Verrueckt nach Liebe
absichtlich in dieses Haus gefahren hat. Sie war kurz davor, in die Psychiatrie eingewiesen zu werden.« Neal zuckte mit den Schultern. »Aber sie war sowieso schon ein paar Tage im Krankenhaus, da ergab es keinen Sinn.«
Sie war in der Psychiatrie? Tucker hatte letztes Jahr in South Houston einen Fall für die Psychiatrie abgeholt. Die schizophrene Frau hatte sich drei Tage lang in ihrem Schlafzimmer eingesperrt und ihre Matratze gegessen.
»Nur gut, dass Ronnie mit seiner Neusten um die Häuser gezogen ist«, fügte Marty hinzu.
Gütiger Himmel. Er war scharf auf eine Verrückte. Auf eine Frau, die möglicherweise versucht hatte, ihren Ex um die Ecke zu bringen, indem sie mit dem Wagen in sein Haus raste, und fast in die Psychiatrie eingewiesen worden wäre. Diese Info hätte genügen sollen, um sich Lily aus dem Kopf zu schlagen, doch das war nicht der Fall. Er stellte sich ihre Hände auf seiner Brust vor, wie seine Hände an ihren langen Beinen hinauffuhren, und wusste nicht, wer verrückter war. Er oder die verrückte Lily Darlington.
Kapitel vier
Lily fuhr den Jeep Cherokee in die Garage und ließ das Tor offen. Sie hatte Pippen an der Schule abgesetzt und war zu Albertson’s zum Einkaufen gefahren. Sie hatte noch viel zu erledigen, bis ihr Sohn nach dem Unterricht nach Hause kam.
Sie stieg aus und lief zur Straße. Nach dem Gespräch mit Ronnie war Pippen gestern so aufgeregt gewesen, dass er nur schwer hatte einschlafen können. Die Vorfreude darauf, mit seinem Daddy nach Odessa zu fahren, hatte ihn schon tagsüber nicht zur Ruhe kommen lassen.
Am Straßenrand stand ihre große beigefarbene Mülltonne, die sie am Plastikgriff packte, um sie in die Garage zu ziehen. Als Tuckers silberner Tundra in die Nachbareinfahrt fuhr, blickte sie auf. Sie winkte ihm zu und zog den Kopf ein, während sie die Tonne in die Garage bugsierte. Von Tucker hatte Pippen auch ständig geredet. Ihr neuer Nachbar wollte ihm das Dunken, Freiwürfe und Finten beibringen. Was immer das auch sein mochte.
Nachdem sie die Mülltonne an die Wand geschoben hatte, trat sie an ihren Jeep Cherokee und öffnete den Kofferraum. Sie hatte Pippen zugehört, bis sie es keine Sekunde länger ertragen konnte, und mit hilflos ausgebreiteten Armen gefragt: »Und was bin ich? Die böse Stiefmutter?«
Pippen hatte die Augen verdreht. »Du bist bloß meine Mom.«
Ja, sie war bloß seine Mom, und Ronnie, der Versager-Arsch, war sein Superheld. Als Lily nach zwei Einkaufstüten griff, hörte sie Tuckers Stiefelabsätze klappern, kurz bevor sein Schatten über die Garagenschwelle fiel.
»Ich nehm das«, sagte er.
Als er in seiner braunen Jacke und der grässlichen Hose, die er auch schon neulich trug, neben ihr stehen blieb, warf sie ihm einen Blick zu und sah sich verstohlen um. Dass Tucker in ihrer Einfahrt mit Pippen Basketball spielte, war eine Sache – ihr die Einkäufe ins Haus zu tragen eine ganz andere. Sie lebte als alleinerziehende Mutter in einer Kleinstadt, deren Bewohner ihre bewegte Vergangenheit nie ganz vergessen würden. Zum Glück schien von ihren Nachbarn keiner zu Hause zu sein. »Sie können den Rest nehmen«, sagte sie und eilte zur Hintertür. »Danke.«
»Kein Problem.« Er schnappte sich die übrigen vier Tüten und klappte den Kofferraum des Jeep Cherokee zu.
»Pippen sagt, Sie wollen ihm das Dunken beibringen.« Sie drückte auf einen großen Knopf an der Hintertreppe, und das Garagentor glitt zu.
»Ich versuch’s.« Er folgte ihr in die Küche und stellte die Tüten auf der Theke ab. »Aber erst muss er an seinem Dribbling arbeiten.«
Lily knöpfte ihren marineblauen Caban-Mantel auf und hängte ihn an den Türhaken. An jenem Morgen hatte sie sich in ihre pinkfarbene Yoga-Hose, einen Sport-BH und ein Elasthan-Tanktop geworfen, weil sie später ihre Yoga-Matte herausziehen, ihre Rodney-Yee-DVD einlegen und in ihrem Wohnzimmer den herabschauenden Hund üben wollte. Sie betrachtete Tucker verstohlen von der Seite; sein Kinn, seinen Mund und die breiten Schultern. Bis auf ihren Schwager und ihren Neffen war er der einzige Mann, der je ihr Haus betreten hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, Tucker hier zu haben. »Nochmals danke.«
»Danken Sie mir mit einem Kaffee.« Er drehte sich zu ihr, griff nach dem Reißverschluss seiner dunkelbraunen Jacke und zog den Reißverschlussanhänger langsam nach unten. Einen Zentimeter nach dem anderen, während seine Blicke sich auf eine träge Reise über ihren Körper
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