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Verrückte Lust

Verrückte Lust

Titel: Verrückte Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Hoffentlich hast du ein schönes, schönes Weihnachtsfest.«
    »Fröhliche Weihnachten!« rief Vanya. »Ist das nicht
    herrlich?«
    »Ihr armen kleinen Häschen«, sagte er. »Sie haben also versucht, euch zu vergiften. Das muß man sich mal
    vorstellen!«
    Er saß auf dem Kotztisch und sah zu, wie das Feuer das Gekritzel von zehn Jahren verschlang. Wo war das Land Nod?
    Das Land Nod lag im Norden, und Kain und Abel waren zwei protzige Burschen mit roten Halstüchern. Comment allez-vous? Très bien, monsieur, et vous-même? Das mußte man sich mal vorstellen: Jemand hatte versucht, am Weihnachtstag zwei schwache Frauen mit Drogen zu betäuben! Wo um
    Himmels willen hatte sie bloß diesen Hut her? Ein hübscher Sarg war das gewesen – mit Satin ausgeschlagen. Wie ein Mann… so gesund. Und tief im Urwald waren die riesigen Götzenbilder, und ihre Augen waren glimmende Edelsteine…
    eine Wildnis, die die chicleros auf der Suche nach Kaugummi durchstreiften. Automaten für saubere, weiße Zähne. Fahren Sie mich zum Gare St. Lazare – ich habe es eilig…

    3

    Sylvesterabend! Amerika versucht, auf den Hinterbeinen zu stehen. Jeder ist beschwipst, betrunken, hat einen sitzen.
    Dredge ist voll bis zum Eichstrich, und Hildred hat schon das Zittern. Eine ausgelassene Feier, auf der Vanya der Welt ein hübsches kleines Gedicht schenkt: über die jungfräuliche Spucke in der Gosse, die sieben Kathedralen, welche warme Milch geben, und die toten Ratten, die in der Seine
    schwimmen. Bob Ramsay schaut mit seinem Freund Homer
    Reed und dessen Geliebter Amy vorbei, gefolgt von einer schmuddeligen kleinen Hure, die unbedingt überall ihre Karte verteilen muß. Ringkämpfe zwischen Amy und Vanya,
    zwischen Vanya und Hildred und zwischen Hildred und Amy, und der Ringrichter geht in die Hocke, um sicherzugehen, daß keine verbotenen Griffe angewendet werden, und um zu sehen, welche Unterwäsche, wenn überhaupt, man denn so trägt. Amy kämpft wie eine Wildkatze, ihre Kleider hängen in Fetzen, ihr Gesicht ist gerötet und geschwollen. Und dann tauchen Emil Sluter und ein Jude mit Namen Bunchek auf. Man erzählt Anekdoten über eine Frau namens Ilias, die in ihre eigene Mutter verliebt ist. Eine komische Affäre ist das – Eifersucht, Intrigen, Inzest. Sluter, der höfliche Schweinehund mit den buttergelben Handschuhen, hört aufmerksam zu. »Und auf wen war die Mutter eifersüchtig, wenn meine Frage nicht zu indiskret ist?« Hildred, noch ganz erhitzt, ruft: »Auf mich natürlich!«
    »Auf dich? Nein! Da soll mich doch… Hast du das gehört, Tony?«
    Tony Bring hat es nur zu gut gehört. Er denkt an die
    schmierigen Bemerkungen, die Sluter machen wird, wenn sie sich das nächste Mal begegnen. »Herrje, Mann, ich sage dir, man hat ja keine Ahnung, mit was für einer schrecklichen Gewalt diese Dinge über einen herfallen und einen zerstören können; und das Gemeine daran ist, daß man nicht damit rechnet. Findest du nicht auch?« So ist Sluters
    Ausdrucksweise: voller abschwächender Wendungen,
    Einleitungsfloskeln, Rücknahmen, Entschuldigungen,
    versteckter Andeutungen, verborgener Schlupflöcher,
    Notausgänge…
    Inzwischen entleert Hildred ihren Kopf wie einen Eimer mit Schweinefutter. Und Bunchek, dieser picklige Bauer, macht große Augen. Hildred, die Ehefrau, sitzt breitbeinig da; ihre Strümpfe sind heruntergerutscht, und man kann ihre
    Oberschenkel sehen. Ihre Beine sind zerschunden und
    zerkratzt. Sie erzählt allen und jedem von ihrem starken Rückgrat und der kleinen Höhlung knapp über seinem Ende, die alle so bewundern, wenn sie mit ihr tanzen. Und das ist ihr noch immer nicht genug – sie geht ins Detail, schmückt ihre Schilderung aus und bittet Homer Reed, seine Hand auf die Stelle zu legen, denn er ist Künstler und weiß diese Launen der Natur, diese anatomischen Nuancen zu würdigen.
    Dann meldet sich Bunchek, zunächst pianissimo, mit einem Menuett aus dem Kamasutra zu Wort, auf das er gleich darauf die voll orchestrierten Werke von Stekel, Jung und Pawlow folgen läßt. Was er im Kopf hat, ist eine Jauchegrube. Selbst für Hildreds starken Magen ist das eindeutig zuviel. Sluter –
    immer korrekt – entschuldigt sich, um hinauszugehen und sich den Finger in den Hals zu stecken.
    Und schließlich zieht sich Amy, angefeuert von ihrem
    Freund, bis auf den Slip aus und führt einen langsamen Muskeltanz vor. Aber das ist noch nicht der Höhepunkt, denn gleich darauf fangen Bunchek und Ramsay mit einem

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