Verschleppt
abgemacht, dass sie bleiben sollte, wo sie war. Keine Schiebereien.«
»Bei allem Respekt, aber da dachte ich, es ginge um eine kurzfristige Sache. Das geht immer, da mach ich kein Problem draus. Aber davon kann ja wohl keine Rede mehr sein, oder? Von ein paar Tagen? Die Wände sind hier nicht aus Gummi, ich kann nicht einfach ein zusätzliches Zimmer herbeizaubern, wenn ich es brauche. Sie ist ein Klotz am Bein, sie liegt uns auf der Tasche, und dann stellt sie auch noch ein Risiko dar. Weißt du, was die Alte brauchen könnte?« Er grinste, und seine Augen funkelten düster. »Die müsste mal ordentlich durchgevögelt werden. Davon werden sie treu wie Schoßhündchen, sag ich dir, weil sie dann kapieren, wer hier das Sagen hat. Außerdem haben die Jungs auch ein bisschen Abwechslung verdient.«
Unauffällig war Wadim immer näher gekommen. Er hörte nur zu, sagte kein Wort. Reagierte nicht einmal mit einem Nicken.
»Und wenn wir schon dabei sind«, fuhr Maxim zunehmend begeistert fort, »warum nicht aus der Not eine Tugend machen? Zugegeben, sie ist schon ein bisschen alt, wir haben hübschere und jüngere Exemplare im Angebot. Aber manchmal wird hier auch nach einer MILF gefragt, es gibt Leute, die da voll drauf abfahren. Weil sie Niederländerin ist, könnte ich sie ja exklusiv ausländischen Kunden anbieten, dann handeln wir uns keinen Ärger mit ihr ein. Du vierzig Prozent, ich sechzig. Okay?«
Wie aus heiterem Himmel war plötzlich die Pistole aufgetaucht. Fest drückte Wadim seinem Gegenüber die Mündung der 9-mm-Waffe in die Schamgegend. »Nein, mein Freund«, sagte er langsam. »Das ist nicht okay.«
Mit einem dumpfen Laut landete Maxims Glas auf dem Teppichboden. Seine Augen flitzten zwischen dem Schritt seiner Hose und Wadims Gesicht hin und her. »Was ist denn jetzt los, Mann?«
Wadim tat, als hätte er ihn nicht gehört.
»Steck das Ding weg, Mann, das ist nicht witzig.«
»Es ist auch nicht witzig gemeint.« Wadim beugte sich vor, sodass sein Gesicht das von Maxim beinahe berührte. »Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Irgendeinen Wichser aus deinem Tuntenklub hier? So einen Loser, der sich für besonders tough hält, weil er die Tussis hier nach Lust und Laune durchficken kann, ohne zu fragen? Ja? Hältst du mich für so einen? Du solltest das eigentlich besser wissen, du Sackgesicht.«
»Ey, Wadim, sorry, Mann. Ganz ruhig, ich …«
»Weißt du, was ich ziemlich tough finde, Maxim?«
Maxim sagte nichts mehr. Stand nur da, die Arme leicht vom Körper abgespreizt, regungslos, wie ein lahmer Vogel. Von den Schläfen tropfte ihm der Schweiß, und in seinen Augen flackerte die reine Panik.
»Ich finde es ziemlich tough, dass du mein Vertrauen derartig missbraucht hast. Dass du sie aus diesem Zimmer herausgeholt hast. Dass du auch nur auf die Idee kommst, jemanden, der mir gehört, für dich arbeiten zu lassen. Und dass du mir das auch noch als Geschäft zu verkaufen und mich nebenbei übers Ohr zu hauen versuchst, ohne mit der Wimper zu zucken. Das find ich richtig tough. Da hab ich mich wohl in dir getäuscht, Maxim, du bist anscheinend viel mutiger, als ich dachte. Oder bist du bloß viel dümmer?« Mit dem Daumen verschob Wadim den Sicherheitsriegel der Waffe.
Maxim hörte es. An seinem Hals traten die Sehnen hervor, das Blut wich ihm aus den Wangen. »Nein, Wadim! Bitte, bitte, Alter!«
Wadim drückte ab. Es war nur ein trockenes Klicken zu hören, der Schuss blieb aus. Im selben Augenblick landete Wadim einen Treffer mit dem Knie.
Laut jammernd stürzte Maxim zu Boden und krümmte sich sofort wie ein Embryo zusammen, die Hände schützend vor den Geschlechtsteilen.
»Wo ist sie?«, fragte Wadim. Er steckte seine Pistole weg und schaute geringschätzig auf den Ukrainer herab.
»Oben«, jammerte Maxim. »Auf dem Zimmer.«
»Du bleibst hier.«
23
De Stoep war eine veredelte Snackbar, die sofort dichtmachen müsste, wenn irgendwann einmal die Polizeidirektion umziehen würde. Zumindest die Hälfte der Kunden bestand aus uniformierten Beamten oder unauffälligen Kripo-Ermittlern.
Joyce hatte ein Frikadellenbrötchen mit Cola und Kaffee heruntergespült. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, ihren Kollegen gegenüber so normal wie möglich und nicht allzu geistesabwesend zu wirken.
Kaum hatten sie den Laden verlassen, war ihr allerdings das Mittagessen in Form eines beißenden Breis wieder hochgekommen und hatte sich als brauner Fleck auf dem Straßenpflaster
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