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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Nicht als Soldat begraben zu werden, sondern als Mensch. Als Vater.«
     

44
     
    Es war bereits dunkel, als er auf den Parkplatz kam und in seiner Jacke nach dem Schlüssel suchte. Vom Schein des Halbmonds und ein paar Laternen am Rand wurde der Platz spärlich erleuchtet.
    Ganz in Gedanken versunken, bemerkte er zunächst nicht, dass er nicht allein war. Er hatte die Hand schon auf den Türgriff seines Carreras gelegt, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.
    Eine Frau kam auf ihn zugeeilt. Ziemlich schlank, dunkelhäutig, hohe Wangenknochen. Tiefschwarzes Haar schaute unter einem roten Baumwollbandana hervor. Jeans, Turnschuhe, kein Schmuck. Ehe er etwas sagen konnte, hielt sie ihm die Hand hin.
    »Herr Maier? Joyce Landveld, Kripo Brabant Zuid-Oost.« Sie zeigte ihm ihren Ausweis, eine Plastikkarte mit Passfoto. »Ich muss Sie dringend sprechen.«
    Sil war sofort auf der Hut. Eine Kripo-Ermittlerin aus den Niederlanden, die ihn hier, im tiefen Süden Frankreichs, auf einem Parkplatz ansprach?
    Niemand wusste, wo er war. Niemand konnte es wissen.
    Er drückte ihr die Hand. Die fühlte sich warm und trocken an. Ihre Augen hatten einen prächtigen Braunton, mit kleinen goldenen Einsprengseln. Es war unmöglich, das zu übersehen. Das eine Auge war leicht geschwollen, als hätte sie eine handgreifliche Auseinandersetzung hinter sich.
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht so recht«, sagte er, kaum in der Lage, seinen Argwohn zu verbergen. Die Gespräche mit seinem Vater hatten seiner Wachsamkeit zugesetzt. In seinem Kopf drehte sich alles, so viele Informationen hatte er aufgenommen.
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich überfalle Sie natürlich ein bisschen damit.« Sie hatte eine angenehme Stimme. Ein warmer, etwas heiserer Tonfall mit leicht surinamischem Akzent.
    Er suchte mit den Blicken den Parkplatz ab, doch es war sonst keine Menschenseele zu sehen. War sie wirklich allein? Ein Stück weiter stand ein Citroën C, vielleicht war es ihrer. Französisches Kennzeichen – gemietet? Das würde bedeuten, dass sie per Flugzeug gekommen war. Was konnte so wichtig sein, dass dafür extra eine Ermittlerin aus den Niederlanden nach Frankreich flog? Hatte die Polizei in München ihre Kollegen in den Niederlanden alarmiert? Nein. Lächerlich. Wegen Misshandlung stellten sie nun wirklich keine Flugtickets aus.
    »Worum geht es?«
    »Darf ich Sil sagen? So heißt du mit Vornamen, nicht wahr?«
    »Worum geht es?«, wiederholte er und blickte sich misstrauisch um.
    »Ich bin alleine hier. Sollen wir woanders hinfahren? Irgendwohin, wo wir in Ruhe reden können?«
    »Nämlich?«
    »Ein Legionär hat mir erzählt, dass du in Venelles wohnst. Das kann nicht weit sein. Ich fahre dir einfach hinterher.«
     

45
     
    Wadim hatte die Sache schneller klären können als gedacht. Ein Bekannter von Anton würde Susan in Deutschland aufnehmen. Ab morgen konnte er sie da abliefern. Diesmal war es kein Bordell, sondern eine normale Mietwohnung in einem unauffälligen Viertel, die nur gelegentlich tage- oder stundenweise von Huren genutzt wurde. Die Wahrscheinlichkeit einer Razzia war minimal, und Susan wäre vorläufig dort gut untergebracht.
    Trotzdem war es alles andere als ideal. Er musste nicht nur wöchentlich Miete bezahlen, sondern auch noch einen stattlichen Betrag für Verpflegung und Bewachung obendrauflegen. Außerdem lag Düsseldorf zwei Stunden Fahrt von Susans Wohnung entfernt, fast anderthalb Stunden weiter als Eindhoven.
    Aber es war immerhin besser, als Susan in Eindhoven zu lassen. Wadim hatte kein Vertrauen mehr zu Maxim. Er war geradezu erschrocken über die Angst, die er bei dem Ukrainer gespürt hatte. Wenn Maxim so leicht aus der Fassung zu bringen war – durch eine verkohlte Leiche und ein vorläufig rein hypothetisches Polizeiverhör –, dann war es nicht zu verantworten, sie noch länger in seiner Obhut zu lassen.
    Wadim musste zusehen, dass er Susan Staal so schnell wie möglich nach Düsseldorf verfrachtete.
     

46
     
    Er stand mit dem Rücken zu ihr und machte Kaffee. Das war immerhin etwas, vielleicht sogar ein gutes Zeichen, dass er ihr den Rücken zuzukehren wagte. Bis vor wenigen Minuten hatte er sie noch unablässig beobachtet, fast feindselig. Sie hatte all ihren Charme eingesetzt, um ihn etwas zutraulicher zu stimmen. Erfolglos. Er biss nicht an. Sil Maier ließ sich nicht ablenken, sondern schaute anscheinend einfach durch ihre Pose hindurch. Wie tief und was genau er sah, wusste sie

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