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Verrückte Lust

Verrückte Lust

Titel: Verrückte Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Wort-Reaktions-Wettbewerb an: Sticken-Zicken, Glanz-Kranz,
    Blitz-Kitz, harsch-barsch, Buren-Uhren, Geier-Feier. Sluter steigt ein, und dann auch Hildred; der Raum ist erfüllt von Worten, die sich verbinden und wieder trennen: Stengel-Engel, richtig-wichtig, Platte-Latte, Teil-Heil, Hibbel-Kribbel, Apennin-Terpentin, Haus-Laus… Bis Dredge bekannt gibt, der Homunkulus sei geboren worden, während der heilige Thomas von Aquin sein Dach ausbesserte, damit die Engel nicht ins Haus kämen. Ein kleines Wortspiel über die gastronomischen Funktionen einzelliger Organismen, und dann: »Die Alpen und die Anden sind lediglich verhärtete Meeresablagerungen, und vielleicht ist die ganze Erde nichts weiter als eine Verdichtung toter Materie.« Eine herrliche koprolalische
    Orgie,
    angereichert mit zweideutigen Weisheiten und sprachlichen Neuschöpfungen wie Stoßwürden und Mutter Unterin. Sluter ist der einzige, der noch bleibt, nachdem die anderen »noch einen für den Heimweg« getrunken haben. Er brennt darauf, noch einige fundamentale Weisheiten zu erörtern, wie zum Beispiel:
    1. »Wie hat sich dann das Leben auf der Erde ausgebreitet?«
    2. »Worauf wollen die Symbolisten hinaus?«
    3. »Habe ich recht, wenn ich sage, daß Gauguin vielleicht ein bißchen zuviel Wert auf das Dekorative gelegt hat?« Die Morgendämmerung kommt mit Hibbeldikribbeldibumbum.

    Neujahr! Neue Vorsätze, neue Streite, neue Ideen zuhauf.
    Wieder Paris. Und von Vanya ein Leitmotiv: Schweden,
    Schweden! Und warum Schweden? Schweden: Land der
    Mitternachtssonne, der Fjords und der opulenten Vorspeisen, Land der Freizügigkeit für das dritte Geschlecht, die goldene Verheißung für Homos und Lesben.
    Kurze Unterbrechung, in der Vanya und Hildred mit dem
    Gedanken spielen, sich eine bessere Arbeit zu suchen. Launen.
    Kapricen. Hirngespinste.
    Während der Unterbrechung setzt ihnen jemand den Floh ins Ohr, sie müßten Paul Jukes kennenlernen. Paul Jukes ist der bedeutendste lebende Maler! Hält nicht viel von Cezanne, von Matisse noch weniger. Und Picasso? Das einzige, was Picasso
    – nach Meinung von Paul Jukes – je beherrscht hat, ist die Kunst, mechanische Enten zu malen. Bei Paul Jukes gibt es keine mechanischen Enten und Linoleummuster. Nicht mal für Geld! Der größte amerikanische Maler, den es je gegeben hat, bevorzugt Muskeln und grüne Felder, er zeichnet die rechte Brust so penibel wie die linke und stattet die Körper mit Gesichtern und nicht mit Fliederbüschen und
    Blumenkohlköpfen aus. Wenn man einen Mann malen will, muß man mit seinen Armen und Beinen anfangen… Alors, Paul Jukes muß man kennenlernen. Vielleicht kann Paul Jukes ein Modell gebrauchen. Von einem, der sich einen Pinsel in den Hintern stecken und das Nordlicht malen kann, von einem solchen Tausendsassa ist vielleicht auch der eine oder andere Rat zu haben – oder gar eine Passage nach Schweden. Keine bestimmten Vorstellungen. Nur: Paul Jukes solltet ihr
    kennenlernen.

    Wie es der Zufall wollte, war der Tag dieser Begegnung einer von den schlechten Tagen. Der große Paul Jukes, der erst einige Tage zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden war, bereitete gerade eine Zivilklage gegen den Arzt vor, der seine Blase punktiert hatte. Er war geschwächt und kurz angebunden und besaß nicht einmal die Höflichkeit, seinen ihm unbekannten Besuch hereinzubitten.
    Enttäuscht gingen sie wieder. Der große Paul Jukes – pah!
    Zum Zeichen ihrer Verachtung spuckte Vanya aus. Pah! Pfui!
    Und Hildred – Hildred reichte es nicht, bloß auszuspucken. Für sie mußte es noch mehr sein. Sie nannte ihn »einen
    Pferdearsch«.
    Ein paar Tage später hatten sie eine andere Idee. Diesmal war es Hildreds. »Modelle gesucht für die Präsentation von Unterwäsche… Leichte Tätigkeit… Nur einige Stunden
    täglich.« Warum nicht ein bißchen leichtes Geld verdienen?
    Warum nicht?
    Früh und gutgelaunt standen sie auf. Selbst Tony Bring wurde gebeten zu helfen. Er nahm eine große Bürste mit einem langen, gebogenen Griff und striegelte Vanyas Rücken. Sie kämmten die Knoten aus ihrem Haar, wuschen ihre Schlüpfer und bügelten ihr blaues Cheviot-Kostüm. Als Tüpfelchen auf dem i spritzte Hildred Eau de Toilette auf Vanyas Blusensaum.
    Startbereit. Vanya so munter wie ein Spatz auf einem
    Telegraphendraht. Wackelt ein bißchen mit dem Hintern, à la Margie Pennetti. Hinreißend. Was hat sie nur die ganze Zeit versteckt? Einfach überaus…
    Doch als sie zurückkehrten, machte

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