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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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beschissene Robby, der sich unbedingt totschießen lassen musste, von wem auch immer. Und nicht zuletzt diese verfickte holländische Scheißtussi, die schon viel zu lang eines seiner Zimmer in Beschlag nahm.
    Verbissen kaute Maxim auf seinem Kaugummi. Hörte er jetzt etwa schon wieder Gerumse, verdammt noch mal, oder hatte er was an den Ohren?
    »Swetlana«, schnauzte er unwirsch.
    Die Blondine sprang unverzüglich auf.
    »Was starrst du da Löcher in die Luft?«, herrschte er sie auf Russisch an. »Schenk den beiden Herren endlich was ein.«
    Ja. Er täuschte sich nicht. Dasselbe Gerumse wie eben.
    Wo zum Teufel war Ilja abgeblieben?
     

54
     
    Ihre Schritte hallten von den Betonwänden wider, und die Schlüssel rasselten laut, während sie nach dem richtigen suchte.
    Das Souterrain erinnerte Joyce immer an ein Gefängnis. Nicht an so eines, wie sie sie von der Arbeit kannte, die waren meist weiß, hell und effizient – eher an eins aus einem dieser düsteren Filme, die in irgendeiner trostlosen Zukunft spielten und den Zuschauer mit einem flauen Gefühl im Magen zurückließen.
    Es war angenehm, zusammen mit Sil Maier hier zu sein. Er ging hinter ihr, gab ihr im wortwörtlichen Sinne Rückendeckung. Mit ihm im Gefolge fühlte sie sich gleich ein wenig sicherer und schlagfertiger.
    Ihre Angst, er könnte womöglich gefährlich sein, gefühlskalt und gewissenlos, hatte sich fast ganz verflüchtigt. Er war vorsichtig, ein wenig introvertiert. Er wusste nicht genau, was er an ihr hatte, und blieb deshalb reserviert. Das war in Anbetracht der Situation normal.
    Sie war sich sicher, dass der Angriff auf das Gebäude erfolgreich verlaufen würde. Zusammen waren sie unbesiegbar. Ein besseres Team war nicht vorstellbar.
    »Hier ist es.« Joyce drehte das Schloss herum und öffnete die Tür. Mit der Rechten tastete sie nach dem Lichtschalter. »Komm rein.«
    Niemand außer ihr selbst war je in diesem Raum gewesen. Es war sonderbar und zugleich aufregend, dass jetzt Sil Maier hier stand, leicht breitbeinig, mit seinen Asic-Turnschuhen.
    Er blickte sich um, sah sich den Raum gründlich an. Groß war er nicht, knapp drei Meter breit und vier Meter tief. Es gab keine Fenster, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Raum herzurichten: Der Boden bestand aus Beton mit einer durchsichtigen Beschichtung, die Wände waren aus großen grauen Blöcken, zwischen ihnen Zement. An der Wand hing ein eingestaubtes Fahrrad mit abgesprungener Kette, in einem Regal waren Kartons gestapelt, und daneben balancierte eine alte Schirmlampe auf einem schiefen Ständer. Auf den ersten Blick ein normaler Abstellraum.
    Bis auf die beiden Waffentresore, die rechts an der Wand standen. Sie waren beinahe mannshoch und einen guten halben Meter breit.
    Joyce tippte bei dem linken einen vierstelligen Code ein. Auf die mechanischen Pieplaute folgte das gedämpfte, metallische Klicken des Schlosses in der faustdicken Tür. Sie legte den Hebel um und zog die Tür auf.
    Maier pfiff leise durch die Zähne. Das Innere des Tresors bestand aus fünf mit einer dünnen Schaumgummischicht ausgekleideten Fächern. Darauf lagen Faustfeuerwaffen und Zubehör wie Holster, Pflegesets, Taschenlampen, Funkgeräte und Munitionsschachteln.
    Joyce nahm eine schwere, dunkle Pistole aus dem dritten Fach. »Schau mal, was sagst du zu der hier? Für mich ist sie zu groß, aber als ich sie sah, musste ich sie unbedingt haben.«
    Ich musste sofort an dich denken , fügte sie in Gedanken hinzu. Sie passt zu dir, Sil Maier.
    Er nahm die Waffe in die Hand. Eine Sig Sauer P226, eine Armeepistole schweizer Bauart mit einem Gewinde auf dem Lauf. Ohne Dämpfer war das Ding etwa zwanzig Zentimeter lang und wog gut ein Kilo.
    Noch ehe er fragen konnte, ob es auch einen Schalldämpfer dafür gebe, hielt sie ihm einen hin. Er schraubte ihn auf den Lauf und löste mit einem Klicken das Magazin aus dem Griff. Es war voll geladen: fünfzehn leicht glänzende Patronen, schön ordentlich nebeneinander, die nur darauf warteten, dass jemand den Abzug betätigte.
    »9-Millimeter-Patronen«, sagte Joyce und ging in die Hocke. Auf dem Boden des Tresors stapelten sich Munitionsschachteln. Sie schaute sie durch, legte ein paar beiseite und steckte eine davon Maier zu. »Ein zusätzliches Magazin habe ich nicht, du wirst sie lose mitnehmen müssen. Was meinst du, ist das was für dich?«
    »Hast du keine .45er?«
    Sie grinste. »Das ist hier kein Waffenladen, tut mir leid. Ich habe zwei Kaliber .9

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