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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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gedämpftes Gepolter: Schritte auf einer Holztreppe. Dann ging die Tür auf. Pawel Radostin stand ihm gegenüber, ein junger Typ zwischen zwanzig und dreißig mit ungesund blasser Haut und einem auffälligen Schlangen-Tattoo auf dem Innenarm. Maxims Laufjunge.
    Wadim behandelte ihn wie Luft und trat in den langen schmalen Flur. Auf dem Boden lag noch der ursprüngliche Terrazzo, an den Rändern hell, in der Mitte dunkel. Weiter hinten befand sich eine Küche, an die sich ein von gepflasterten Wegen durchzogener kleiner Garten auf der Rückseite des Hauses anschloss. Eine Tür in der Wand rechts von ihm führte in einen großen Raum, der früher in Vor- und Hinterzimmer unterteilt gewesen war, nun aber zugleich als Empfangsraum und Wohnzimmer diente. Die Schlafzimmer mit Separees lagen oben. Dort befand sich auch Susan Staal, an die Heizung gebunden, in dem einzigen Raum, der nicht mit dickem Teppichboden und Kingsize-Bett ausgestattet war.
    Während hinter ihm die Tür geschlossen wurde, zog er sich die Kapuze vom Kopf, strich sich mit den Händen über den Stoppelhaarschnitt und ging ins Wohnzimmer.
    Maxim stand vom Sofa auf und hielt ihm verlegen die Hand hin. Ein breites Grinsen stand ihm ins Gesicht geschrieben, er sah fast schon debil aus.
    Wadim ließ die ausgestreckte Hand unbeachtet. Anfreunden würde er sich mit Leuten wie Maxim sowieso nicht. Sie kamen aus verschiedenen Welten, und was die Hierarchie innerhalb der Organisation anging, stand Maxim endlos weit unter ihm. Wadim hatte die schwerste und anspruchsvollste militärische Ausbildung genossen, die man sich vorstellen konnte, er hatte jahrelange praktische Erfahrung und nötigte mit seinem Ruf selbst der Führungsriege der Organisation Respekt ab. Maxim hingegen war bloß eine opportunistische Ratte. Er verfügte weder über Grundlagenwissen, noch zeichnete er sich durch irgendwelche Spezialkenntnisse aus. Er schlug sich irgendwie durch, aber die großartigen Leistungen, die er vorzuweisen hatte, waren im Grunde alle platt und ordinär.
    Mit einer ausladenden Geste deutete Maxim auf das lachsfarbene Sofa an der Wand. »Mach’s dir bequem. Oder willst du erst zu ihr?«
    Wadim schüttelte kurz den Kopf. Er tat ein paar Schritte auf das Sofa zu, machte aber keine Anstalten, sich zu setzen. »Erzähl mir bitte mal«, sagte er, »wie es sein kann, dass so eine Tussi euch Schwierigkeiten macht. So große Schwierigkeiten, dass ich extra herkommen muss.«
    »Na na na, schließlich sollen wir mit dem Mädel ja auch nicht so umspringen, wie wir’s gewohnt sind, oder?« Maxim hielt Wadim den erhobenen Mittelfinger vor, drehte sich um und ging nach hinten zur Bar durch.
    Wadim spitzte die Lippen, reagierte aber nicht. Maxim erinnerte ihn an einen ungelernten polnischen Arbeiter. Blond, gedrungen, kurzer Hals und blasse Haut. Und vor allem plump.
    »Das ist nämlich das Problem«, fuhr Maxim fort, noch immer mit dem Rücken zu Wadim. Über dem Kragen seines D&G kringelte sich ein schwarzes Tattoo, das offenbar den Schwanz irgendeines Tiers darstellen sollte. Das schuppige Ende reichte ihm bis hinters Ohr. »Sie ist widerspenstig, verstehst du? Immer noch. Mit den anderen Frauen können wir sie gar nicht zusammenbringen. – Wodka, Champagner?«
    Wadim reagierte nicht.
    Fragend blickte Maxim über die Schulter zu ihm hinüber, fing Wadims leeren Blick auf, zuckte mit den Schultern und schenkte ein Glas für sich selbst ein. »Okay, Wadim, raus mit der Sprache. Sie besetzt jetzt schon fast eine Woche dieses Zimmer. Wie lang hab ich das Weib noch am Hals?«
    Wadim blickte ihn finster an. »Wie ich schon sagte: Das wird sich zeigen.«
    »Du musst das doch zumindest ungefähr wissen! Geht es um eine Woche, um zwei?«
    Wadim ging auf ihn zu. »Was soll der Scheiß, Maxim? Warum stehe ich hier? Was war das für ein Gequatsche von wegen die Kunden würden anfangen, Fragen zu stellen?«
    Maxim schnaufte tief und nahm einen großen Schluck Wodka. »Gestern war ein Stammkunde hier, der immer in das kahle Zimmer will. Also musste ich sie rausholen. Sie hat dann hier unten gesessen, auf dem Sofa. Robby ist bei ihr geblieben. Das ist das Problem, man kann sie nicht allein lassen, sonst ist sie weg. Du hättest mal ihre Augen sehen sollen, die flitzten ständig hin und her, immer auf der Suche nach einem Ausweg. Wie bei einem wilden Tier, verstehst du?«
    »Hat der Kunde sie zu Gesicht bekommen?«
    »Quatsch«, sagte Maxim herablassend, »natürlich nicht.«
    »Es war

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