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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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verübeln, daß er den Jemand oder das Etwas nicht getroffen hatte, denn schließlich hatte er ja nichts gesehen. Es hatte keinen Tag gedauert, dachte er mit grimmiger Genugtuung, bis seine handverlesenen Männer unfehlbar dem Kern des Problems auf die Spur gekommen waren und genau berichtet hatten, was passiert war, nicht mehr und nicht weniger, während die örtlichen Blindgänger immer noch über Schatten stolperten. Er konnte ihnen auch keinen Vorwurf machen, daß sie ein unbespieltes Tonband mitgebracht hatten. Immerhin hatten sie Informationen mitgebracht, die wertvoller waren als alles, was auf Band hätte aufgenommen werden können.
    Festzuhalten war, dachte er: Jemand war in seine Räume eingedrungen, in eben diese Hotelzimmer, ohne gesehen worden zu sein, und hatte versucht, die Sachen von Kommunistencorky zu entwenden.
    Nächster Punkt: Jemand war in das Sicherheitsgewölbe eingedrungen, ohne gesehen worden zu sein, und hatte das gleiche versucht.
    Nächster Punkt: Jemand hatte zwei Verfolgungswagen außer Gefecht gesetzt. Alle drei beteiligten Männer schworen, daß das die Steele nicht gemacht haben konnte.
    Nächster Punkt: Irgend jemand Unsichtbares hatte die Steele bei ihrer Rückkehr von einem Treffen erwartet – sie war zu Fuß unterwegs gewesen, wo immer sie auch gewesen sein mochte. Aber warum hatte sie dabei Kleidung von ihm mitgehabt? Hatten sie sich aus irgendeinem Grund verpaßt? Er wartete in dem Ferienhaus, und sie hatte ihn an einem anderen Ort vermutet? Er schüttelte den Kopf bei dieser Vorstellung.
    Drissac hatte berichtet, daß sie die Nacht mit einem Mann verbracht hatte. Und in solchen Dingen täuschte sich Drissac nie. Ein unsichtbarer Mann? Ein Phantom als Liebhaber? Er schnaubte ungläubig. Es mußte also noch einen Mann geben. Kommunistencorky hatte dort auf sie gewartet. Der Liebhaber hatte sich aus dem Staub gemacht; sie hatte seine Kleider mit zurückgebracht. War er durchs Wasser verschwunden? In einem Taucheranzug? Getarnt? Taucheranzug schien ihm wahrscheinlicher. Alles andere ergab keinen rechten Sinn. Er mußte sich ausziehen, um in das Ding zu schlüpfen; sie mußte seine Sachen loswerden, und Kommunistencorky erwartete sie, um den Auftrag zu Ende durchzuführen, als ihn Drissac und Carroll überraschten.
    Er saß den ganzen Nachmittag da und dachte das Ganze gründlich durch; er telefonierte viel und machte sich viele Notizen. Er stellte sich seine Tontauben in Reih und Glied auf, so nannte er das. Abschießen würde er sie später.
     
    Kurz vor sieben an diesem Donnerstag abend verließ Lauren ihre Wohnung und ging zu Fuß zu dem sechs Häuserblocks entfernten Bürogebäude, wo sie arbeitete. Sie betrat den Bau. Den ganzen Weg über war sie von vier Agenten beobachtet worden.
    Sie traf die anderen bereits im Konferenzraum sitzend an, wo die wöchentliche Mitarbeiterversammlung stattfand. Peter sprang auf und eilte ihr bis zur Tür entgegen. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte ihr einen Kuß auf die eine Wange, dann auf die andere, dann legte er den Arm um sie.
    »Peter, wegen gestern und heute …«
    »Absolut genial, Lauren, mein Liebling. Ein unübertrefflicher Geniestreich. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie vollkommen sprachlos ich war, daß Sie eine so glänzende Strategie ausgearbeitet hatten. Haben Sie diesen fabelhaften Erfolg vorausgesehen? Ich muß mir Ihre Aufzeichnungen ansehen, Ihre großartige Methode zu eigen machen, Ihre Planung nachvollziehen. Haben Sie ihr schon einen Namen gegeben? Ich habe bereits mit einigen Versionen herumgespielt, wie ich zugeben muß, aber nein, ich habe mir Zurückhaltung auferlegt, soweit ich konnte. Ihnen gebührt der Ruhm, liebste Lauren, meine allerliebste Lauren!«
    Er hielt weiter den Arm um sie gelegt und führte sie zu dem Konferenztisch aus hellem Teakholz. »Ich hätte etwas zu Ihrer Begrüßung vorbereiten sollen. Eine Musikband, Blumen, Kinder, die Rosen streuen, ein gemästetes Kalb. Meine Herren, unsere Lauren, hier kehrt sie im Triumphzug zurück, unsere liebe, liebe Lauren.«
    »Gut gemacht, Lauren«, sagte Warren Foley herzlich, in ehrlicher Anerkennung. »Sie haben so raffiniert gespielt, daß wir nicht einmal wußten, daß Sie im Ballbesitz waren, bis die Punktetafel aufleuchtete. Hervorragender Durchgang, ganz hervorragend!«
    »Ich bin ganz genau der gleichen Meinung«, sagte Rich Steinman, dem in seiner gestärkten Unterwäsche offenbar nicht ganz wohl war. »Ich meine, es kam so

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