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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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alles, was zwischen purem Entsetzen und gespielter Gleichgültigkeit lag, in sämtlichen Nuancen abzulesen gewesen, immer wieder. Es war über alle Maßen deutlich, dass diese Frau ihn nicht kalt ließ.
    Der Inhalt ihres Rucksacks war bemerkenswert: unter anderem eine Walther P5 mit voll geladenem Magazin, eine Dose Tränengas, Scheinwerfer, diverse kleine Gerätschaften, Klebeband und Handschellen. Am Körper hatte sie ein Messer und eine kleine Pistole mit .22er Munition getragen. Ein Kaliber, das er selbst auch gern benutzte, wenn absehbar war, dass er nahe an sein Ziel herankommen konnte.
    Wer war diese Frau?
    Er streckte den Arm aus und tippte ihr sanft ans Gesicht. Stupste mit seinen knochigen Fingern ihre Wange an.
    Sie reagierte verzögert, hob den Kopf und schaute verwirrt um sich. Wadim registrierte, wie ihr Körper sich sofort straffte, als ihr Blick auf Maier fiel. Sie schaute auf seine Wunden, auf das Blut an seinem Körper und unter ihm auf dem Boden, auf sein schweißdurchtränktes T-Shirt. Ihre Augen flitzten über ihn hinweg, als würde sie rasend schnell ein Inventar erstellen. Mit einem Ruck wandte sie den Kopf dann Wadim zu.
    Ihre Augen sprühten Funken. »You make a big mistake.«
    » Of course . Natürlich.«
    »Ich bin von der Polizei, Kripo. Damit kommst du nicht davon.«
    »Ah, Polizei«, entgegnete Wadim nicht sonderlich beeindruckt.
    »Du machst einen großen Fehler«, wiederholte sie, »wenn du mich jetzt nicht sofort losbindest und ihn auch.« Sie gab sich größte Mühe, möglichst wenig Gefühl durchklingen zu lassen, doch es gelang ihr nur halb.
    »Eine Polizistin hilft Sil Maier«, schlussfolgerte Wadim leise. »Interessant.«
    »Meine Kollegen können jeden Augenblick hier einfallen.«
    Wadim tat, als hörte er gar nicht zu. Er fischte Joyce’ Messer vom Boden und spielte damit herum. Das Ding war kein Spielzeug, mit seiner etwa fünfzehn Zentimeter langen Klinge und dem schweren Metallgriff. Damit konnte man eine Menge Schaden anrichten. Er drehte es in den Händen, ließ es von der einen Hand in die andere wandern wie ein Straßengaukler seine Münzen und dachte nach.
    Hatte er die ganze Zeit über die Falsche eingesperrt? Hatte es darum so lang gedauert, bis Maier endlich in Aktion getreten war? Susan Staal hatte ihm gesagt, dass es zwischen ihr und Maier aus war. Vielleicht war diese schwarze Tussi ja seine neue Freundin. Oder Geliebte.
    Er blickte auf. »Hat eine Freundin dir nicht gereicht?«
    Maier reagierte nicht. Er konzentrierte sich auf die gegenüberliegende Wand, im Rücken der Frau, mit einer seltsam friedlichen Miene. Er hatte sich wieder abgeschottet, sich in seine Luftblase zurückgezogen, wo es nicht mehr viel zu lachen gab.
    »Ich hab dich was gefragt, Rambo.« Wadim ließ den Arm über die Stuhllehne nach unten hängen, hielt das Messer zwischen Daumen und Zeigefinger an seiner Spitze und fing an, es wie das Pendel einer Uhr hin und her zu schwingen.
    Unvermutet holte er aus. Der massive Metallgriff schlug gegen eine der Wunden an Maiers Unterschenkeln. Es war nur ein kleiner Klaps, kurz und strafend, doch er erzielte eine maximale Wirkung.
    Maier warf den Kopf zurück und stieß ein ersticktes Brüllen aus. An Hals und Brust zogen sich Sehnen zusammen. Unter dem Klebeband schnaufte er geräuschvoll. Atmete ein und aus. Ein und aus. Verdrehte die Augen, bekam einen Schweißausbruch.
    »Da du ja nicht sprechen kannst«, sagte Wadim teilnahmslos, »reicht es, wenn du nickst. Ist das hier deine Freundin?«
    Maiers Augen verengten sich. Langsam liefen ihm Schweißtropfen über die Stirn und die Schläfen, hörbar holte er Luft durch die Nase. Er suchte wieder Blickkontakt zu Joyce und schlug dann die Augen nieder, schaute zu Boden. Er hatte offenbar begriffen, dass es zwecklos war. Es gab kein Entkommen mehr, und Maier wusste es.
    »Also?« Wadim täuschte eine Bewegung mit dem Messer an.
    Maier schüttelte kurz und wütend den Kopf.
    »Also nicht.«
    Er wiederholte die Geste.
    »Okay«, sagte Wadim und wandte sich wieder Joyce zu, »du bist also nicht seine Freundin.« Er grinste. »Sondern? Sein verfickter Schutzengel?«
    Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
    Er sprang auf, versetzte seinem Stuhl einen Tritt und holte aus. Mit dem Handrücken traf er sie voll auf die Wange. Fast im selben Augenblick hatte er ihr ins Haar gegriffen, riss ihren Kopf brutal zurück und zeigte ihr das Messer. Wendete es in der Hand, bewegte die Spitze langsam vor ihren Augen hin

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