Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
Vom Netzwerk:
Ekel ihr Abendessen; sie schob alles vom Teller in den Mülleimer. Sie hätte gern eine Landkarte geholt und sich einen Ort zum Verstecken ausgesucht, doch sie wagte es nicht. Vielleicht würden sie durchschauen, was sie vorhatte – falls sie sie beobachteten.
     
    Einige Meilen davon entfernt nickte Trigger Happy zufrieden vor sich hin. Ihr Komplize war irgend jemand aus ihrem Haus. Er hatte sie erwartet, und sie hatte ihn hinausgeworfen. Soviel wußte er. Jetzt ordnete er eine gründliche Durchleuchtung aller Bewohner des Apartmentgebäudes an. Es kristallisierte sich etwas heraus. Die Steinchen fügten sich zusammen, wie es eben für gewöhnlich der Fall war, wenn ein Experte die Sache in die Hand nahm.
    Er mußte diese Steele bewundern. Sie hatte zwei der besten Männer der Gegend ausgetrickst, und bis jetzt war es ihr gelungen, Morris Pitts’ Klauen zu entgehen. Das erfüllte ihn noch mehr mit Genugtuung, als er sich eingestehen wollte. Pitts war so verdammt von sich überzeugt gewesen. Er verbarg sein Lächeln, indem er die Zähne in der Zigarre, die ihm im Mund hing, verbiß, und wandte den Kopf, um diese Vogelscheuche von Wissenschaftler, Bill Bentson, finster anzusehen. Diese beiden, dachte Trigger Happy verächtlich, diese beiden schlappschwänzigen Wissenschaftler, hatten bis jetzt noch keine verdammte Kleinigkeit herausgefunden.
    »Wir sind der Ansicht, daß Ihre Darstellung wahrscheinlich die richtige ist«, sagte Bentson. Sein Gesicht war grau, seine Augen lagen tief in den Höhlen, so daß es aussah, als ob er bei jedem weiteren Gewichtsverlust durch den ersten kräftigen Windstoß umgeworfen würde. »Wir glauben, Corcoran zog eine Nummer des Verschwindens ab, die zufällig mit unseren Tests zusammentraf. Genau wie Sie es der Steele erzählt haben. Die Sache mit dem Laser war eine Panne. Es wird ein oder sogar zwei Jahre dauern, die Ursache dafür zu finden, aber soviel wissen wir bereits. Es gibt einfach keine Erklärung dafür, wie er seine Auflösung bewirkt haben könnte. Einfach keine Erklärung.«
    Und das bedeutete, daß er nach San Diego und zu der Demonstration über die Aufhebung der Schwerkraft abkommandiert werden würde, und danach zu irgendeiner anderen albernen Demonstration und immer so weiter. Und bedeutete, daß Kommunistencorky und die Steele und wer noch alles zu diesem Spionage-Netz gehören mochte, zur üblichen FBI-Routine werden würde, in der es für ihn keinen Platz gäbe. Und er würde als Colonel pensioniert werden. Und er würde sich den Arsch aufreißen, um diesen beknackten Fall zu lösen, und dann würde man ihm ein Abschiedsküßchen geben und das FBI würde die Lorbeeren einheimsen, weil es den Spionagering von Seattle ausgehoben hatte, und er würde als Colonel pensioniert. Er rollte die Zigarre in den anderen Mundwinkel.
    »Sie sind einfach nur müde«, sagte Trigger Happy daraufhin. »Schlafen Sie sich erst einmal aus. Sie wissen, daß sie die Wahrheit gesagt hat, genau wie ich. Schlafen Sie sich erst einmal aus.«
    Bill Bentson schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Erklärung dafür, wie es passieren konnte«, murmelte er, während er sich mit schmerzhafter Anstrengung erhob. »Es kann nicht sein.«
    Trigger Happy sah ihm nach, wie er aus der Hotelsuite schlurfte, und er überlegte sich, ob die alte Vogelscheuche am Ende war, ebenso wie Mallory Akins und der ganze andere Haufen. Oder steckten sie alle in der Sache mit drin? Er bewahrte Corkys Unterlagen jetzt nicht mehr im Hotel auf; sie waren hier nicht sicher, das war ihm klar geworden. Sie lagen in einem unterirdischen Safe bei der CaCo, rund um die Uhr bewacht von einem Posten im Vorraum. Er hatte sich jedoch Photokopien von allem anfertigen lassen, und jetzt öffnete er eine Akte, die sie enthielt, um sie noch einmal von Anfang an durchzusehen. Etwas mußte darin enthalten sein, das Kommunistencorky nicht in fremde Hände fallen lassen wollte, davon war er überzeugt, warum sonst würde er das Risiko eingehen, sich sogar bis in diese Suite zu wagen? Er grübelte über den Papieren, bis ihm alles vor Augen verschwamm; dann ging er zu Bett, keinen Deut klüger als zuvor.
     
    Lauren lag starr und angespannt in ihrem Bett und wünschte sich sehnsüchtig, daß die Nacht vorüber wäre und der Tag anbräche. Sie würde früh aus dem Haus gehen, hatte sie beschlossen, den Wagen nehmen und sich in den starken morgendlichen Verkehr mischen. Es erschien ihr naheliegend, daß sie einen möglichen Verfolger besser

Weitere Kostenlose Bücher