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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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ob er seit einem Monat nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hätte. Er war der dürrste Mensch, den Trigger Happy je zu Gesicht bekommen hatte, und der sich dabei noch bewegte und mehr aß, als die anderen beiden zusammen.
    »Das ist ja das Problem«, hakte Akins ein. »Kein Laser kann das vollbringen, was jener gestern abend getan hat. Es ist eine physikalische Unmöglichkeit. Wir haben diese Kleider, das Fenster, den Teppichboden gründlichst untersucht. Keine Verstrahlung, keine Brandmale, keine Spuren von Feuer. Irgend etwas anderes muß diesen armen Kerl auf dem Gewissen haben, nicht unser Gerät.«
    »Yeah, yeah«, sagte Trigger Happy und schmierte sich Butter auf ein weiteres Croissant, plus Aprikosenmarmelade. »Bleiben Sie bei dieser Version, okay?« Sie wußten ganz genau, daß ihr Teufelsapparat den Knaben erledigt hatte, genausogut, wie er es wußte. Keine Strahlen, dachte er fröhlich, kein Feuer. Herrje, das war fast allzu perfekt. General Cleves hatte sich noch nicht zum Kauf entschlossen, obwohl es so perfekt war, doch es wurde ein Team zusammengestellt, bestehend aus handverlesenen Experten, und er hatte den Auftrag, hierzubleiben, die Untersuchungen zu beaufsichtigen, für Geheimhaltung zu sorgen, die Presse rauszuhalten, aufzupassen, daß das Ganze nicht den Roten in die Hände fiel, alles das zu tun, was er für richtig hielt, damit die Dinge unter Kontrolle blieben. So glücklich war er nicht mehr gewesen, seit seine Männer damals in Vietnam ihm seinen Spitznamen verpaßt hatten.
    Diese beiden Trottel behaupteten von ihrem Teufelsapparat, daß er die Fähigkeit besäße, seine Laserstrahlen durch eine ganze Menge von Substanzen zu schicken und sie mit den Mustern, die er bereits in seinem Computer gespeichert hatte, zu vergleichen und dann zu feuern, wenn er auf das richtige Ziel stieß. Zum Beispiel Metall, in dem ein Motor, eine Rakete oder sonst etwas untergebracht war. Und nicht nur irgendein Metall, sondern mit seinen Röntgenaugen konnte er sofort jedes spezifische Metall analysieren. In Washington hatte niemand dieser Entwicklung große Aufmerksamkeit gezollt, doch wenn Livermore es von ihm verlangt hätte, dann wäre er, Trigger Happy Musselman, jetzt drunten in San Diego und würde zusehen, wie irgendein Halunke mit seinem Apparat zur Aufhebung der Schwerkraft herumspielte. Ansehen kann man sich ja alles mal, dachte er zufrieden.
    Als die drei Männer ihr Frühstück beendet hatten, wartete Sergeant Boles bereits auf Trigger Happy. Offensichtlich hatte der Kriminalbeamte auch noch nicht geschlafen.
    »Wir haben Corcorans Wohnung durchsucht, Sir«, sagte Boles und nahm eine stramme Haltung ein. »Und der Captain sagte, ich sollte Ihnen dies hier geben, bevor ich meinen Dienst für heute beende.«
    Er überreichte Trigger Happy eine Künstlermappe. Trigger Happy sah sie an, dann wieder Boles. »Hat der Captain gesagt, warum?«
    »Er dachte, es könnte Sie interessieren«, antwortete Boles und gähnte.
    Trigger Happy entließ ihn und nahm die Mappe mit in das Büro, das ihm CaCo zur Verfügung gestellt hatte. Ihm gefiel sein Büro; solide, teure Möblierung, mehrere ordentliche Fenster, bequeme Sitzgelegenheiten. Der Teppichboden war an einigen Stellen eingedrückt, wo vor noch nicht allzulanger Zeit Möbel gestanden hatten, wahrscheinlich Bücherregale und Anrichten. Anrichten für Spirituosen, ohne Zweifel. Irgendein bedauernswerter stellvertretender Direktor hatte seinen Hut nehmen müssen, vermutete er, und der Gedanke bereitete ihm Vergnügen. Es gab zu viele verdammte stellvertretende Direktoren auf der Welt. Jetzt begab er sich zu dem ausladenden, auf Hochglanz polierten Schreibtisch, um die Zeichenmappe zu öffnen und den Inhalt zu prüfen.
    Mit einem Schlag verwandelte sich sein Frühstück zu Blei; sein Bauch rumorte, und jeder Muskel seines Körpers krampfte sich zusammen. Da waren der Präsident und der Vizepräsident und Meese und Haig und Thatcher – nicht, daß er für die Eiserne Lady besonders viel übrig gehabt hätte, aber immerhin, mein Gott … Karikaturen, politische Karikaturen, die all seine Helden darstellten, seine Idole, die Garanten der freien Welt. Bösartige Karikaturen, häßlich gezeichnet, doch so, daß er keinerlei Schwierigkeiten mit dem Erkennen hatte. Und keine einzige davon war zum Lachen. Keine verdammte einzige! Er sah sich die Signatur genau an: Corky. Das war alles, nur Corky. Klang ganz wie Corky, dieser kommunistische Schreiberling, dachte

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