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Verschärftes Verhör

Verschärftes Verhör

Titel: Verschärftes Verhör Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Siler
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nicht nur Terroranschläge gegen die iranische Armee aus, sondern halfen Saddam auch bei seinem brutalen Feldzug gegen die irakischen Kurden und Schiiten.
    Unter anderem deshalb hatte man die MEK in der internationalen Gemeinschaft als terroristische Vereinigung eingestuft. Kat wusste allerdings, dass solche Definitionen oftmals fließend waren. Während der Iran Amerikas ärgster Feind in der Region und der Irak der Verbündete war, hatte Washington die MEK jahrelang heimlich unterstützt. Nun aber hatten sich die politischen Verhältnisse erneut gewandelt.
    War es denkbar, dass sich die MEK mit ihren alten Freunden in den Vereinigten Staaten zusammengeschlossen hatten? Hatte die Gruppe eine neue Basis in Afghanistan gegründet? Falls ja, hätte man diese Partnerschaft wohl kaum an die große Glocke hängen wollen.
    Wieder betrachtete Kat die grobe Zeichnung mit den spärlichen Verbindungen. Colin. Stuart. Bagheri. Kurtz. Der tote Gefangene. Sie kam der Sache allmählich näher, wusste aber immer noch nicht, wie alles zusammenpasste.
     
    Kurtz rutschte in seinem Sitz herunter und beobachtete die einsame Gestalt, die die Straße entlangging. Billige Lederjacke. Imitierte Markenjeans. Imitierter James-Dean-Gang. Ja, das war zweifellos der junge Mann, den er am Tag zuvor in Ain Chock gesehen hatte und der Kat einen Blick zugeworfen hatte. Der junge Mann, der ihnen etwas sagen wollte, aber keine Gelegenheit dazu fand.
    Kurtz wartete, bis der Mann auf einer Höhe mit dem Peugeot war, stieg aus und holte die Beretta aus der Innentasche.
    »Einsteigen!«
    Der Mann betrachtete Kurtz, wandte sich ab und spuckte aus. »Verpiss dich.«
    »Einsteigen oder ich schieße.« Ganz einfach. Der Mann begriff schnell.
    Kurtz verdrehte ihm den Arm und stieß ihn auf den Beifahrersitz. Dann schlug er die Tür zu und setzte sich hinters Steuer. »Wie heißt du?« Er legte die Beretta auf seinen Schoß und ließ den Motor an.
    »Mahjoub.«
    Kurtz warf einen Blick in den Rückspiegel und fuhr los. »Wir sind uns gestern begegnet. Weißt du noch?«
    Nicken.
    »Dann weißt du auch, was ich von dir will.«
    Erneutes Nicken. »Sie suchen Jamal, Adils Freund.«
    »Sehr gut. Er war hier, oder?«
    Schweigen.
    Kurtz spielte an der Sicherung herum. »Ich schlage dir etwas vor, Mahjoub. Du sagst mir, was ich wissen will, und wirst es nicht bereuen. Wenn nicht, erschieße ich dich. Kapiert?«
    »Er ist heute Morgen weggegangen. Mit der Frau, die bei Ihnen war.«
    Kurtz lächelte. Das war doch schon etwas. »Haben sie gesagt, wohin sie wollten?«
    »Nein.«
    Natürlich nicht. Kurtz fuhr rechts heran und holte einen Hundertdollarschein aus der Tasche. »Ich wohne im Hotel Noailles in der Innenstadt«, sagte er. »Sag Bescheid, wenn du sie siehst.«
    Mahjoub nickte, als hätte Kurtz ihn um einen kleinen Gefallen gebeten, als machte er so etwas jeden Tag. Doch die Hand, mit der er nach dem Geld griff, zitterte.
    Kurtz zielte mit der Beretta auf seine Brust. »Raus!«

27
Virginia
    Erst nachdem zwei tätowierte Exsträflinge in billigen Anzügen im Auftrag des Bestatters erschienen waren und Susans Leiche vor Morrows Augen in einem schwarzen Plastiksack abtransportiert hatten, wobei sie verlegen Beileidsbekundungen murmelten, begriff er, was geschehen war. Susan war ihm eher körperlich als geistig nahe gewesen, und daher vermisste er ihren Körper ganz besonders. Trotz ihrer Krankheit hatte sie das Haus mit strenger Hand regiert. Jetzt war sie nicht mehr da, und Marina war mit ihr gegangen.
    Morrow hatte die Russin nicht gehen sehen, doch ihr Zimmer war aufgeräumt, die Schränke und Schubladen leer, das Bett abgezogen, die Wäsche wie durch ein Wunder gewaschen, gefaltet und weggeräumt. Es war, als wäre sie nie da gewesen.
    Susan hatte eine ihrer charakteristischen Listen hinterlassen, auf der die Leute, die informiert werden mussten, in exakter Reihenfolge aufgeführt waren. An erster Stelle fand sich ihr Sohn Paul in New York, dem Morrow eine schwammige, aber dringliche Nachricht auf die Mailbox gesprochen hatte, und sie endete mit Susans Schwester in Florida. Sie anzurufen hatte er noch nicht übers Herz gebracht.
    Morrow ergab sich fürs Erste in seine Feigheit und goss sich in der Bibliothek einen Drink ein. Wieder Bourbon. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, und der erste Schluck traf ihn wie ein Schlag. Er stellte das Glas ab, begab sich in die Küche und sondierte den spärlichen Inhalt des Kühlschranks. Verschimmeltes Brot. Eine Tüte

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