verrueckt nach mehr
sprachlos, als ich angezogen vor ihr stand.
»Meine Güte«, staunte sie. »Das ist ein tolles Kleid, Lexi. Du siehst so bildhübsch darin aus.«
Als ich mich herumdrehte und sie die Rückenansicht sah, kreischte sie los und lachte daraufhin aus voller Brust. »Oh mein Gott! Lexi, das ist ja gewagt!«
»Gefällt‘s dir?«, wollte ich kichernd wissen.
»Ja ... ja doch, es sieht fantastisch aus ... okay, also der Rücken ... wenn er nicht ganz so tief ausgeschnitten wäre ... aber gut ... Nein, es sieht toll aus, Süße, wirklich!«
»Du siehst auch spitzenmäßig aus in deinem Outfit, M a ma«, sagte ich mit echter Bewunderung. »Und du weißt nicht, was Derek mit dir vorhat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich soll mich überraschen lassen ... na, meinetwegen.«
Voller Elan machte ich mir eine Hochsteckfrisur, bei der mir meine Mutter behilflich war, und trug etwas goldenen Lidschatten und Lipgloss auf.
Wenig später klingelte Sergio an der Haustür. Ich schnap p te mir meine Handtasche und eilte die Treppen hinunter.
Als ich nach draußen trat, entdeckte ich ihn sofort: Er lehnte lässig gegen das Cabrio, die Hände in die Jackent a schen vergraben, und lächelte sein schiefes Lächeln, während er mich musterte.
»Hübscher Mantel ... «, sagte er und gab mir einen zärtl i chen Begrüßungskuss.
Ich schnalzte mit der Zunge, so wie er es manchmal tat. »Warte, bis du mein Kleid gesehen hast!«
Sergio trug schwarze Jeans und die schwarze Lederjacke, die ich so mochte. Seine Haare waren ein wenig mit Gel au f gestellt und glänzten im Schein der Straßenlaternen.
Durch die Fensterscheibe sah ich Luka auf der Rückbank des Cabrios sitzen. Mit seiner roten Steppweste sah er noch dicker aus als das Michelin-Männchen. Er machte ein ze r knautschtes Gesicht, sodass ich grinsen musste, als ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
»Arschkalt hier drin«, grummelte er und pustete sich in die Fäuste. »Vielleicht schneit‘s heute Nacht.«
»Oh, das wäre so schön«, rief ich.
»Na ja, glatte Straßen wären nicht so das Wahre ...«, wan d te Sergio ein.
Und dann gab er Gas, und ich stellte das Radio an. Die Party konnte von mir aus schon beginnen ...
Wir hörten Böller krachen, sahen eine Menge gutgelaunter Leute, die in Gruppen oder als Pärchen unterwegs waren. Hier und da flogen bereits die ersten Raketen und bemalten den pechschwarzen Himmel für einige Sekunden mit den bunte s ten Farben.
Luka fragte Sergio immer wieder wegen Max aus und wollte alles über den Boxclub wissen. Er tat ein wenig so, als wäre er als Aufpasser und Berater unentbehrlich und warnte Sergio vor »dubiosen Gestalten«, die sich angeblich gerne im Dunstkreis von Profi-Boxern aufhielten.
Das Navi führte uns aus der Stadt hinaus nach Süden, ließ uns ein wenig durch reiche Viertel fahren und schließlich in einem Vorort mit vereinzelten, großen Villen zum Halten kommen.
Es war sofort erkennbar, wo die Silvesterparty im Gange war, denn ein gedämpfter Mix aus Gelächter und Musik drang nur aus einem der Häuser nach draußen und klang nach viel Spaß.
Sergio parkte den Wagen zwischen zwei schicken Limo u sinen und sah uns mit hochgezogenen Brauen skeptisch an. »Ich hoffe, es wird nicht langweilig ... aber falls doch ...« Er wandte sich an mich. »Sag mir sofort Bescheid, wenn du g e hen willst, Lexi. Wir müssen hier nämlich nicht ewig bleiben, wenn wir nicht wollen.«
»Mach ich. Keine Sorge«, versicherte ich ihm.
»Außerdem wollten wir später die anderen treffen«, fügte er eilig hinzu, als wäre er froh über unsere Alternative.
»Los jetzt«, beendete Luka unsere kleine Diskussion. »Hoffentlich haben die ein ordentliches Buffet.«
Wir liefen nebeneinander die asphaltierte und vollgeparkte Straße hoch bis zu einem kleinen Kiesweg, der mit Steinpla t ten ausgelegt war und zum Hauseingang führte.
Sergio suchte vergeblich nach der Klingel. Keiner von uns konnte eine entdecken. Ratlos sahen wir uns gegenseitig an, und gerade, als Sergio anklopfen wollte, wurde die Tür von einem großen, quadratköpfigen Typ in einem schwarzen A n zug geöffnet. Der Mann musterte uns kritisch, fragte nach unseren Namen, nickte kurz und ließ uns eintreten. Wortlos führte er uns zu der Partygesellschaft in den Wohnsaal und verschwand wieder.
Und dann standen wir da - ein wenig orientierungslos - inmitten einer Menge ausgelassener Männer und Frauen, die in engem Körperkontakt zueinander tanzten, sich lebhaft u n terhielten
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