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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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den Fall, dass es sich die Kinder anders überlegen. Ich hätte kämpfen sollen, aber ich hatte nicht die Kraft dazu.«
    »Und was hätte es gebracht? Feiere, dass du ihn los bist. Ewig schade, dass ich nicht da bin.«
    »Es ist … eine seltsame Leere. Ich trauere ihm nicht nach, nicht dass du das glaubst, nicht dem, der er in den letzten Jahren geworden ist, aber … wir waren mehr als zwanzig Jahre zusammen, und ich frage mich, ob ich mehr als zwanzig Jahre lang eine komplette Idiotin war.«
    »Warst du nicht, ihr habt euch verändert, das heißt, du hast dich verändert und er hat das nicht akzeptieren können und da sind Seiten an ihm zum Vorschein gekommen …«
    »… die er immer schon gehabt hat. Entweder jemand ist Freund oder Feind für ihn, und Feinde werden mit totalem Einsatz verfolgt. Jetzt bin ich der Feind. Er hat zwei Jahre als junger Arzt in einer Praxis gearbeitet, und dann hat ihn sein Chef gekündigt, nicht weil er Helmut etwas vorgeworfen hätte, sondern schlicht und einfach weil er aus Altersgründen die Praxis verkleinern wollte. Helmut hat ihn dann nicht einmal mehr gegrüßt und überall herumerzählt, sein Lehrmeister habe ihn finanziell betrogen. Was ich mir schon damals nicht vorstellen konnte. Auch ich musste jeden Kontakt zu ihm und seiner Frau abbrechen. Als ich einmal gesagt habe, dass er eigentlich doch ein netter Mensch und sie eine großartige Frauenärztin sei, hat er mich angebrüllt. Dabei war das Jahre später.«
    »Eben. Also sei froh, dass es vorbei ist, genieße es, du hast zwei großartige Kinder, einen netten Freund, einen interessanten Job, eine Menge Freundinnen.«
    »Ja.«
    Das klingt, als sei sie sich trotz allem nicht sicher.
    Zwei Wochen später erhält Gerda das rechtskräftige Scheidungsurteil zugestellt. Ich bereite gerade den zweiten Teil der Fitnessserie vor und freue mich über eine einigermaßen geglückte Terrorreportage – erstaunlicherweise war der Chefredakteur weitgehend auf meiner Seite, als es um die so genannte Zusammenarbeit mit den Stabsstellen ging. Aber ein gewisser Antiamerikanismus ist bei uns momentan durchaus angesagt. Einige böse Bemerkungen über das Terrorseminar und das dahinter stehende Weltbild haben mir die zuständigen US-Medienstellen zwar gestrichen, aber sie konnten nicht verhindern, dass in meinem Artikel auch kritische Stimmen zu Wort kommen. Und überdies gibt es eine Menge ganz wertfreier interessanter Details darüber, wie Behörden zusammenarbeiten. Auch eine aufschlussreiche Studie über den Zusammenhang zwischen Terror, Krieg und wirtschaftlicher Lage konnte ich unterbringen – und das im »Magazin«.
    »In gewisser Weise kannst du sehr gut in politischen Zusammenhängen denken«, sagt Droch, nachdem er die Reportage gelesen hat, »du hast eine Menge gut miteinander verknüpft.« Das klingt überhaupt nicht gönnerhaft. Und ein Lob von ihm ist mir einiges wert.
    Oskar ist für drei Tage in Frankfurt in seiner Partnerkanzlei. Leider war ich kleinlich genug, um nachzuprüfen, ob es Angelika Beer zur selben Zeit nach Frankfurt gezogen hat. Hat es aber nicht. Besonders sympathisch ist sie mir noch immer nicht, aber das ist ihr sicher egal. Und mir eigentlich auch. Wir waren vor kurzem tatsächlich gemeinsam essen. Oskar und sie haben über Fälle geredet, ich habe einige Male versucht mitzureden, doch wenn man in der Juristerei nicht auf dem Laufenden und mitten drin in einem Fall ist … Aber zum Glück hat sich dann Jacques Lang zu uns gesetzt, und wir beide sind glücklich in kulinarische Gefilde abgeglitten. Dass aus Jakob Jacques wurde, hat übrigens gar nichts mit Hochstapelei zu tun, das war der Spitzname, den man ihm als Lehrling verpasst hat, er war der Einzige, der sich für die französische Küche interessiert hat, dem Rest der Belegschaft war das Wiener Schnitzel Herausforderung genug.
    Ich bin gerade auf dem Weg von der Redaktion nach Hause, als Gerda anruft.
    »Ich bin mit ein paar Freundinnen unterwegs, du solltest unbedingt auch kommen, du hast doch gesagt, ich solle meine Scheidung feiern. Heute ist sie rechtskräftig, wir feiern, auch wenn mir speiübel wird, wenn ich lese, was da alles schwarz auf weiß steht. Wir feiern eben die Lüge und meine Freiheit oder so was.«
    Hört sich nur mittellustig an.
    »Wenigstens kurz, schau vorbei, bist du daheim?«, redet sie weiter. »Wir sind ganz in deiner Nähe, es gibt da eine sehr nette neue Bar.«
    Sie beschreibt mir, wie ich hinkomme, ich kenne die Bar, sie ist

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