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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Bauch auf und lege ihm seine Gedärme auf die Knie. Und dann dauert es lange, Schätzchen. Sehr, sehr lang. Das ist kein schöner Anblick. Du hast die Wahl.«
    Wadim steckte sich die Pistole in den Hosenbund und ging wieder zu Maier. Er nahm das Messer in die Linke, drückte die Spitze an Maiers Bauch – links vom Nabel, unter der letzten Rippe – und ging dann, ohne es wieder abzusetzen, um Maier herum, bis er hinter ihm stand. Legte ihm auf unpassend freundschaftliche Weise den anderen Arm über die Brust und strich ihm mit der Hand über den Bauch, die Finger gespreizt.
    Über Maiers Schultern hinweg sah er Joyce genau in die Augen. »Also, Schätzchen, sag’s mir.« Er stocherte mit der Messerspitze auf Maiers Haut herum. »Wir wissen jetzt, warum ich hier bin und warum er hier ist. Aber … warum bist du hier?«
    Joyce’ Augen fixierten das Messer auf Maiers Bauch. »Er ist mein Bruder«, stieß sie hervor. »Ich bin seine Schwester, du dreckiges Arschloch. Seine Schwester! «
    Maiers Körper zuckte. Wadim hörte ihn schnaufen und sah, wie er sich bewegte, den Kopf schüttelte.
    Er brauchte keine zwei Sekunden, um diese Information zu verarbeiten. Alles wurde ihm jetzt klar. Wie in einer Vision sah er wieder vor sich, wie er und Juri vor einem Jahr von der Organisation losgeschickt worden waren, um Maier zu eliminieren. Alle waren davon ausgegangen, dass Sil Maier alleine agierte.
    Aber Maier war nie allein gewesen. Die ganze Zeit über hatte er mit seiner Schwester zusammengearbeitet, der Polizistin.
    Das wurde Wadim nun klar, während er vom einen zur anderen schaute. Andere Hautfarbe, selber Charakter.
    Bruder und Schwester.
    In Juris gequältes Gesicht, das Wadim ständig auf seiner Netzhaut mit sich herumtrug, schien Ruhe einzukehren. Ein Zeichen seines Einverständnisses mit der Entscheidung, die Wadim nun traf.
    Er würde es anders machen.
    »Letztes Jahr hättest du mich kriegen müssen«, sagte Wadim zu Maier, seine Worte gründlich abwägend. »Aber das hast du nicht geschafft, weil du schlampig warst, weil du dich selbst überschätzt hast … Mein Bruder ist an jenem Tag in meinen Armen gestorben, mein einziger Verwandter, der einzige Mensch, der mir etwas bedeutete. Er hieß Juri. Und ich werde für immer mit diesem Bild von ihm weiterleben müssen, von Juri, meinem Ein und Alles, meinem Bruder, wie er im Sterben lag, Blut hustete, zu mir aufsah wie ein krepierender Hund, während ich hilflos war. Ich konnte nichts für ihn tun.«
    Mit ein paar kräftigen Schnitten durchtrennte er die Fesseln, mit denen Maier an den Stuhl gebunden war. Stieß den Stuhl um und versetzte Maier einen Tritt in den Rücken, sodass dieser, die Hände noch immer zusammengebunden, vornüberstürzte und vor Joyce’ Füße zu Boden fiel.
    »Es gibt etwas, was noch schlimmer ist als sterben«, flüsterte Wadim leise, mit erstickter Stimme. »Wenn man nämlich mit Erinnerungen weiterleben muss, die so weh tun, dass man sie nicht erträgt.«
    Er hielt Joyce’ Kopf fest, setzte das Messer genau unter ihrem Ohr an, drückte die Klinge hinein, bis der lederartige Gegendruck überwunden war, und schlitzte ihr, ohne nennenswerten Widerstand zu spüren oder in der Bewegung abzusetzen, die Kehle auf. Trat ihren Stuhl nach vorne weg, sodass sie blutend und am ganzen Körper zuckend neben Maier zu Boden fiel.
    »Das ist für Juri, du arrogantes Arschloch. Nachträglich.«
    Maier versuchte sich umzudrehen, zu ihr zu gelangen. Seine Unterschenkel gaben widerliche leise Knackgeräusche von sich, und er schnaufte noch heftiger durch die Nase als zuvor, während er sich mühsam auf die Seite drehte, den Rumpf hin und her ruckte und voller Entsetzen Joyce ansah, aus der nach und nach alles Leben herausströmte.
    Wadim sah, dass Maier etwas zu sagen versuchte. Aber das Klebeband hinderte ihn daran, und er gab nur zusammenhanglose Bauch- und Kehllaute von sich.
    Er blieb noch stehen, den Blick auf die sich am Boden abkämpfenden Körper gerichtet, dann wandte er sich ab, um die Sender zu entfernen und seine Sachen einzupacken. Er zog die Reißverschlüsse seiner Taschen zu, nahm seine Koffer und öffnete die Tür zum Flur.
    Ein letzter Blick auf den verzweifelten Sil Maier, der sein blutüberströmtes Gesicht nahe an das seiner Schwester gebracht hatte, sie zu stützen, ihr vergeblich Schutz zu bieten versuchte, ließ ihn unwillkürlich lächeln.
     

Zwei Monate später
     
    Die ganze Woche über war es trocken geblieben. Frische,

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