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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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zunächst Kopfzerbrechen bereitet. Aber nur kurz: Sie hatten sich dieses Jahr schon mal eine blutige Nase bei Maxim geholt, da würden sie die Bude jetzt nicht einfach stürmen, zumal sie eigentlich keinerlei Anlass hatten, dort zu suchen. Wenn sie es doch taten und dabei womöglich auf Susan stießen, umso besser.
    Aber dazu würde es vermutlich gar nicht kommen.
    Den Mörder von Robby Faro zu finden, stünde auf der Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben. Ein vorbestrafter Denunziant, der sich mit zwielichtigen Russen, Jugos und Türken abgegeben hatte, zum letzten Mal in einem zwielichtigen Café gesehen und dann in seinem eigenen Auto beseitigt worden war, einige Kilometer von seinem Wohnort entfernt, am Waldrand? Der Wagen ausgebrannt, das Opfer verkohlt, die Spuren von den Flammen getilgt?
    Für den Fall würden sie bestimmt keine dicke Akte anlegen.
     

33
     
    Die Domaine Capitaine Danjou war ein Pflege- und Altersheim der französischen Fremdenlegion. Ein sicherer Hafen für behinderte und pensionierte Legionäre, die nach dem aktiven Dienst nicht mehr in ihr Heimatland, zu ihrer Familie und in ihr bürgerliches Leben zurückkehren wollten oder konnten. Sie wurden wirklich nicht aufs Abstellgleis geschoben. Auf dem zweihundertzwanzig Hektar großen Landgut in der Provence machten sie sich nützlich, indem sie Gänse und Schweine züchteten, Wein anbauten, ein Museum verwalteten und alte Bücher restaurierten. Auch die Wirtschaft und der kleine Laden, in dem Wein und allerlei Artikel mit dem Logo der Fremdenlegion verkauft wurden, befanden sich in der Obhut von Kriegsveteranen.
    Den Websites war zu entnehmen, dass interessierte Besucher willkommen waren. Bestimmt kamen hier mehr Leute her als sich in normalen Altersheimen blicken ließen, dachte Maier. Ein Lebensabend unter der südfranzösischen Sonne, am Fuß des Sainte Victoire – alles in allem konnte er sich den Ruhestand erbärmlicher vorstellen.
    Babel Fish lieferte eine holprige Übersetzung der überwiegend französischsprachigen Seiten. Wenn man wusste, was man suchte, war der aus dem Französischen herausdestillierte niederländische Text zumindest halbwegs verständlich.
    Maier kippte den letzten Schluck 1664 hinunter und zerdrückte die leere Bierdose in der Hand. Warf sie dann von unten her in den Mülleimer neben dem Schreibtisch.
    Die Fremdenlegion. Veteranen. Was bedeutete das? Was folgte daraus für seine Mutter? Für ihn?
    Er nahm den Laptop vom Schoß und stellte ihn neben sich auf das Doppelbett. Er hatte das Ding beim Fnac in Aix-en-Provence gekauft, ein einfacher Acer mit Windows XP, ohne allen Schnickschnack, aber mit Netzwerkkarte. Beim Einchecken hatte er an der Hotelrezeption fünf Stunden Internetzeit gekauft. Dieses Guthaben war nun fast abgelaufen, stellte er fest. Ihm blieben noch knapp vier Minuten.
    Schön. Er brauchte kein Internet mehr. Vom Surfen bekam er sowieso nur schlechte Laune. Die französischen Tastaturen waren die reinste Katastrophe. Wo das Komma sein sollte, befand sich das »m«, der Punkt saß auch an einer unlogischen Stelle, »w« und »z« waren vertauscht, und wenn er ohne nachzudenken »a« eintippte, erschien »q« auf dem Bildschirm. Es gab einfach zu viele Tasten mit ungewohnter Funktion.
    Im Prinzip hatte er auf alle Fragen, die übers Internet zu lösen waren, eine Antwort gefunden. Über die anderen würde er sich morgen Gedanken machen, wenn er nach Puyloubier zurückfuhr. Jetzt ging er besser ins Bett, wenn er morgen einen klaren Kopf haben wollte. Es war schon drei Uhr nachts.
    Er langte nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher an. Zappte unaufmerksam die Programme durch. Sonderlich viel hatte das Dreisternehotel nicht zu bieten, und bis auf CNN war alles französischsprachig. Nichts, womit er sich richtig hätte ablenken können.
    Seine Gedanken schweiften zu Susan ab. Innerlich war er nie ganz ohne sie, keine Sekunde lang. Selbst in Bayern, als er mit Martha im Bett gelegen hatte, war er in Gedanken vor allem bei Susan gewesen.
    Sie hatte auf dem Stadtwall neben ihm gesessen. Er hatte ihre Hand gehalten, mit dem Daumen nervös ihre Finger gestreichelt und mit ihr zusammen über die Wiesen geschaut, zu den Joggern, die auf den verkehrsarmen Asphaltstraßen im Grünen ihre täglichen Runden gedreht hatten.
    Von dem Moment an, da er sie von ihrer Mutter losgeeist und zum Stadtrand mitgenommen hatte, war ihre Haltung verändert. Sie ging langsamer, fast wie ein Kind, das nicht zur

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