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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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und Fliegen.
    »Entspann dich, Lauren!« sagte er plötzlich vom Beifahrersitz. »Ich bin hier.«
    Sie schnappte nach Luft und drosselte die Geschwindigkeit wieder, und jetzt fuhr sie genau mit dem erlaubten Höchsttempo. »Geht es dir gut?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete er nach kurzem Nachdenken. »Ich müßte etwas körperhafter werden, um das beurteilen zu können, aber ich glaube schon. Sie haben ein Ortungsgerät im Wagen angebracht, aber keine Wanze, wir können also sprechen. Sie gewähren dir beträchtliche Bewegungsfreiheit, weil sie glauben, daß du sie zu mir führst.«
    »Was tun wir bloß?« fragte sie, dem Weinen nahe. Sie spürte, wie seine Lippen über ihre Wangen strichen, und sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Er zitterte wieder. »Friert es dich, wenn du nicht so … soviel Festigkeit hast?«
    Er lachte und drehte die Heizung höher. »Nein. Ich spüre meinen Körper dann überhaupt nicht. Also, was wir tun …«
    »Dann solltest du so … anders bleiben. Sonst wirst du dich erkälten.«
    »Psst! Hör zu!«
    Sie fuhr in Richtung Norden nach Burlington, wo sie von der Interstate abbog, um zu tanken; sie wanderte unter den Lampen hin und her, als ob sie sich die Füße vertreten wollte. Sie hatte den schwarzen Schirm aufgespannt und hielt den Kopf gesenkt, während sie ein paar Gymnastikübungen machte. Dann verließ sie die Tankstelle und bog in den Highway 11 ein, der parallel zur Interstate bis nach Bellingham führte. Nach einigen Kilometern bremste sie wieder ab, diesmal um bei einer Raststätte an der Straße abzufahren. Sie parkte den Wagen so dicht sie konnte vor den Ruheräumen und stellte ihn in einem solchen Winkel hin, daß er sie gegen den Verfolgungswagen abschirmen würde. Wieder spannte sie den schwarzen Schirm auf und hielt ihn schützend vor sich, während sie zu der mit der Aufschrift Damen gekennzeichneten Seite des kleinen Gebäudes eilte. Sie hatte die Reisetasche mit der warmen Kleidung und den Zahnbürsten dabei, halb unter ihrem Mantel verborgen, nicht so, als ob sie sie verstecken, sondern nur gegen den Regen schützen wollte. Corky war schon da und wartete auf sie. Natürlich war er nackt.
    Wortlos zog sie den Mantel aus, und er hüllte sich darin ein, dann setzte er ihren Hut auf. »Okay?« fragte er unsicher.
    Sie nickte, dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Du könntest niemanden auch nur eine Minute lang täuschen!«
    »Das werde ich hoffentlich doch können«, sagte er mit einer Spur von Besorgnis in der Stimme. Er gab ihr einen flüchtigen Kuß, öffnete die Tür, schob den Schirm hinaus, öffnete ihn und rannte zum Auto, wobei er hoffte, es möge niemandem auffallen, daß Lauren ihre Schuhe irgendwo verloren hatte. Seine Füße wären im Wageninneren versteckt, dachte er, während er sich ans Steuer setzte und den Schirm erst in letzter Sekunde schloß. Er fuhr mit einem Blitzstart los, und im nächsten Augenblick nahm der Verfolgungswagen seine Position hinter ihm wieder ein.
    Die zwei Männer in dem Verfolgungswagen entspannten sich ein klein wenig, als der mit dem Bildschirm nickte. Der Bericht, der an Trigger Happy durchgegeben wurde, glich den vorigen. Fahrt Richtung Norden, allein.
    Corky summte stimmlos vor sich hin, während er den Verfolgungswagen nach Bellingham lotste. Es überraschte ihn nicht, als er merkte, daß der Verkehr um einiges dichter geworden war, ja, daß er für zwei Uhr morgens außergewöhnlich dicht war. Er lotste sie in Seitenstraßen und wieder heraus, fuhr durch Wohngebiete, am Ufer entlang, und dann in Richtung Osten, durch die Stadt, zwischen den bewaldeten Hügeln auf der anderen Seite hindurch und eine schmale unbefestigte Straße hinauf bis zu einem Aussichtspunkt, den er überrascht war zu finden. Er zog die Wagenschlüssel ab und schleuderte sie in den Wald unter sich, dann schwebte er zurück zu der Raststätte, wo er Lauren zurückgelassen hatte.
    Wenn er dort geblieben wäre, wenn er Drissac zum Telefon gefolgt wäre und sein Gespräch mit Trigger Happy belauscht hätte, dann wäre er entschieden besorgter gewesen als jetzt, da er wieder zu ihr zurückkehrte und sie sich gemeinsam aufmachten zu dem Boot, das er zu borgen beabsichtigte.
    »Sie ist uns entwischt«, sagte Drissac mit gedämpfter, sehr beherrschter Stimme, die so wenig Regung verriet, daß sie sich wie eine Computerstimme anhörte. »Sie kann es auch«, sagte er. »Er muß es ihr beigebracht haben, oder vielleicht können sie es inzwischen

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