Verrueckt nach Liebe
er mit schlimmen Dingen fertiggeworden. Er wusste, wie man überlebte, wenn die Kacke am Dampfen war.
Er ging in den Umkleideraum und öffnete den Spind, auf dem sein Name in Druckbuchstaben auf einem Stück Gewebeband geschrieben stand. Er knöpfte sein langärmliges beigebraunes Diensthemd auf und zog an den Klettverschlüssen an den Schultern und links und rechts an seiner Taille. Die Weste wog knapp viereinhalb Kilo. Nichts im Vergleich zu der Panzerweste, die er beim Militär getragen hatte. Er deponierte sie im Spind und knöpfte sein Hemd über seinem schwarzen Militärunterhemd zu.
»Hey, Matthews«, rief Deputy Neal Flegel ihm zu, als er den Umkleideraum betrat. »Hast du von dem 10-32 am Lake Meredith gehört?«
Er hatte den Funkruf gehört. »Ja. Was für Idioten sind zu dieser Nachtzeit draußen auf dem See?«
Flegel öffnete seinen Spind und knöpfte sein Hemd auf. »Zwei Vollpfosten, die in einem drei Meter langen lecken Aluminium-Boot angeln wollten, ohne Rettungswesten, aber mit einer Kühlbox voll mit Lone Star.«
Er hatte über Funk mitgehört, dass in Ufernähe eine Leiche geborgen worden war. Ein weiterer Deputy, Marty Dingus, betrat den Umkleideraum, und Neal und er quatschten wie zwei alte compadres . Kumpels. Tucker hatte eine Menge compadres . Waffenbrüder. Ein paar von ihnen hatte er geradezu gehasst, hätte aber trotzdem sein Leben für sie gelassen. Eine Polizeidienststelle war in der Beziehung nicht viel anders. Beim Militär und bei der Polizei wurde nach denselben Regeln gespielt. Er war der Neue in Potter County. Er war schon öfter in dieser Situation gewesen und wusste, wie er sich dem Job zuliebe anpassen und mit den anderen auskommen musste. Er freute sich darauf, die anderen Hilfssheriffs in seiner neuen Heimat kennenzulernen.
»Wie gefällt dir Potter County bisher?«, fragte Marty. »Nicht ganz so ein heißes Pflaster wie Harris County, oder?«
Tucker griff nach seiner Jacke im Spind. »Das gefällt mir gerade daran.« Er war schon an so vielen gefährlichen Orten gewesen, dass es ihm für sein ganzes Leben reichte.
Neal schälte sich aus seiner Weste. »Hast du inzwischen eine Wohnung?«
Tucker nickte und schloss seinen Spind. »Ich hab auf deinen Rat gehört und mir ein Haus in Lovett gesucht. In der Winchester Road. Nicht weit von der dortigen Highschool.«
»In der Winchester Road?« Neal runzelte nachdenklich die Stirn. Beide Deputys waren in Lovett aufgewachsen und lebten immer noch mit ihren Familien dort. »Kennen wir jemanden, der dort wohnt?«, fragte er Marty.
»Heute?« Achselzuckend schüttelte Marty mit dem Kopf. »Als wir noch zur Schule gingen, die Larkins … Cutters … und die Brooks-Mädchen.«
»Deshalb kam mir das so bekannt vor.« Neal verstaute seine Weste in seinem Spind. »Lily Darlington wohnt in der Winchester Road. Sie hat sich das Haus direkt neben ihrer Mom gekauft.«
Marty lachte. »Die verrückte Lily?«
Die verrückte Lily?
»Einige meiner frühsten feuchten Träume drehten sich um die verrückte Lily.« Beide Männer lachten, und Tucker hätte ihren Humor zu würdigen gewusst, hätte er nicht selbst vor kurzem einen Sextraum mit Lily Darlington als Hauptdarstellerin gehabt.
»Sie ist meine Nachbarin.« Tucker schob die Arme in seine Jacke. »Warum nennt ihr sie verrückt?« Sie hatte sich nicht verrückt benommen, als sie mit ihm zusammen war. Mit ihrem weißen Pullover hatte sie gestern schon eher ihn verrückt gemacht. Er hatte nur einen Blick auf ihre Titten geworfen, und das ganze Blut in seinem Kopf war in seine Hose gesackt.
»Ich glaub, sie ist nicht mehr verrückt«, meinte Neal. »Nicht so wie früher, als sie noch auf dem Tisch getanzt hat.«
Lily tanzte auf dem Tisch? »Beruflich?«
»Nein. Auf Highschool-Partys.« Marty lachte. »Ihre langen Beine in knappen Shorts und Cowboystiefeln waren sensationell.«
Himmel.
»Sie ist nicht mehr so«, verteidigte Neal sie. »Ich glaube, diese Gehirnerschütterung, die sie 2004 davongetragen hat, als sie mit ihrem Wagen in Ronnies Wohnzimmer gerast ist, hat sie zur Vernunft gebracht.«
Himmel, Arsch und Zwirn. »Wer ist Ronnie?«
»Ihr Ex.«
»Und sie ist mit ihrem Wagen in sein Wohnzimmer gerast? Absichtlich?«
»Sie hat immer behauptet, sie wäre wegen einer Migräne mit dem Fuß abgerutscht«, antwortete Neal. Beide Männer lachten, und Neal fuhr fort: »Es wurde nie Anklage gegen sie erhoben, aber alle wissen, dass die verrückte Lily Darlington ihren Wagen
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