verrueckt nach mehr
... neun ... acht ... sieben ... sechs ...«
Sergio und ich stiegen mit ein. »... fünf ... vier ... drei ... zwei ... YEAH ...« Es wurde aufgeregt durcheinande r geschrien, sich umarmt und geküsst.
Schief lächelnd nahm Sergio mein Gesicht in seine Hände und sah mich mit einem zärtlichen Blick an, der mich sofort fesselte. »Frohes neues Jahr, an ð ele moj!«
»Dir auch ein frohes Neues, Sergio!«, erwiderte ich aufg e regt.
Seine Lippen verschlossen meinen Mund und im nächsten Augenblick spürte ich seine Zunge und schmeckte seinen Kuss.
Draußen gingen Feuerwerk und Knallerei los. Viele der Partygäste begaben sich in den Garten, um das Spektakel be s ser beobachten zu können. Sergio und ich stellten uns auf die Terrasse und sahen zum leuchtenden Silvesterhimmel hoch.
Die Musik setzte wieder ein und wir küssten uns erneut. Plötzlich bemerkte ich das Summen und Vibrieren meines Handys in meiner Handtasche, die über meiner Schulter hing, aber ich wollte Sergio nicht loslassen. Es tat so gut, ihn so nah zu spüren. Durch den seidenen Stoff seines Hemdes konnten meine Hände seinen Rücken ertasten. An seine Brust g e schmiegt atmete ich den Duft und die Hitze ein, die von seiner Haut ausströmten, und fühlte mich so gut ... so schön benebelt ... aber auch etwas taumelig ... und ... na ja, auf einmal ein wenig komisch ... etwa so, wie ich mich bei der Strandparty der Ruderriege gefühlt hatte, nachdem ich unter der heißen Sonne viel zu schnell ein Glas Wein hinuntergekippt hatte ...
Das dringende Bedürfnis, kaltes Wasser in mein Gesicht zu klatschen, meldete sich. Ja, das war es, was ich unbedingt brauchte!
Gelächter und Gekicher, ein wenig Tumult und Gedränge ließen uns nach der Ursache Ausschau halten: Ein Pärchen machte eine Menge Show ohne Rücksicht auf andere. Der junge Mann hatte sein Gesicht zwischen den üppigen Brüsten seiner Tanzpartnerin vergraben, die wiederum ihren Oberkö r per nach hinten verbog, als würde sie sich zu einer Brezel ve r knoten wollen.
»Sergio, ich muss mal kurz zur Toilette«, sagte ich heiser und wischte mir über die Stirn.
Er nickte verständnisvoll. »Soll ich dich begleiten?«
»Nein, ich schaff das schon alleine«, versicherte ich ihm.
»Okay, ich warte an der Bar.«
Zum Glück hatte mich Candice im Haus herumgeführt. Ich wusste also, wo die Gästetoilette war. Allerdings machte ich mir Gedanken, wie ich dorthin laufen sollte, ohne vor aller Augen zu wanken wie ein Schiff im Sturm. Ich verstand nicht, wie ich von zwei quietschsüßen Cocktails, die kaum nach A l kohol geschmeckt hatten, so betrunken werden konnte. Wieder was gelernt, dachte ich.
Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf meine Bewegungen, lief am Rand an den Leuten vorbei, ignorierte ein paar Zurufe, ob ich tanzen wolle, und rettete mich auf den Korridor. Dort gönnte ich mir eine kleine Verschnaufpause und ließ den Schwindel abklingen. Dann lief ich mit bedac h ten Schritten weiter.
Als ich es endlich geschafft hatte und die Toilettentür hi n ter mir verschlossen war, stützte ich mich mit einer Hand am Waschbecken ab und hielt die andere unter den Sensor am Wasserhahn. Ich beugte mich vornüber, ließ das kühle Wasser über meine Wangen laufen und trank ein paar große Schlucke. Nach und nach begann ich, die erfrischende Wirkung zu sp ü ren. Vermutlich hatte ich gerade noch so die Kurve gekriegt.
Schließlich kramte ich aus meiner Handtasche mein Ha n dy heraus und sah nach, wer mich vorhin angerufen hatte.
Ich hatte eine Mailbox-Nachricht von Adriana:
»Hey, happy new year , Sweetie, und supigeiles , frohes, spitzenmäßiges neues Jahr! Leee-xiii ... wo seid ihr? Hahaha ... Bo tanzt gerade auf dem Tisch, weil er unbedingt eine Wette gewinnen will. Der geht total ab! Und stell dir vor, Joshua musste kotzen, weil er Shrimps gegessen hat, der Arme, aber jetzt geht‘s wieder. Ich liebe dich! Lexi??? Kommt endlich und lasst uns gemeinsam feiern.«
Ich musste schmunzeln. Mit zittrigen Fingern schrieb ich zurück, dass wir sicher bald auf dem Weg sein würden.
Gleich im Anschluss tippte ich meiner Mutter die Nac h richt, dass ich sie lieb hatte, und wünschte ihr ein frohes neues Jahr.
Und zuletzt ... wer hätte das gedacht? ... schrieb ich sogar meinem Vater! Keine Ahnung, warum ich das tat. Vielleicht waren die Drinks dran schuld? Ohne groß zu überlegen, se n dete ich folgende Worte an ihn:
Wünsche dir ein gutes neues Jahr. Uns geht es bestens!
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