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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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großformatige Bildbände liegen, darunter auch ein aufwendig gebundener Ausstellungskatalog: Freek Staps / 1954 – 2006.
    » Freek war ein ganz außergewöhnlicher Künstler « , sagt eine superstylische Frau in einem auffallend kurzen Kleid.
    » Ein ganz außergewöhnliches Arschloch « , sagt O’Hara und klemmt sich zwei Kataloge unter den Arm.
    » Entschuldigung, die Bände kosten jeweils zweihundertfünfzig Dollar. «
    » Sie können mich mal « , sagt O’Hara und geht mitsamt ihren drei Begleitern.

KAPITEL 24
    O’Hara hält sich an einem Bier fest und kocht vor Wut. Ihrer Ansicht nach ist der zweihundertfünfzig Dollar teure Bildband mit seinem breiten Rücken, dem aufwendigen Schutzumschlag und den lobhudelnden Kommentaren schlimmer als lupenreine Kinderpornografie. Die ist wenigstens ehrlich. Dass sie diesen Scheiß überhaupt bei sich zu Hause haben und sich die Bilder auf derselben Couch ansehen muss, auf der Axl und Bruno ihre schönsten Schläfchen halten, verstört sie. Sie versucht, möglichst nicht mehr an Bens Gesicht zu denken. Nachdem sie die Ausstellung verlassen hatten, musste O’Hara Ben und Jamie sagen, das Herc tot ist. In nur wenigen Stunden kommt die Nachricht im Fernsehen, und Morgen früh wird’s in den Zeitungen stehen, aber die beiden hatten es verdient, es von ihr persönlich zu erfahren. Ben nahm sich den Tod seines kleinen Freundes genauso zu Herzen, als wär’s sein Bruder gewesen, er machte sich schlimme Vorwürfe, und sein schmerzverzerrtes Gesicht war das Traurigste, was O’Hara in ihrer Laufbahn als Polizistin je gesehen hat. O’Hara liest im Katalog und erfährt so viel wie auf diese Weise möglich über den charismatischen Jungen auf dem teuersten Foto der Ausstellung. Als sie sich die Tigers-Basecap ansieht, fällt ihr wieder die mit dem Yankees-Logo auf dem Schädel im Garten ein, und dass der Junge selbst noch im Grab zu lächeln schien. Auch die Basecap ist ein Beleg dafür, dass mit den Grabbeigaben etwas nicht stimmt: Wer auch immer all das inszeniert hat, lag im Detail daneben. Zunächst mal war Herc kein Yankees-Fan. Wahrscheinlich stand er überhaupt nicht auf Baseball, aber wenn er sich schon mit Basecap begraben lässt, dann wenigstens mit einer von den Tigers und keiner von den Yankees, verflucht noch mal. Dasselbe gilt für die Batman Comics und die Coldplay- CD . Wer auch immer den Jungen angezogen und die Geschenke in die Grube geworfen hat, konnte ihn nicht gut gekannt haben.
    Andererseits stand Herc durchaus auf Comics und mochte auch Musik, er trug durchaus Baseballkappen, also war derjenige auch nicht komplett auf dem Holzweg. Aber eben nur so halb richtig. Wer würde so etwas halb richtig machen? Freunde nicht. Freunde, Gott segne sie, wissen genau, was man anzieht, raucht, trinkt und hört. Leute, die bei so was grundsätzlich falschliegen, oder eben nur halb richtig oder halb falsch, je nach dem wie man es betrachten möchte, sind mit einem verwandt. Vielleicht hatte der Junge also doch eine Familie. Während O’Hara über die Ignoranz und Einsamkeit in Familien nachdenkt und immer tiefer in Trübsal versinkt, klingelt ihr Handy. Eine ihr unbekannte Vorwahl.
    » Sind Sie Darlene O’Hara? «
    » Wer spricht denn da? «
    » Connie Wawrinka. Ich bin Detective beim Sarasota Police Department. «
    O’Hara packt die Panik. Sie fürchtet, Axl könne etwas passiert sein. Dann fällt ihr ein, dass sie erst vor zwei Tagen mit ihm gesprochen hat und von Florida keine Rede war. Was nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat. Schließlich ist sie ja nur die Mutter des Jungen und noch dazu keine besonders gute. » Wir haben eine Übereinstimmung « , sagt Wawrinka.
    » Eine Übereinstimmung? «
    » Aus der Ballistik. « O’Hara kapiert, dass Wawrinka über die ballistischen Daten der 22er-Kugel spricht. Von dem NYPD aus wurden sie an sämtliche Departments des Landes verschickt. » Vor sechs Monaten « , sagt Wawrinka, » haben wir die gleiche Kugel, abgefeuert mit derselben Waffe, aus dem Hirn eines siebenundachtzigjährigen Mannes in Longboat Key geholt, ein gewisser Benjamin Levin. «
    » Was ist da passiert? « , fragt O’Hara.
    » Er hat sich den Lauf in den Mund gesteckt und abgedrückt. «

TEIL II

KAPITEL 25
    Statt eines Startschusses ertönt das Bing einer Mikrowelle, das normalerweise anzeigt, dass die Suppe heiß ist. O’Hara erhebt sich von ihrem Platz in der vorletzten Reihe und trottet mit den zweihundert zusammengepferchten, unter leichter

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