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Verschärftes Verhör

Verschärftes Verhör

Titel: Verschärftes Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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finden.«
    Kat war verwirrt. »Die Berichte sind sehr eindeutig, Sir. Sie brauchen mich doch nicht, um sie zu lesen.« Noch während sie das sagte, wurde ihr klar, dass es um mehr ging, dass der Mann sie selbst nach Madrid schicken wollte.
    »Heute geht ein Flug vom Dulles Airport«, bemerkte er mit einem Blick auf die Uhr. »Ich begleite Sie nach Hause, dort können Sie packen.«
    Kat bewegte sich nicht. »Ist das ein Befehl, Sir?«
    Der Mann schaute sie an. Offenkundig war er es nicht gewöhnt, dass man seine Forderungen in Frage stellte, und empfand es als unverschämt. »Ja, Sergeant, das ist es.«

8
Hawaii
    Harry Comfort verschränkte die Arme vor der Brust und schaute aus dem Bürofenster von Young Brothers Freight. Der blaue Halbmond der Hilo Bay verschwand fast im morgendlichen Wolkenbruch. Es regnete, seit er Kamuela verlassen und die mystische Grenze überschritten hatte, die die Leeseite von der Windseite der Insel trennte. Zwei Häuserblocks nach Westen, und man stand in der Wüste. Zwei Häuserblocks nach Osten, und man war im Regenwald.
    Die Tür hinter der Theke ging auf, und der Mitarbeiter, mit dem Harry seit zwei Wochen zu tun hatte, tauchte mit einem Lieferschein auf. Er war ein großer, breitschultriger Hawaiianer in Harrys Alter, besaß aber noch eine unglaubliche schwarze Haarmähne.
    »Nichts für Comfort«, sagte er in seiner aufreizend gemächlichen Art, die, wie Harry inzwischen gelernt hatte, zum Geschäftsgebaren jeder Insel gehörte. Sie ärgerte ihn umso mehr, als er insgeheim wusste, dass sie den Gepflogenheiten seiner Welt deutlich überlegen war.
    Der Mann zeigte Harry den Lieferschein, um seine Worte zu unterstreichen. »Sehen Sie, kein Comfort.«
    Harry überflog die Namensliste. Der Mann hatte recht, das Celestron war eindeutig nicht an Bord des Lastkahns gewesen, der an diesem Morgen angelegt hatte.
    »Ich komme Mitte der Woche wieder«, verkündete Harry, als würde das irgendetwas an der Lage ändern.
    Der Angestellte zuckte die Achseln. »Klar doch, Mann. Wie Sie wollen.«
    Harry überlegte kurz. »Gibt es in der Nähe ein Münztelefon?«
    »Da drüben.« Der Mann hob den Arm und zeigte auf eine Telefonzelle auf der anderen Seite des regennassen Kais.
    Zwei Wochen, dachte Harry, als er aus dem klimatisierten Büro trat und die Jacke über den Kopf zog. Das Celestron hätte bereits vor zwei Wochen eintreffen sollen. Sechsmal war er nach Hilo gefahren und hatte immer die gleiche Antwort erhalten. Harry sauste zu der Telefonzelle hinüber.
    Der letzte Mensch auf Erden ohne Handy, hatte Char ihn aufgezogen. Harry hätte ihr am liebsten gesagt, was er davon hielt – dass man diese Geräte gegen einen Menschen einsetzen konnte und wie einfach es war, jemanden über sein Handy aufzuspüren.
    Er holte eine Handvoll Münzen aus der Tasche, hob den schmierigen Hörer ab und steckte eine Vierteldollarmünze in den Schlitz. Beinahe überrascht hörte er den Wählton. »Haoli-Mädchen blasen dir einen«, hatte jemand an die Wand gekritzelt. Und als Antwort: »Deine Schwester auch.« Harry schob die übrigen Münzen in den Schlitz und wählte die Nummer, die er auswendig kannte.
    Es klingelte viermal. Fünfmal. Nachmittag im alten Haus. Der Fernseher auf voller Lautstärke, Irenes Corgi döste auf der Couch. Entweder hatte sie das Telefon nicht gehört oder ignorierte das Klingeln.
    Dann plötzlich drang ihre Stimme aus dem Äther. »Hallo?«
    »Hier ist Harry.«
    Nichts.
    Er sah alles deutlich vor sich, die gelbe Tapete in der Küche und den Garten, der durch eine dichte Hecke abgeschirmt wurde.
    »Ich habe auf das Celestron gewartet.«
    »Na ja, wir warten alle auf etwas.«
    Sie hat es gar nicht geschickt, dachte Harry. Das Einzige, das er wirklich haben wollte, und sie hatte sich nicht darum gekümmert.
    »Was willst du?«, fragte er. Noch drei Minuten, und er hatte kein Kleingeld übrig.
    »Ich will ein Leben, Harry, ein Leben mit dir. Das habe ich immer gewollt. Dich, und zwar ohne irgendeinen gottverdammten Auftrag. Das habe ich nämlich verdient.«
    »Ja«, sagte Harry und dachte, alles, alles, aber nicht das, »du hast es verdient.«
    »Ich verkaufe das Haus«, fuhr sie fort. »Es gibt einige Formalitäten zu erledigen.«
    »Ich rufe Saul an«, sagte er.
    Sie seufzte. »Es geht nur um eine Unterschrift, Harry. Brauchen wir dafür wirklich einen Anwalt? Ich kann dir die Unterlagen heute Nachmittag als Eilsendung schicken.«
    Harry zögerte.
    »Ich werde dich nicht suchen, falls du

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