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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Journalistin. Alles ist möglich. Also.
    Was Droch zur Hochzeit sagen wird? Den Gedanken schiebe ich lieber sofort ganz weit zurück in den Hinterkopf. Der Kopf fühlt sich noch immer seltsam an, übergroß, ein nicht fassbarer Ballon.
    Gerade als ich gehen will, um schnell heimzufahren und mich umzuziehen – allzu Festliches habe ich ohnehin nicht, aber irgendwie möchte ich Oskars Feierstimmung gerne entsprechen, der schwarze Leinenanzug wäre richtig –, ereilt mich noch ein Auftrag, den ich schwer ablehnen kann: Ich soll fotografiert werden, mein bisheriges Foto für das »Magazin« sei zu alt, meint unsere Bildredakteurin, und den Leitartikel soll mein Kopf zieren. Im Keller haben wir ein Studio, ich hetze hinunter. Gerda sehe ich nirgendwo. Das mit dem Umziehen wird sich nun doch nicht mehr ausgehen, muss mich Oskar eben in Jeans und T-Shirt ausführen, vielleicht hängt an meinem Kleiderständer im Büro noch die beige Seidenjacke, sicher bin ich mir nicht. Sie ist das Stück für alle Überraschungsfälle, ich habe sie sicher mehr als ein Jahr nicht mehr gebraucht.
    Otto setzt mich vor den Schminkspiegel, ich soll mich etwas zurechtmachen. Gerda? Nein, die habe sich heute freigenommen. Neugierig sieht er mich an: »Die dürfte ihren Mann ganz schön betrogen haben, was? Und hier macht sie auf unnahbar.«
    »So ein Quatsch.«
    »Man hört eben so einiges.«
    Arme Gerda, und als »unnahbar« habe ich sie noch nie empfunden – hängt eben davon ab, was man von ihr will. »Bei dir wäre ich auch unnahbar«, sage ich und grinse.
    »Pass bloß auf, sonst finde ich deine Schokoladenseite nicht.«
    »Ich habe nur Schokoladenseiten.«
    »Soll ich dir das Gegenteil beweisen?«
    »Wehe! Komm, tu weiter, ich muss noch weg.«
    »Ein Date?«
    »Kann man so sagen.« Und ob. Andere hätten es vielleicht sogar Verlobungsfeier genannt. Oder sind wir etwa schon verlobt? Per SMS?
    Ich hetze Richtung pur. Wenn alle Ampeln auf Grün stehen und ich sofort einen Parkplatz finde, komme ich nur zehn Minuten zu spät. Das fällt unter die Toleranzgrenze, auch wenn Oskar immer sehr pünktlich ist. Staus sind im August nicht zu erwarten. Ich wechsle die Spur, werde von einem Blödmann angehupt – also bitte, ich hab dich wirklich nicht geschnitten, du Nervösling –, ich grinse und winke ihm, denn ich weiß, das bringt die meisten aggressiven Autofahrer erst so richtig in Rage.
    Das Mobiltelefon. Das wird doch nicht schon Oskar sein, der wartet. Es ist exakt zwanzig Uhr und zehn Minuten. Ich drücke auf Empfang und höre Gerda.
    »Mein Ex ist tot«, sagt sie, und im ersten Moment denke ich an die Fortsetzung von gestern Nacht, wer »Ex« sagt, muss ein Glas Wein leer trinken. Er ist für sie gestorben, das meint sie.
    »Er ist tot«, schreit sie, als ich nichts sage.
    Ich bremse, und der Aufgeregte wäre mir fast hineingeknallt, er hupt und schreit, und ich parke meinen Wagen am Straßenrand, er hält auch, beschimpft mich durch das offene Fenster.
    »Fahren Sie weiter, Sie Idiot«, sage ich, »ihr Mann ist tot.«
    Vielleicht hält er mich für verrückt, vielleicht erkennt er aber auch, dass es wahr ist, was ich sage. Er steigt wortlos ein und fährt davon. Gerda hat es gehört und weiß, dass ich die Botschaft begriffen habe.
    »Wie?«, frage ich.
    »Ich weiß es nicht, es gibt diesen stillgelegten Steinbruch südlich von Wien, wir waren vor Urzeiten mit den Kindern dort, man kann mit dem Auto ein paar Kehren hinauffahren, die Straße ist wohl für die Schotter-Lkws gemacht worden. Er ist mit dem Auto hinuntergekracht, haben mir die von der Polizei gesagt.«
    »Wann?«
    »Sie waren gerade erst bei mir, Überbringer einer schlechten Nachricht und so.«
    »Wie ist es passiert?«
    »Wissen sie nicht. Ich stehe das nicht durch. Sie haben mich gefragt, ob es Selbstmord gewesen sein kann. Er hat diesen Brief geschrieben, an seine Leute in der Praxis, ich habe ihn dir vorgelesen. Und er hat es mir immer wieder gesagt, dass er am Ende ist, körperlich und psychisch. Kannst du dir vorstellen, dass er sich hinuntergestürzt hat?«
    Ich kenne ihn doch nicht. Das einzige Mal, dass ich ihn gesehen habe, war er hysterisch.
    »Ich muss es den Kindern sagen«, fährt sie fort, »ich habe keine Ahnung, wie ich es den Kindern sagen soll. Ich kann meine Schwester nicht erreichen, niemand ist da.« Sie stockt. »Ich habe solche Angst.«
    »Ich komme, wo bist du?«
    »Daheim.«
    Ich muss versuchen, Zuckerbrot zu erreichen. Mit dem Chef der

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