verrueckt nach mehr
auf einmal viel lauter, der Hip-Hop-Beat und die Bässe drangen bis in meine Eingeweide durch. Überhaupt nahm der allgemeine Lärm zu. Oder kam es mir nur so vor? Ich war mir nicht sicher, weil es permanent in meinen Ohren rauschte. Candice schleifte mich einfach mit sich, und obwohl ich sie überhaupt nicht kannte, ließ ich es geschehen. Wehmütig dachte ich an Adriana und seufzte i n nerlich. Schade, dass sie nicht auch hier war. Sie und Joshua ... und Bojan! Bei dem Gedanken an die drei wurde mir warm ums Herz. Wir mussten uns später auf jeden Fall treffen! Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, die ganze Silvesternacht auf dieser Party zu verbringen, ohne meine engsten Freunde. Die meisten der Gäste hier waren wesentlich älter als Sergio und ich. Einige Kerle sahen aus wie gelackte Geschäftsmänner mit viel Geld und waren eigentlich viel zu alt für die Frauen, die sich mit ihnen amüsierten ... oder zumindest vorgaben, es zu tun.
Während Candice mit mir zielstrebig auf eine Tür am E n de des Korridors zulief, hoffte ich innigst, bald wieder bei Sergio zu sein, an dessen Seite ich mich immer sicher und beschützt fühlte.
Wir betraten einen in violetten Tönen eingerichteten Raum, eine Art kleines Wohnzimmer. Zwei Frauen saßen en t spannt auf einer rosa Plüsch-Couch, die wie eine Niere g e formt war, und schauten interessiert zu uns auf, als wir die Tür hinter uns schlossen. Offenbar war der Raum schalldicht, denn von dem Partylärm bekam man hier drin absolut nichts mehr mit. Ich nahm an, dass dies der Chill-Raum war, von dem Max gesprochen hatte. Im Hintergrund spielte ganz leise Instr u mentalmusik. Durch ein großes Fenster und eine Glastür kon n te man in den nächtlichen Garten sehen. Vor dem Kamin auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine weitere Sitzecke, die von zwei Frauen besetzt war, von denen ich nur die Hi n terköpfe sah. Sie waren in ihre eigene Unterhaltung vertieft und ignorierten das Geschehen hinter sich.
»Mädels, habt ihr noch was übrig gelassen?«, fragte Ca n dice und ließ sich auf einen Sessel plumpsen. Sie schlug die Beine übereinander und lehnte sich entspannt zurück. Um nicht dumm in der Gegend herumzustehen, setzte ich mich ebenfalls und sah stumm um mich. Die beiden Frauen auf der rosa Couch musterten mich neugierig. Ihre Augen wirkten groß, ihre Blicke flatterig.
»Klar haben wir was übriggelassen. Aber ... wen hast du da mitgebracht, Candy?«, fragte die eine und hob skeptisch eine Augenbraue. Sie hatte lange dunkle Haare und trug enge Jeans, ein trägerloses Top und High Heels. Ihre Zehennägel waren grün lackiert. Die Frau neben ihr hatte auftoupierte blonde Haare und war auf den Armen und im Dekolleté tät o wiert. Der schwarze Lederrock und die schwarze Weste, unter der sie nichts weiter trug als ihre prallen Brüste, ließen sie ein wenig verrucht aussehen. Zudem war ihre Wimperntusche enorm verschmiert, was mich etwas irritierte.
»Das ist Lexi«, klärte Candice sie auf. »Max brennt da r auf, ihren Freund unter seine Fittiche zu nehmen.«
»Wie alt bist du, Schätzchen?«, fragte mich die tätowierte Frau.
»Siebzehn«, antwortete ich freundlich.
»Oh, wie süß ... ist bei mir schon ein paar Jährchen her ... Candy, erinnerst du dich noch an Siebzehn ?«
»Natürlich ...«, meinte Candy lachend. »Mit siebzehn war ich noch fest davon überzeugt, dass ich irgendwann Robbie Williams heiraten und nach England in eine Burg ziehen wü r de.«
»Boxt dein Freund, Lexi?« Die Dunkelhaarige mit den grünen Zehennägeln beugte sich etwas vor und sah mich int e ressiert an.
»Nein ... ähm ... jedenfalls noch nicht ...«, erwiderte ich etwas unsicher, weil ich nicht wusste, was ich diesen Frauen anvertrauen konnte und was nicht. »Er ist noch am Überlegen, ob er einsteigen soll.« Okay, mehr würde ich nicht verraten.
»Na ja«, sagte die Blonde mit ernster Miene. »Für den Fall, dass er es tut ... lass dir einen guten Tipp von uns geben.« Sie sah flüchtig zu ihren beiden Freundinnen. »Lass ihn nie aus den Augen, wenn er auf Club-Partys ist!« Plötzlich lachte sie los, und Candice und die andere Frau stiegen kichernd mit ein.
Candice warf ein kleines Plüschkissen nach ihr und sah mich anschließend entschuldigend an. »Kati ist ein gebranntes Kind sozusagen ...«
»Okay, hören wir auf, die Kleine zu verunsichern ... Besser wir steigern mal ein bisschen die Laune, hm?« Die Dunke l haarige kramte ein rundes, silbernes Döschen aus ihrer
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