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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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versucht, euch zu sagen. «
    » Einen Scheiß hast du « , sagt Jamie.
    » Passt mal auf « , sagt Jandorek. » Ich hab keine Ahnung, worum’s hier geht, aber falls ihr Ärger machen wollt, habt ihr euch den denkbar schlechtesten Platz dafür ausgesucht. Und eine gute Zeit auch nicht. «
    » Deshalb sind wir nicht hier « , sagt Jamie.
    » Schön, dass wir das geklärt haben. Warum dann? «
    » Wegen unserem Freund « , sagt Ben. » Ein kleiner Junge, den wir seit Monaten nicht mehr gesehen haben. Wir machen uns Sorgen um ihn. Eine Zeit lang haben wir überlegt, was wir machen sollen, aber wir haben’s nicht hingekriegt, zur Polizei zu gehen. Gestern haben wir Darlene im Park kennengelernt, und auch wenn wir sie ein bisschen verarscht haben, fanden wir sie im Prinzip doch ganz okay. «
    » Also haben wir dich gesucht « , nimmt Jamie den Faden auf und richtet sich nun an O’Hara. » Wir haben im Neunten angefangen, aber die waren nicht gerade entgegenkommend. Dann haben wir’s beim Siebten versucht und wurden hergeschickt. Wir dachten, verdammt, Mordkommission ist nicht schlecht für eine Kiffer… «
    » Jamie « , sagt O’Hara und fällt ihm ins Wort. » Erzähl uns von eurem Freund. Wie heißt er? «
    » Wie er richtig heißt, wissen wir nicht. Das hat er uns nicht gesagt. Wir haben ihn Hercules genannt. « Du liebe Güte, denkt O’Hara, und ihre Hoffnung schwindet.
    » War ein Witz « , sagt Ben. » Weil er so dürr war. Er war echt klein, ungefähr acht oder neun. Letztes Jahr hing er ständig bei uns im Skaterpark rum, und weil er so süß und frech war, haben wir ihn sozusagen adoptiert und ihn zu unserem Maskottchen gemacht. «
    » Welche Haarfarbe? «
    » Blond. «
    » Dunkelblond oder hellblond? «
    » Fast schon weiß, wie ein kleiner Surfer. Und er hat leicht gehinkt, weil er sich mal das Bein gebrochen hat. Das ist wohl nie richtig verheilt. «
    » Wieso ist er nicht in die Schule gegangen? «
    » Gute Frage. Ich hab mal versucht, mit ihm drüber zu reden. Er meinte, er würde zu Hause unterrichtet– nicht dass ich ihm das geglaubt hätte, zu Hause war er nämlich auch nie. Wahrscheinlich hätte ich ein bisschen tiefer bohren sollen, aber er war ja nicht der Einzige von uns, der eigentlich in die Schule hätte gehen müssen. Und vielleicht wurde er ja wirklich zu Hause unterrichtet. Lesen konnte er jedenfalls. «
    » Woher weißt du das? « , fragt O’Hara.
    » Er hat Comics gelesen « , sagt Jamie.
    » Aha, und welche? «
    » Superman, X Men, Destroyer. Aber vor allem Superman. «
    » Nicht Batman? «
    » Hab ihn nie damit gesehen. «
    » Ich auch nicht « , sagt Ben.
    » Lasst uns aus der Hitze gehen « , sagt Jandorek und zeigt auf einen dreckigen Impala, der wenige Meter entfernt parkt. » Ist ein Schrotthaufen, aber die Klimaanlage funktioniert. « Er schließt die Tür auf, und sie steigen ein– Jandorek und O’Hara vorne, Ben und Jamie hinten.
    » Na bitte « , sagt Jandorek, » die Familie ist komplett. «
    » Fehlt nur noch Herc « , sagt Ben.
    O’Hara guckt weg, während Jandorek den Wagen anlässt und die Belüftung einschaltet. Er öffnet das Handschuhfach, nimmt zwei Notizbücher heraus und gibt eines davon O’Hara.
    » Wisst ihr, wo er gewohnt hat? « , fragt O’Hara und dreht sich nach hinten.
    » Oder wer seine Eltern waren? «
    » Nein « , sagt Ben. » Er ist immer bloß zu uns in den Park gekommen. Über sein Leben wollte er nie reden. Anscheinend war das nicht so toll– vielleicht war er bei Pflegeeltern. Ich hätte ihn mehr fragen sollen. Mich drauf einlassen, wie du sagst, aber ich hab’s nicht gemacht. « Mit dem arroganten Halbstarken von gestern hat er jetzt keine Ähnlichkeit mehr. Er sieht aus, als wollte er gleich weinen.
    » Aber jetzt seid ihr ja hier, oder? « , sagt O’Hara. » Ihr tut genau das Richtige, und das zählt. «
    » Wir haben zu lange gewartet. «
    » Habt ihr ihn nie mit jemandem zusammen gesehen? « , fragt Jandorek.
    » Ab und zu sind Leute in den Park gekommen und haben ihn gesucht « , sagt Jamie, » aber ich glaub nicht, dass jemand davon sein Vater oder seine Mutter war. Die haben alle nicht so ausgesehen und sich auch nicht so benommen. «
    » Gefreut hat er sich nicht « , sagt Ben. » Aber er ist mitgegangen, als würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben. Manchmal ist er zwei Tage lang oder sogar eine ganze Woche oder einen Monat verschwunden, kam dann aber irgendwann einfach so in den Park gerollt, und alles war wieder ganz normal.

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