Ich hatte überhaupt keine Lust auf eine Unterhaltung. Meine Brüder zum Glück auch nicht.
»Morgen«, nuschelte Tim. Er hatte gerade von seinem Marmeladenbrötchen abgebissen. Früher hat sich Tim immer fingerdick Schokocreme auf sein Frühstücksbrötchen geschmiert, aber seit Gesa fürs Einkaufen zuständig ist, gibt es so etwas Ungesundes natürlich nicht mehr bei uns. Stattdessen hat sie in den Ferien kiloweise Erdbeeren beim ÖkoBauern gepflückt und daraus Marmelade gekocht. Im Keller stehen noch mindestens zehn Gläser von dem Zeug. Schmeckt gar nicht so übel, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.
Klaus grunzte nur. Er war in die Zeitung vertieft.
Ich nahm mir eine Scheibe Brot und griff nach der Butter. Irgendetwas war heute anders als sonst. Ich runzelte die Stirn und dachte nach. Leider funktioniert mein Gehirn morgens noch nicht besonders gut. Es kommt meistens erst so gegen zehn richtig in Schwung.
Mona schloss die Spülmaschine und wischte die Brotkrümel von der Arbeitsplatte. Ansonsten war es still in der Küche. Genau, das war es! Diese Stille war absolut untypisch. Normalerweise quatschte Mona beim Frühstück ohne Pause. Und eigentlich war auch immer jemand da, der mitquatschte. Entweder Oma oder Mama oder Gesa. Von den dreien war heute aber niemand in Sicht. Und Mona war stumm wie ein Fisch.
»Wo sind denn die anderen?«, fragte ich
Mona tat so, als hätte sie die Frage nicht gehört. Sie hatte mir den Rücken zugedreht und wedelte eifrig mit dem Lappen herum. Dabei war die Arbeitsplatte schon blitzblank. Klaus reagierte natürlich auch nicht, aber das war völlig normal. Meistens hielt er es für unter seiner Würde, mit Mona, Tim oder mir zu sprechen.
Schließlich sah wenigstens Tim von seinem Marmeladenbrötchen auf. Er braucht morgens auch immer etwas länger, um in die Gänge zu kommen. »Mama ist schon ganz früh weg. Sie hatte irgendeinen Termin in Dederstadt. Gesa ist mitgefahren. Wo Oma steckt, weiß ich nicht.« Das war eine ganz schön lange Rede, wenn man bedenkt, wie früh es noch war. Tim sah erschöpft aus und steckte sich schnell den Rest seines Marmeladenbrötchens in den Mund.
»Oma hat bei Pfarrer Pauli übernachtet«, grunzte Klaus, ohne von der Zeitung aufzublicken.
»Was?« Ich traute meinen Ohren kaum. Keine Ahnung, was mich mehr überraschte: dass Klaus freiwillig mit uns sprach oder dass Oma die Nacht im Pfarrhaus verbracht hatte. »Heißt das, die beiden haben sich wieder versöhnt?«
Aber Klaus war schon wieder in sein übliches Schweigen versunken und reagierte nicht mehr. Tim und ich wechselten einen Blick. Tim zuckte mit den Schultern. Er wusste auch nicht mehr als ich. Ich beschloss, Oma gleich nach der Schule darauf anzusprechen.
Mona warf den Lappen in die Spüle und wandte sich an Tim. »Ich geh schon mal vor zum Bus. Bis später.« Dann verließ sie die Küche, ohne mich ein einziges Mal angesehen zu haben.
Tim warf mir einen verwirrten Blick zu. »Was ist denn mit der los?«
»Wieso? Was soll denn los sein?«, fragte ich.
»Weiß nicht. Mona ist heute so komisch. Und du auch. Hattet ihr Streit?«
Ich schüttelte den Kopf. »Quatsch. Alles bestens.«
»Aber …«, fing Tim an, doch ich ließ ihn nicht ausreden.
»Kann man hier nicht mal in Ruhe frühstücken?« Ich griff nach der Zeitung, ohne auf Klaus’
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