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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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hat, doch er hat alles durchwühlt und seine Fingerabdrücke hinterlassen, und zuvor hatte er schon versucht, die Papiere aus diesem Zimmer zu entwenden. Damals wußten wir noch gar nicht, welches heiße Material wir da in Händen haben. Jetzt wissen wir es. Ich glaube nicht, daß er sich ohne diese Papiere von hier entfernt. Vielleicht steckt das Geheimnis seiner Unsichtbarkeitsmasche darin, und er weiß verdammt genau, daß wir seinen Code irgendwann knacken werden. Einige der besten Leute des Landes arbeiten bereits daran. Vielleicht wartet er auf Verstärkung oder neue Anweisungen. Vielleicht war das der Sinn dieser Reise auf die Insel; kann sein, daß sie diesen Kerl, der verschwunden ist, mit einer Botschaft ausgesandt haben. Wir wissen noch nicht genug. Aber wir wissen sehr wohl, daß er sich immer noch in der Gegend herumtreibt, immer noch eng mit der Steele zusammenhängt. Und sie haben keine Ahnung, daß wir ihrem Geheimnis auf der Spur sind. Wir sind also jetzt am Drücker.«
    Harlow wandte sich betont offensichtlich an Morris. Er hatte mit Morris Pitts schon oft zusammengearbeitet und vertraute ihm voll und ganz. »Erzählen Sie mir doch bitte noch einmal, welche Beweisstücke Sie in ihrer Wohnung vorgefunden haben.«
    Morris zählte alles noch einmal auf. »Seine Haare waren in ihrem Rasierapparat, noch naß. Es lagen zu viele nasse Handtücher herum. Seine Abdrücke auf ihrem Spiegel, dem Waschtisch, überall in der Küche, in der ganzen Wohnung. Frischer, heißer Kaffee. Ich brachte die Wanze eigenhändig hinter einem alten Lehrbuch auf dem obersten Regalbrett an. Er muß mich dabei beobachtet haben«, sagte er kühl. Innerlich tobte er vor Wut. Sie hatte dieses Monster auf ihrer Couch schlafen lassen, war auf der Insel mit einem anderen ins Bett gegangen und spielte mit ihm – mit Morris Pitts! Seine Stimme verriet nichts von seinem aufgewühlten Zustand. »Als sie die Wohnung betrat, brüllte sie sofort los und befahl jemandem, zu verschwinden und sich nie mehr blicken zu lassen. Dann warf sie die Wanze aus dem Fenster. Sie hatte keine Zeit gehabt, sie zu finden, wie gut sie auch sein mag. Wir hatten das Apartmentgebäude zu dicht umstellt, als daß irgend jemand hätte ein- und ausgehen können, ohne von uns bemerkt zu werden. Es war absolut nichts zu sehen. Jetzt wissen wir warum. Er war schon die ganze Zeit dort.«
    Harlow senkte den Blick mit finsterem Gesicht zu Boden und hob schließlich die Schultern. »Das ist die verdammteste Geschichte, die ich je gehört habe, aber ich mache mich dran. Wie geht es jetzt weiter?«
    Trigger Happy grunzte vor Zufriedenheit und schenkte noch einmal Cognac nach. Jetzt konnten sie die Ärmel hochkrempeln.

 
SIEBZEHNTES KAPITEL
     
     
    Es verwirrte Trigger Happy immer, wenn die Leute sagten, die Welt sei kompliziert. Es hatte einmal eine Zeit gegeben – damals war er natürlich noch sehr jung –, als er das auch gedacht hatte, doch wenn er heutzutage erwachsene Menschen so reden hörte, dann fragte er sich, ob bei denen im Kopf eine Schraube locker war. Die Welt war von Jahr zu Jahr einfacher geworden, und er haßte Leute, die versuchten, die Dinge wieder durcheinanderzubringen, Leute wie Wissenschaftler und Ökonomen und Irrenärzte.
    Er saß allein da und grübelte über diese Dinge nach, nachdem seine kleine Armee gegangen war – alles sehr gute Männer. Das war auch so etwas: es gab gute Menschen und schlechte, ganz einfach. Den guten Menschen konnte man vertrauen, bei den faulen Eiern mußte man aufpassen. Einfach. Die einzige Art, wie man sicher durchs Leben kam, war, von jedem zunächst einmal anzunehmen, daß er ins Lager der Bösen gehörte, bis sich im Laufe der Zeit das Gegenteil herausstellte. Halte deinen Arsch in Deckung! – das war der einzige sichere Weg. Die anderen und wir – auch noch ein guter Wahlspruch. Kommunisten und Nichtkommunisten. Keine Unentschiedenen, keine Meinung dazwischen, nur die anderen und wir. Er nickte und goß sich noch einen allerletzten Schlaftrunk ein. Morgen würden sie die Infrarot-Sichtgeräte herbringen und aufstellen, und dann sollte sich der kleine Kommunist nur hereinschleichen. Er nickte noch einmal. Soll er es nur versuchen.
    Außerhalb dieses Raums durfte nicht über die Angelegenheit gesprochen werden, hatte er befohlen, selbst dann nicht, wenn die Sichtgeräte aufgestellt wären. Bei der CaCo wimmelte es nur so von Kommunisten. Verdammt, ganz Seattle war von diesem Ungeziefer befallen. Er hatte ein

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