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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Beinmuskeltraining und rauem Ton aus dem Fernseher erinnerte Wadim an seine Zeit als Soldat. An die Zeit, als Juri noch gelebt hatte.
    Er presste die Zähne zusammen und schloss die Augen, konzentrierte sich auf den eigenen Atemrhythmus und auf die Muskeln in seinen Oberschenkeln, die leicht zitterten.
    Der Hauptgrund, weshalb Maxim ihn hatte antanzen lassen, war also tatsächlich Geld gewesen. Eigentlich hatte er sich das beim Anruf des Ukrainers gleich gedacht.
    Am liebsten hätte er Susan sofort woandershin gebracht, aber dann hätte er sie noch einmal in den Kofferraum verfrachten und das Risiko in Kauf nehmen müssen, dass die Sache bei einer blöden Verkehrskontrolle aufflog.
    Also hatte er sie vorläufig doch bei Maxim gelassen. An sich war sie da in guten Händen.
    Er ging davon aus, dass er Maxim zur Genüge abgeschreckt, ihm deutlich eingeschärft hatte, dass er die Frau mit seinen dreckigen Wolfsklauen nicht anrühren sollte. Hundertprozentig sicher konnte er sich nicht sein, aber er hatte zumindest getan, was er konnte.
    Arbeiten sollte Susan Staal jedenfalls nicht. Das war zu riskant. Dafür müssten sie sie zunächst von dieser Stinkematratze runterholen, wobei sich womöglich schon die erste Fluchtmöglichkeit ergäbe. Nach dem Einreiten hätte man sie wahrscheinlich mürbe gemacht – irgendwann würde bei ihr, wie bei jedem anderen Menschen auch, der letzte Widerstand brechen, und dann würde sie gehorsam alles tun, was man von ihr verlangte. Und doch bestand eine gewisse, wenn auch kleine Gefahr, dass ein Kunde sie erkannte. Oder dass sie die Sache einem Kunden gegenüber ausplauderte und der damit zur Polizei lief.
    Nein. Kein Herumgeschiebe mit der Tussi. Dafür war sie zu wichtig. Sie war de facto das Einzige, was er in der Hand hatte, um Sil Maier zu sich zu locken.
    Bislang hatte der sich allerdings noch nicht gemeldet.
    Eine pessimistische Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass Maier womöglich seine Mails nicht einmal las. Dass alles umsonst gewesen war. Aber Wadim wollte dieser Stimme keinen Glauben schenken. Noch nicht. Es war erst eine Woche verstrichen. Drei Wochen würde er Maier noch geben. Dann erst würde er über einen Plan B nachdenken.
    Langsam ließ er sich weiter absinken, bis er auf dem Boden saß. Massierte seine Oberschenkel.
    Wahrscheinlich hatte Maxim recht. Wahrscheinlich gab es für Frauen wie Susan Staal, Frauen um die dreißig, einen Markt. Und er traute Maxim auch durchaus zu, dass er die entsprechende Kundschaft zu finden wüsste. Darum hatte er sie gestern absichtlich etwas härter rangenommen. Bordellbesucher mit einer Schwäche für blaue Flecken und Schwellungen waren eher selten. Jedenfalls, wenn selbige der Frau von einem Unbekannten beigebracht worden waren.
    Die Tritte in den Bauch hatten ihr zugesetzt, aber er hatte genau gewusst, was er tat. Ein paar innere Prellungen und Blutungen, die nicht tödlich wären, aber dafür sorgen würden, dass sie einen Gang runterschaltete. Für den Fall, dass diese pridurki in Eindhoven nicht richtig auf sie aufpassten.
    Was die nächsten drei bis vier Tage anging, brauchte Wadim sich keine Sorgen zu machen. Sie würde weder arbeiten noch entwischen. Sondern bleiben, wo sie war. Ramponierte Ware, die Maxim wohl kaum an den Mann zu bringen versuchen würde.
    Wadim grinste. Er hatte alles unter Kontrolle.
     

32
     
    »Ich dich auch … Küsschen!«
    Joyce beendete das Gespräch und steckte das Handy in die Hosentasche. Jim hatte für den morgigen Tag Pläne geschmiedet, aber sie hatte erklärt, dass sie an einem großen Fall arbeite und sich deshalb eine Woche abschotten werde, vielleicht auch etwas länger, ihn aber auf jeden Fall anriefe, wenn sie wieder etwas Zeit für sich hätte.
    Das war noch nicht mal richtig gelogen. Sie arbeitete an einem Fall. Ihrem eigenen Fall.
    Im Büro gingen sie davon aus, dass sie überarbeitet und bis auf Weiteres krankgeschrieben war. Auch das war nicht wirklich gelogen. Sie hatte sich wahrlich schon mal ausgeglichener gefühlt als derzeit.
    Ihre Reisetasche stand auf dem Esstisch, vollgepackt mit sauberen Klamotten, Kulturbeutel, Pass, Portemonnaie, Fotoabzügen, verschiedenen Unterlagen und ihrem TomTom. Verlockend ragten die Tragegriffe auf, sie brauchte bloß danach zu greifen und wegzulaufen.
    Im Prinzip war alles geregelt.
    Sie schaute um sich, als sähe sie ihre Wohnung zum ersten Mal. Ein Laminatfußboden mit Holzmaserung, den der Voreigentümer ihr hinterlassen hatte. Ein

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