Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
weiß jetzt auch, wer der eine der beiden Verfolger war. Er hat vor einigen Jahren in derselben Firma wie ihr Mann gearbeitet, danach hat er mit einem Partner eine kleine Drogerie eröffnet, die nicht allzu gut ging. Also betrieb man Nebengeschäfte und mit Hilfe von einem Bekannten und dessen Freundin, die Krankenschwester ist, wurde der Medikamentendiebstahl aufgezogen. Im Hinterzimmer der Drogerie gab es Beruhigungsmittel und hin und wieder auch Drogen zu erwerben. Die Polizei hat von der Sache nichts erfahren, auch wenn laut irgendwelchen Privatdetektivvorschriften die Exekutive von bekannt gewordenen strafbaren Handlungen in Kenntnis gesetzt werden muss.
    »Haben die Klinikbetreiber Glück gehabt«, hat Vesna gemeint, »denn erstens waren Medikamente sehr schlampig verwahrt, und zweitens hätte auffallen müssen, welche großen Mengen an Beruhigungs- und Schmerzmittel dort verbraucht werden.«
    Jetzt jedenfalls ist sie nicht hinter Beweisen für eine strafbare Handlung her, sondern darum bemüht, einer Ehefrau Material gegen ihren Mann zu liefern. Allerdings sei der Fall ganz anders gelagert als bei Gerda, erzählt sie mir. »Der Mann nimmt alles Geld und verprasst es mit seltsamen Weibern, um es vornehm zu sagen. Bilder kannst du machen, da wirst du rot.«
    »Und so etwas gefällt dir?«
    »Gefällt mir nicht, aber gehört eben dazu. Ich will mich eher auf Wirtschaftsverbrechen spezialisieren, wenn ich eigene Detektei habe. Aber Zwerzl sagt, das Kleinvieh macht den Mist, und Scheidungen gibt es eben mehr als Betriebsspionage oder so etwas. Andere Detektivbüros sind auch nicht besser, eher im Gegenteil.«
    Ich sitze momentan in Berlin, das »Magazin« hat mich zu einem europäischen Terrorbekämpfungsseminar geschickt. Droch hat gespottet und gemeint, ich würde wohl die Terroristen der ganzen Welt das Fürchten lehren, nachdem ich zwei Wochen die Schulbank gedrückt hätte. Nur drei österreichische Medien haben Einladungen bekommen, dabei zu sein und – nach Absprache mit den Stabsstellen, man könnte es auch Zensur nennen – darüber zu berichten.
    Federführend sind irgendwelche US-Experten aus dem Verteidigungsministerium und dem Ministerium für Heimatschutz. Der Name erinnert mich irgendwie an die Nazizeit, aber ich gebe zu, ich mag die amerikanische Regierung nicht besonders.
    Jedenfalls sind wir dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der EU und Russland – Printmedien, Radio und Fernsehen bunt zusammengewürfelt. Wahrscheinlich hat der Chefredakteur mich ausgewählt, weil ich wegen meiner Jahre in New York ganz gut Englisch kann.
    Wir sitzen in wenig attraktiven Seminarräumen herum, und ich weiß wieder einmal, warum ich mit achtzehn so froh war, die Schule hinter mir zu lassen. Allein die engen Tische und Bänke und der Zwang, immer wieder eine Stunde durchzuhalten, bevor es endlich in die Pause – mit genehmigten Tätigkeiten – ging.
    Ein Teil der Vortragenden bringt ganz Interessantes: Interne Entwicklungen und Strömungen im Islam, das fasziniert mich schon, auch wenn das Thema für General Mayer, den Chef des Unternehmens, unter den Begriff »Feindbeobachtung« fällt.
    Peinlicher ist jedoch der Militärstratege, der uns permanent einreden will, dass alle Terroraktionen auf der Welt zusammenhängen und von dieser Al-Kaida-Saddam-Hussein-Iran-Irak-bin-Laden-Afghanistan-Partie gelenkt würden. Ab und zu nennt er noch Tschetschenien dazu, das freut unsere beiden regierungsnahen russischen Teilnehmer.
    Ich persönlich glaube ja mehr an Chaos als an Verschwörung, entspricht einfach meiner Lebenserfahrung. Aber Hass und Verblendung und geschickte Methoden, beides zu schüren, die gibt es allerdings. Jedoch auf beiden Seiten. Ab und zu versuche ich, von der Terrorbekämpfung abzulenken und nach den Ursachen des Terrors zu fragen, aber unser Lehrer für politische und militärische Strategie ist leider – ich kann es nicht anders ausdrücken – ein Vollidiot. Vielleicht sagt auch das einiges aus über das Geflecht aus Terror, Terrorbekämpfung, Weltmachtgehabe und den Einschränkungen persönlicher Freiheit. Ich bin schon sehr gespannt, was ich schreiben darf.
    Mit Gerda bin ich vor allem über SMS in Kontakt. Sie hat das getan, wovor sie sich am meisten gefürchtet hat: Sie hat die Kinder gefragt, bei wem sie leben wollen. Es ging nicht mehr anders. Und sie haben sich beide ganz klar für sie entschieden, waren irritiert, dass sie überhaupt an etwas anderes gedacht hatte.
    »Es ist

Weitere Kostenlose Bücher