verrueckt nach mehr
erinnerte mich, wie gern er beim Fahren Musik hörte, aber heute ließ er das Radio aus.
Während wir unterwegs waren, erhielt ich endlich eine Nachricht von Derek, die ich mit klopfendem Herzen öffnete. Leider versetzte mir ihr Inhalt einen derben Schlag.
Derek:
Ich gebe auf. Es tut mir leid, Lexi. Bin über Nacht gebli e ben, aber jetzt fahre ich nach Hause. Deine Mutter lässt sich nicht umstimmen und ich kann nicht mehr.
Ich steckte mein Handy wieder weg und starrte auf die Straße.
Nach einer Weile brach Bojan das Schweigen. »Und we l che nicht vorhandene Kapuze willst du dir ins Gesicht zi e hen?«
Ich sah ihn gedankenverloren an. »Hm?«
Er stieß einen Seufzer aus. »Oh, Mann ... Wie stellst du dir deinen Undercover-Auftritt als Nicht-Lexi eigentlich vor?«, fragte er besorgt.
Ich musste ihm recht geben. In meiner Fantasie stand ich immer irgendwo im Hintergrund zwischen bulligen Kerlen, die mich fast verdeckten, und trug einen dicken Kapuzenpulli, dessen Kapuze die obere Hälfte meines Gesichts fast komplett verdeckte.
Das Problem war nun die Tatsache, dass ich nichts de r gleichen anhatte, und schlimmer noch: Alles, was ich an mir trug, kannte Sergio bereits.
Meine plötzliche Verunsicherung ging so weit, dass ich die ganze Idee mit der Tarnung auf einmal für vollkommenen Schwachsinn hielt.
Jetzt war es ohnehin zu spät.
Ich musste es darauf ankommen lassen. Entweder ich hatte Glück und Sergio entdeckte mich nicht, sodass ich rechtzeitig gehen konnte, bevor er aus dem Ring stieg ... oder aber ... ich würde ihn damit konfrontieren, dass ich meinen Kopf durc h gesetzt hatte und trotzdem gekommen war. Ich würde einfach dazu stehen! Und nur das war wirklich ehrlich.
Bojans Miene schien sich immer mehr zu verdüstern. Ich bekam fast schon ein schlechtes Gewissen.
»Hey, jetzt schau nicht so«, sagte ich lachend und gab ihm einen kleinen Stups mit dem Handrücken.
»Du hast gut reden, Lexi«, grummelte er. »Ich weiß gar nicht, warum ich mich immer von dir um den Finger wickeln lasse.«
Etwas verlegen sagte ich daraufhin: »Weil du weißt, dass ich nur tue, was ich tun muss ... und du ein hilfsbereiter ... ein hilfsbereiter und sehr lieber Mensch bist, der ... der ...« Ich stockte, als dürfte ich meinen Gedanken nicht zu Ende form u lieren.
Er warf mir einen skeptischen Seitenblick zu. »Du musst dich nicht einschleimen!«
»Tu ich nicht ...«
»Du meinst das alles wirklich so?«
»Mmh.«
»Und wie endet dein Satz?«
»Was?«
»Ich bin ein hilfsbereiter, lieber Mensch, der ... der was, Lexi?«
Ich zuckte mit den Schultern.
Die Wahrheit war, dass ich selber nicht wusste, was ich sagen wollte. Irgendetwas Cooles bestimmt. Ein Kompliment. Aber etwas hatte mich zurückgehalten. Vielleicht war es die Art, wie Bojan mich manchmal ansah und wie seine Augen dann noch grüner wurden.
»Ähm ... ein lieber Mensch, der tollen Schmuck designen kann«, sagte ich schließlich.
Er runzelte unbeeindruckt die Stirn und erwiderte nichts.
Wir parkten den Wagen. Ich wollte gerade aussteigen, aber Bojan meinte, es sei vielleicht ganz gut, wenn wir noch wart e ten, bis der Kampf begonnen hatte. Sergio würde sich auf Wudnik konzentrieren müssen und könnte somit nicht auf die Zuschauer achten. Wir hätten dann eher die Chance, uns u n bemerkt reinzuschleichen.
Als wir eine Viertelstunde später auf den Boxclub zuli e fen, sahen wir vor dessen Eingang eine Traube von Leuten, die offensichtlich hereingelassen werden wollten. Der Hüne, der die Tür bewachte, schien hauptsächlich damit beschäftigt, jeden Einzelnen abzuweisen.
Bojan stöhnte und verzog das Gesicht. »Fette Scheiße, was ‘n da los!?«
»Ist das eine Berliner Krankheit?«, fragte ich genervt. »Diese ganzen Türkontrollen und Türsteher, die einen nicht reinlassen wollen?«
Bojan verengte die Augen zu einem entschlossenen Blick. »Wir kommen schon rein. Lass mich nur machen, Lexi, und halt du dich bitte zurück.« Dann fügte er mit einem sanften Tonfall hinzu: »Darf ich dich um deine Hand bitten? ... Keine Panik, nur so lang, bis wir drin sind.«
Ich schmunzelte und schob meine Hand in seine. Bojan drängelte sich mit mir durch die Menge bis zum Eingang durch, wo wir vor der beeindruckenden menschlichen Barriere zwangsläufig stoppen mussten.
Der Hüne starrte meinen Begleiter feindselig an und ve r sperrte uns den Weg. »Keinen Schritt weiter, Kumpel!«
»Weißt du, wie ich heiße?« Bojan machte auf
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