verrueckt nach mehr
Ich hoffe, dir auch.
Deine Tochter
Fast ohne zu wanken, bestritt ich den Rückweg. Ich hatte ein Schmunzeln im Gesicht, weil ich einfach nur glücklich war und mich auf das neue Jahr freute. Ich war so gespannt, was es uns allen bringen würde. Es konnten doch nur gute Dinge sein. Sergio und ich hatten eine so wunderschöne B e ziehung miteinander, und ich fühlte mich bei ihm so geborgen.
Als ich mich langsam durch die Menge schlängelte und einen ersten Blick auf die Bar erhaschen konnte, sah ich Ca n dice an Sergios Seite kleben und ihm bei jedem affektierten Lacher eine Hand auf die Brust drücken. Sergio lehnte gegen den Tresen, lächelte schief - was ich kaum glauben konnte - und trank ganz ruhig sein Bier.
Ich versuchte mit einem Rundumblick Max ausfindig zu machen, aber erfolglos. Der Gute sollte mal besser ein Auge auf seine Freundin werfen! Was fiel dieser blöden Tante ein, meinen Freund anzugrapschen? Ich war plötzlich voller Wut. Unverschämte Schlampe! Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Bedürfnis, mich in aller Öffentlichkeit aufzuspi e len. Mein Blut kochte bei Candice‘ Anblick. Ich spürte eine Form von Eifersucht, die mir primitiv erschien, aber ich kon n te nichts dagegen tun. Gleichzeitig fragte ich mich, warum Sergio so dämlich grinste und so tat, als wäre es in Ordnung, dieser mit Drogen aufgeputschten Bohnenstange zu erlauben, ihre Brüste an ihm platt zu pressen.
Völlig unter Dampf tauchte ich vor den beiden auf. Cand i ce nahm abrupt die Finger von Sergio und drehte sich mit e i nem falschen Lächeln auf den Lippen schnell weg, um die Leute neben sich anzuquatschen.
Sergio streckte mir ganz unschuldig die Hand entgegen. Nach einem kurzen Zögern nahm ich sie und ließ mich zu ihm ziehen.
»Hey«, sagte er zu mir heruntergebeugt. »Das hat ja ewig gedauert.«
»Mmh.«
»Alles okay?«
»Mmh.«
»Lexi, was ist? Möchtest du noch was trinken?«
»Nein.«
»Stell dir vor, Luka ist immer noch am Futtern.«
»Ach ja?«
Er stutzte über meinen Tonfall. »Hast du genug? Sollen wir abhauen?«
»Weiß nicht ... vielleicht willst du dich noch etwas länger mit Candy unterhalten?«
Mit einem erstaunten Blick starrte er mich stumm an und prustete im nächsten Moment laut los. Ich verzog keine Miene und verschränkte ungehalten die Arme vor der Brust.
»Sag bloß, du bist eifersüchtig?«, sagte er perplex.
»Bin ich nicht!«, log ich. »Ich bin kein Stück eifersüc h tig!«
»Bist du wohl. Du versprühst Gift und Galle.«
Verärgert wandte ich mich dem Barkeeper zu und bestellte ein Wasser.
Sergio griff nach meinem Arm. »Lexi, wir können gerne gehen. Bo hat mir geschrieben, dass sie auf uns warten.«
Ich trank in Ruhe mein Wasser aus und gab das leere Glas zurück. Dann atmete ich tief durch und riss mich zusammen. Ich benahm mich ja völlig daneben.
»Okay«, sagte ich seufzend. »Wenn es dir nichts au s macht, würd ich sehr gerne gehen.«
»Tut‘s nicht. Ich hab vorhin mit Max gesprochen und ihm versichert, dass ich bald zum Probetraining kommen werde. Ich denke, mehr braucht der von mir erstmal nicht.«
»Ist er eigentlich ein Coach, oder was genau ist seine Funktion?«, fragte ich bei der Gelegenheit.
»Boxpromoter und Manager. Der ganze geschäftliche Kram ist hauptsächlich sein Bereich. Er hat mir paar Leute vorgestellt, sind coole Typen darunter.«
Ich nickte erleichtert. Im Falle des Falles würde ein and e rer als Max Sergios Trainer sein. Irgendwie gefiel mir diese Vorstellung. Wo Max nicht war, würde auch Candice nicht sein!
»Fährt uns dieser Boris?«, fragte ich.
»Braucht er nicht«, antwortete Sergio entschlossen. »Ich fahre.«
»Wirklich? Aber du hast doch getrunken?!«
»Nur zwei Bier«, sagte er und griff nach meiner Hand. »Ich merk die nicht mal.«
Wir sagten Luka Bescheid, dass wir gehen wollten. Einer dieser Hot-Pants-Frauen schob ihm gerade Käsebällchen in den Mund.
»Ne, oder? Ihr wollt schon gehen?«, protestierte er. »Ich werd gerade von einer Göttin gefüttert!«
»Du kannst ja bleiben und dich von Boris Karloff heimfa h ren lassen«, bot ihm Sergio an.
»Von wem? Egal, nein, danke ... dann komme ich lieber mit«, brummte er und folgte uns.
Wir verabschiedeten uns von Max - Candice war zum Glück nicht bei ihm - und verließen die Party.
Als wir im Wagen saßen, machte ich mir ein wenig So r gen, ob es richtig war, Sergio fahren zu lassen, aber er wirkte völlig nüchtern.
Bis Berlin fuhren wir an zwei
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