verrueckt nach mehr
sagen müssen, dass es in Ordnung sei ... völlig in Ordnung ... Wieso auch nicht? ... Aber ich konnte nichts de r gleichen über meine Lippen bringen.
Ich wusste, Derek Bender hatte die Nacht keineswegs auf der Couch verbracht.
Ich war mich sicher, dass meine Mutter mit ihm geschl a fen hatte.
Aber ich wusste verdammt nochmal nicht, warum mich diese Tatsache so erschütterte.
Ich war vollkommen irritiert.
Doch Sergio sollte es mir erklären.
»Du bist verunsichert, weil deine Mutter etwas Untyp i sches getan hat«, sagte er gelassen.
»Aber ich habe es mir immer gewünscht«, entgegnete ich, immer noch konfus wegen meiner Gefühle.
»Klar hast du ... bloß hast du wohl nicht damit gerechnet.« Er sah mich eindringlich an, sein Gesicht nur eine Handbreit von meinem entfernt. Wir saßen auf unseren Plätzen im vollen Kinosaal und warteten, dass der Vorhang aufging.
»Ich weiß, was dir Schiss macht, Lexi.«
Sergio stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund und kaute in aller Ruhe.
»Und? ... Was denn?«, drängte ich neugierig.
»Okay. Also, wenn ich das jetzt mal so ... ähm ... psych o logisch betrachte, denke ich, dass du Angst hast, sie könnte die Sache bereuen und von Gewissensbissen geplagt werden.«
Ich sah geradeaus und grübelte über seine Bemerkung.
»Außerdem hast du Angst, sie könnte Panik kriegen, weil sie sich den Weg zurück in die Arme deines Vaters ... mögl i cherweise ... endgültig vermasselt hat.«
Ich hob die Brauen und sah ihn verblüfft an. Auf den G e danken war ich noch gar nicht gekommen, zumindest nicht bewusst, aber jetzt wo Sergio es sagte, klang es plausibel und erklärte womöglich mein Unbehagen.
»Du hast Angst, dass sie in eine tiefe Depression stürzt und du ihr nicht helfen kannst und mitleidest«, fuhr er unbeirrt fort.
Daraufhin sahen wir uns einige Herzschläge lang schwe i gend an.
»Ich liebe dich«, schwappte es plötzlich aus mir heraus, als würde eine Badewanne überlaufen.
Sergio zog einen Mundwinkel hoch und raunte in mein Ohr: »Wie heißt der blöde Film nochmal? ... Ich hoffe, er da u ert nicht so lang!«
Ich seufzte. »Glaubst du, dass sie es bereuen wird, Se r gio?«
»Woher soll ich das wissen, ich kenne deine Mutter leider nicht besonders gut ... aber ... na ja, schon möglich. Andere r seits kann‘s auch sein, dass sie durch die Bettaktion endlich überm Berg ist.«
» Bettaktion ...«, wiederholte ich kopfschüttelnd und mus s te widerwillig grinsen.
»Ich wollt‘s nicht vulgär ausdrücken.«
»Schon gut.«
»Was ist mit uns?«, fragte er leise.
»Du meinst unsere Bettaktion ?«
»Äh ... ja.«
»Ich stelle gern mein Bett zur Verfügung.«
Ein dreifacher Gong ertönte, woraufhin die schweren roten Vorhänge mit einem dezenten, metallischen Geräusch aufgi n gen und eine riesengroße Leinwand zum Vorschein kam.
Das Licht im gesamten Saal wurde stark gedimmt.
Sergio neigte den Kopf zu mir und presste seine Lippen auf meine. Seine Zunge drängte unverzüglich in meinen Mund und ich schloss die Augen. Er schmeckte nach Popcorn, süß und lecker. Unser Kuss dauerte so lange, bis die Trailer für demnächst anlaufende Filme losgingen und unsere Aufmer k samkeit auf sich zogen.
» Life of Pi , ja?«, murmelte Sergio vor sich hin. »Bin g e spannt.«
Ich hakte mich bei ihm unter und schmiegte mich eng an seine kräftige Schulter. »Der Film soll toll sein«, flüsterte ich vergnügt.
Auf der Fahrt zu mir nach Hause erzählte Sergio, wie die beiden Weihnachtstage für ihn und seine Familie verlaufen waren. Ich erfuhr, wer wem was geschenkt und mit wem lau t stark gestritten habe, sodass die Nachbarn an die Decke klo p fen mussten. Yvo sei mit seinem Weihnachtsgeschenk, einem Elektronik-Experimentierkasten, in sein Zimmer verschwu n den und dort geblieben, bis er auf dem Teppich eingeschlafen war.
Jelena, Sanja und Adriana hätten bei den traditionellen G e sellschaftsspielen gegen die Männer so oft gewonnen, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könne. Und sein Onkel Angelo hätte am gestrigen Abend eine Flasche Wodka hervorgeholt und später den Weihnachtsbaum umgeschmissen. Zum Glück sei aber alles heil geblieben.
Bojan musste spät nachts noch seine Eltern heimfahren, weil beide total voll gewesen seien, aber Luka und zwei weit e re Verwandte seien geblieben und hätten im Wohnzimmer übernachtet.
Sergio konnte nicht anders als bei den Erinnerungen laut zu lachen.
»Klingt nach einer sehr spaßigen
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