verrueckt nach mehr
unsere Geschenke aus. Am ersten Weihnachtstag gibt‘s dann Gänsekeulen mit Rotkohl und als Nachtisch Apfelstrudel ... und am zweiten Weihnachtstag essen wir die Reste auf, sinnieren über Glück, Liebe und die Ungerechtigkeit in der Welt und schauen am Abend Kitschfilme, die wir längst schon kennen. Das ist das Programm, das ich mitmache, seit ich denken kann. Mehr ist da nicht. Ich glaube, meine Mom weiß nicht, was sie von Gott halten soll.«
»Und du?«
»Gott ist mir zu weit weg, Sergio.«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Wenn ich dich ansehe, glaub ich an jeden Gott, den man mir andrehen will.«
»Und wenn ich dich ansehe, habe ich ganz unchristliche Gedanken«, grinste ich und starrte auf seinen unwiderstehl i chen Mund.
Sergio presste seine Lippen auf meine . Unsere Zungen b e rührten sich erst zaghaft und dann immer energischer, bis sie sich beinah verknoteten. Seine Hand umfasste zärtlich mein Gesicht, und ich drehte mich zu ihm und setzte mich auf se i nen Schoß. Doch er zog den Kopf zurück und sah mir ei n dringlich in die Augen. »Sündige ruhig, Lexi!«, sagte er mit verführerischer Stimme. »Ich nehm dir hinterher gern die Beichte ab.«
Weihnachten und mehr ...
Joshua holte den Glühwein und Sergio die Crêpes, wä h rend Adriana und ich uns einen Stehtisch am Getränkestand sicherten. Wir waren auf dem berühmten Weihnachtsmarkt in Mitte, wo es ein Riesenrad, Karussells und viele Verkaufs-Hütten für kulinarische Spezialitäten und Kunsthandwerk gab.
Es war das erste Mal, das wir etwas zu viert unternahmen. Adriana nannte es insgeheim die »Feuerprobe« und meinte das Zusammentreffen von Sergio und Joshua, die ja so unte r schiedlich wie Tag und Nacht waren.
Das dachten wir jedenfalls.
Erstaunt durften wir feststellen, dass sie genug Gespräch s stoff hatten, um uns links liegen zu lassen. Der Glühwein mag auch eine gewisse Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall witze l ten sie viel herum - so richtig jungsmäßig - oder schauten aufmerksam, wenn sie dem anderen bei seinen Ausführungen zuhörten. Adriana und ich nutzten die Gelegenheit, um ein paar Weihnachtsgeschenke einzukaufen und Riesenrad zu fa h ren, während unsere Männer den Glühwein probierten.
Als wir hoch oben in unserer Gondel auf die grell leuc h tenden Lichter der Stadt blickten, fühlten wir uns high und alberten herum, machten Handy-Fotos von uns und schickten sie an Sergio und Joshua. Kurz darauf empfingen wir beiden ein Foto, auf dem die beiden von zwei superattraktiven Blo n dinen in engen weißen Engelskostümen flankiert in die Kam e ra grinsten. Die jungen Frauen hatten grellrote Kussmünder, flauschige, große Flügel und einen goldenen Heiligenschein, dem sie in ihrem Dress ganz sicher nicht gerecht wurden.
»Oh, diese Mistkerle!«, schrie Adriana halb lachend, halb mit gespieltem Missfallen. »Kaum sind sie unbeaufsichtigt, lassen sie sich anbaggern. Schau dir mal an, wie diese Schne p fen sich bei ihnen untergehakt haben. Bäh ...«
Ich musste losprusten, aber je länger ich das Foto betrac h tete, desto mehr konnte ich meine beste Freundin verstehen. So kamen wir auf das Thema Eifersucht zu sprechen und stel l ten fest, dass wir beide großkotzig glaubten, nicht wirklich zu den eifersüchtigen Freundinnen zu zählen. Aber so ein bis s chen ... also, ein kleines bisschen waren wir es schon. Gerade so viel, um es noch lustig zu finden.
»Wann bringt dieses Riesenrad uns wieder runter? Wir hängen seit `ner halben Ewigkeit hier oben rum!« Adriana tat ungehalten, aber auch sie genoss die wunderschöne Aussicht. »Da, schau mal, Lexi«, rief sie aufgeregt und zeigte auf ein entferntes Feuerwerk, das den nächtlichen Himmel zum Leuchten brachte.
Ein Paar Gondeln weiter winkten uns zwei kleine Mä d chen lachend zu, und als wir freundlich zurückwinkten, schni t ten sie uns freche Grimassen. Wir streckten ihnen die Zungen raus, bis sich ihr Vater zu uns umdrehte und ärgerlich die Brauen zusammenzog.
Der kalte Wind trug uns aus allen Richtungen ein Klan g gemisch aus Musikfetzen und Menschenstimmen zu, bis das Riesenrad uns zwanzig Minuten später wieder auf sicherem Boden absetzte.
Bevor wir den Heimweg antraten, kaufte Sergio gebrannte Mandeln für mich, ein Lebkuchenherz für seine Mutter und kleine Schoko-Weihnachtsmänner für Yvo. Joshua und Adri a na teilten sich eine riesige Portion Zuckerwatte, mit der sie sich gegenseitig fütterten. Sie liefen ein paar Meter vor uns.
Sergio hatte seinen
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