Verrückte Zeit
wirklich. Sehen Sie, im nächsten Monat findet ein Wandertag statt. Ich weiß, daß sich schon viele Mädchen angemeldet haben, und sie brauchen ein Mädchen, das sie anführt, nicht einen alten Mann wie mich …«
»Tut mir leid«, sagte sie und versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken. Er stellte sich vor sie hin, sein offenes Gesicht zu einem Lächeln verzogen. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben.
»Lauren, denken Sie noch einmal darüber nach. Sportliche Betätigung ist die wirksamste Behandlung für alle Arten von Beschwerden, wirklich für alle. Wandern, Schwimmen, Gymnastik, Laufen. Ich selbst ziehe das Laufen vor, doch ich erwarte von anderen nicht, daß sie etwas so Anstrengendes betreiben, verstehen Sie. Wandern wäre genau das Richtige für Sie.«
Lauren ging mürrisch weiter. »Ich habe um neun meinen ersten Patienten, Warren. Wenn Sie mich entschuldigen würden …«
Gloria, die Sekretärin, kam hereingeschossen; sie trug ungemein hochhackige Schuhe und einen Mantel, dessen Gürtel so eng gezogen war, daß es aussah, als ob ihr Taillenumfang null wäre. Sie eilte zu ihrem Schreibtisch und zog den Mantel aus, während sie bereits einen Empfangsknopf auf ihrer Telefonschalttafel drückte. »Guten Morgen«, flötete sie. »Ja, Sir. Zufällig stehen sie gerade hier draußen bei mir. Ich werde es ausrichten.« Sie ließ ihre strahlenden Zähne in Richtung Lauren und Warren Foley aufblitzen. »Er möchte Sie sofort sprechen«, sagte sie mit einer fröhlichen, glucksenden Stimme und zog ihren Mantel vollends aus, unter dem eine grellrote und weiße Bluse und ein beigefarbener Rock, zusammengezurrt mit einem sechs Zentimeter breiten Ledergürtel, zum Vorschein kamen. Sie sah aus wie eine Barbie-Puppe.
Während Warren sie hingerissen anstarrte, entkam Lauren in ihr Büro. Sie zog ihren Regenmantel aus und hängte ihn auf, hängte ihren Schirm auf und stand da und sah zu ihren Schuhen in Größe vierundvierzig hinunter, die wie Boote aussahen. Gloria trug Schuhgröße siebenunddreißig, höchstens. Sie holte tief Luft, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und machte sich auf den Weg zu Peters Büro.
Sie saßen auf Stühlen aus Chrom und Elfenbein rund um einen Tisch aus Chrom und Glas, auf dem Kaffeegeschirr stand. Peter goß mit eleganten Bewegungen ein. Sein Lächeln war sanftmütig, während er Lauren eine Tasse reichte. »Meine lieben Freunde«, sagte er, während er Rich bediente. »Meine lieben, lieben Freunde.« Er stellte eine Tasse vor Warren hin und goß sich selbst eine ein, dann lehnte er sich zurück und lächelte sie alle liebevoll an. »Eigentlich sollten wir Champagner trinken, doch das hätte gestern abend besser gepaßt, nicht morgens um neun. Bei einer anderen Gelegenheit werden wir zum Feiern die Korken knallen lassen.« Er hob die Tasse, wie um ihnen zuzuprosten, und nippte daran. »Wir sind mit der Caldwell-Corporation ins Geschäft gekommen.«
»Mein Gott, Sie haben es geschafft!« rief Warren aus. »Sie haben den Ball zu fassen bekommen und gleich einen Volltreffer gelandet!« Er applaudierte und sah Lauren und Rich mißbilligend an, als sie nicht einfielen. Mit einer Verspätung legte Rich die Hände zusammen, ohne einen Laut zu erzeugen. »Ähm … was erwarten Sie … ähm … ich meine, sofern Sie die Einzelheiten schon ausgehandelt haben … ähm … falls es dafür nicht noch zu früh ist, wollte ich sagen. Ähm … sofern man in diesem frühen Stadium überhaupt schon von Einzelheiten reden kann, ohne … ähm … Ihre eigenen Gedankengänge durch übereilte Schlüsse zu stören … ähm … wie es vielleicht manchmal der Fall zu sein scheint. Ähm … welchen Handlungsspielraum werden uns die Sicherheitsdienste lassen? Werden wir mit den Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten, das heißt, falls jemand von uns dem Team angehören sollte … ähm … ich meine …«
Peter winkte lässig mit der Hand ab. »Sie, Rich, und Sie, Warren, spielen entscheidende Rollen bei unseren Planungen. Sie werden abwechselnd je einen Nachmittag in der Woche dort sein, und zwar von zwei bis vier, ab April. Das bedeutet natürlich, daß Sie mit Ihren Terminen etwas jonglieren müssen, doch zweitausend Beschäftigte brauchen Sie. Zweitausend! Und Sie Lauren, Sie, meine Liebe, haben das große Los gezogen, den Hauptgewinn. Sie werden die Arbeit dort aufnehmen, sobald der Papierkram erledigt ist und die einzelnen Punkte ausgearbeitet sind. Eignungsprüfungen, Begabungstests,
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