Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
Vom Netzwerk:
sich erinnern, waren die Tests für spätestens fünf Uhr angesetzt. Er hatte sich Zugang zu dem Computer verschafft, hatte die Sabotage in der von seinen Auftraggebern verlangten Weise durchgeführt, und jetzt mußte er feststellen, daß die Dinge nicht nach Plan abliefen und daß er keine Möglichkeit hatte zu erfahren, ob das Ganze noch an diesem Abend oder am nächsten Tag oder wann stattfinden würde. Er mußte die Steele irgendwie warnen, damit ihre Verbündeten auf der Hut wären. Sie sprachen im Aufzug miteinander; sie müssen ein Zündauslösegerät dabeigehabt haben. Sie begaben sich zu einer Örtlichkeit in dem Büroviertel, wo sie sich in einer geraden Linie zum Laser befanden, und sie schalteten ihre Fernbedienung ein. Der Schuß ging sozusagen nach hinten los. Anstatt den Laser zu zerstören, bewirkte ihr Gerät, daß er feuerte; sein Strahl setzte sich in gerader Linie die drei Kilometer bis zu ihnen fort und fuhr direkt in das Gerät, wodurch er es zerstörte. Das war die Ursache für das blaue Glühen, von dem die Steele berichtete. Corcoran wußte, daß es bald in der Gegend von Polizei und Untersuchungsbeamten wimmeln würde, und er wandte den Unsichtbarkeitstrick an, um sich aus dem Staub zu machen, während er es der Steele überließ, die Sache auszubaden. Der Colonel gelangte offenbar zu der Ansicht, daß der Laser ihn getötet hätte, und klammerte ihn aus den Untersuchungen aus. Die Wissenschaftler schlossen sich dieser Ansicht an. Gott allein weiß, was sie in Wahrheit glaubten. Die Steele spielte die Sache auch sehr gut, oder vielleicht glaubte sie es an diesem Abend selbst. Den Berichten zufolge befand sie sich in einem Schockzustand. Vielleicht dachte sie, ihr Genosse wäre explodiert und für immer zur Hölle gefahren. Doch anschließend war sie ständig in Kontakt mit ihm, führte seine Befehle aus, ging zu Treffen mit anderen, erledigte Transporte und Übergaben und tat alles, was man von ihr verlangte.«
    Harlow schüttelte zweifelnd den Kopf. »Das kauft uns niemand ab.«
    »Wir wollen es nicht verkaufen«, sagte Trigger Happy Musselman mit gedämpfter Stimme. »Begreifen Sie, was das bedeutet? Denken Sie nur daran, was es allein in dieser verdammten Gegend alles gibt! Unterirdische Kernspaltanlagen, den Stealth-Bomber, Firmen wie Ca-Co, die Caldwell Corporation. Boeing besitzt den halben Staat. Denken Sie doch nur an den Stealth-Bomber, meine Herren: für Radar nicht zu erfassen, nicht wahr? Wieso sollte dann ein Mann nicht für menschliche Augen zu erfassen, also unsichtbar sein? Damit haben wir es hier zu tun. Stellen Sie sich das vor: ein Agent, der überall ungesehen hineinschlüpfen kann, alles sehen kann, was er will, wieder hinausschlüpfen kann, alles mitnehmen kann, was er will. Er bleibt dabei ein Mann, wie Sie und ich. Er ißt und schläft und rasiert sich, genau wie Sie und ich. Er fährt mit einem Bein nach dem anderen in seine Hose. Und er hinterläßt Fingerabdrücke, genau wie Sie und ich. In meinem Büro hier, in dem Sicherheitsgewölbe der CaCo, im Apartment der Steele, in dem Ferienhaus auf der Insel. Und bevor wir all dieses erklären können und nach einem Beweis für etwas suchen, von dem Drissac und Sergeant Carroll und ich verdammt genau wissen, daß es wahr ist, kann er schon in Rußland sein. Nein, meine Herren, wir werden uns jetzt nicht mit Erklärungen abgeben. Wir befinden uns auf Menschenjagd, und ich will diesen gottverdammten Kommunistencorky! Und niemand wird etwas davon erfahren, bis wir ihn haben – oder seine Leiche! Am liebsten wäre mir seine Leiche. Wenn sie nicht zu sehen sein wird, so soll man sie verdammt gut fühlen!« Er holte tief Luft und kippte seinen Cognac hinunter. »Übrigens, wir wollen auf jeden Fall vermeiden, daß die Russen den allergeringsten Anhaltspunkt für die Annahme haben, wir hätten den Spuk auch nur eine Sekunde lang geglaubt. Kapiert? Sie bilden sich ein, sie hätten den perfekten Agenten. Sollen sie es sich noch eine Weile lang einbilden!«
    Harlow hatte geduldig zugehört, sein blasses Gesicht hatte keine Regung gezeigt, er machte keinen überzeugten Eindruck. »Wenn er unsichtbar ist, warum verdrückt er sich dann nicht einfach und liefert seinen Bericht ab?«
    »Weil ich etwas habe, auf das er scharf ist«, sagte Trigger Happy. »Zweimal hat er versucht, an seine Notizbücher und Zeichnungen zu kommen. Er hat jemanden dazu gebracht, ihm das Gewölbe bei der CaCo zu öffnen; Gott mag wissen, wie er das geschafft

Weitere Kostenlose Bücher