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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Feuerchen.«
    »Feuerchen?«
    »Diese Papiere müssen weg. Und deine Akte.«
     

53
     
    Sie setzten sich nicht. Das taten sie nie. Es ärgerte ihn maßlos, dieses absichtliche Herumgestreune in seinem Laden. Er wollte sie gern auf seinem Sofa haben, auf den lachsrosa Polstern, wo er sie im Auge behalten konnte, schön brav und übersichtlich nebeneinander. Aber die beiden Kripobeamten taten das genaue Gegenteil, und zwar absichtlich, um ihn zu ärgern.
    Die Kommission, die den Mord an Robby aufklären sollte, hatte ihm zwei Typen auf den Hals gehetzt. Sie repräsentierten die entgegengesetzten Extreme ein und derselben Laufbahn, das Vorher und das Nachher. Der eine war ein frischer, entschlossener junger Kerl von etwa siebenundzwanzig, der andere ein müde wirkender, grauhaariger Mann mit auffälligen dunklen Ringen unter den Augen. Sie schlurften durch die Räumlichkeiten, als ob sie während einer Versteigerung ein Gebot auf den Hausrat abgeben wollten – ein zu niedriges Gebot wohlgemerkt. Sie hoben allerlei Gegenstände hoch, drehten sie in den Händen und begutachteten sie – als würden sie sich ernsthaft für Champagnergläser von IKEA oder Gipsengel mit einer Schicht Goldlack interessieren –, um sie dann grundsätzlich an den falschen Ort zurückzustellen.
    Maxim konnte es schlecht haben, wenn sich jemand an seinem Kram zu schaffen machte. Wenn die beiden wieder weg waren, wäre er eine halbe Stunde lang damit beschäftigt, alles wieder dorthin zurückzustellen, wo es hingehörte.
    Er wurde von einem leisen Rumsen abgelenkt, das aus dem ersten Stock zu kommen schien. Angestrengt lauschte er, hörte aber nichts mehr. Vielleicht hatte er sich getäuscht.
    Mit verschränkten Armen und säuerlicher Miene sah er den beiden Beamten zu. Er hasste die niederländische Polizei. Das waren unglaubliche Arschlöcher. In allen Ländern, wo er bislang gearbeitet hatte, war mit Banknoten problemlos dafür zu sorgen gewesen, dass man ungestört sein Ding drehen konnte. Manchmal musste wöchentlich bezahlt werden, manchmal monatlich, und gelegentlich noch zusätzlich zwischendurch, wenn irgendetwas außer Kontrolle zu geraten drohte. Hier wohnte und arbeitete er nun schon jahrelang und hatte die Polizei immer noch nicht richtig in den Griff bekommen.
    Vor zwei Jahren hatte er einen der Ermittler mal eine Weile in der Tasche gehabt, einen geilen alten Bock, der bereit gewesen war, ein Auge zuzudrücken, wenn er dafür ab und zu ein Stündchen mit den Mädchen herumtoben durfte. Das war eine gute Zeit gewesen, die leider nur kurz gewährt hatte. Der Nachfolger hatte sich geweigert, das Spiel mitzuspielen. Und er befand sich in der Gesellschaft von Kollegen, die darüber ganz genauso dachten.
    Sie hassten ihn. Deshalb fuhren sie auch mit diesen bescheuerten, auffälligen Polizeischlitten vor, die die Kunden abschreckten und seinen Ruf schädigten. Solche mit unübersehbarem Schriftzug versehenen Geschäftswagen benutzten die Kripoleute normalerweise ums Verrecken nicht, lieber stiegen sie noch aufs Fahrrad, aber wenn sie ihn damit ärgern konnten, dann setzten sie sich mit dem größten Vergnügen hinters Lenkrad so einer Kiste.
    Maxim spitzte die Ohren. Er hatte sich nicht getäuscht. Das Wummern kam sehr wohl aus dem ersten Stock. Und es wurde immer heftiger.
    Er merkte, dass er leicht zu schwitzen anfing. Die Ermittler hatten beim Betreten des Hauses deutlich gesagt, dass ihr Besuch mit Robby zu tun hatte. Eigentlich gab es also keinen Grund zur Beunruhigung. Beim besten Wissen und Gewissen: Er wusste nichts von diesem Mord, und das könnte er auch jederzeit glaubhaft machen.
    Nur lag oben eben diese Tussi. Wenn die entdeckt würde, hätte es unabsehbare, katastrophale Folgen. Und dieses Gewummer kam eindeutig von ihr und niemand anderem. Sie war die Einzige, die Grund dazu hatte, einen solchen Lärm zu veranstalten, außerdem lag ihr Zimmer genau über der früheren Hinterstube, direkt über seinem Kopf. Scheu beäugte er die beiden Besucher auf der anderen Seite des Raums.
    Der Ältere schaute kurz hoch. Strich dann mit der Hand über ein Stück Tapete, das sich von der Wand gelöst hatte. »Du könntest hier mal wieder renovieren, Kalojew.«
    »Kommt zur Sache«, sagte Maxim. »Ich hab heute noch was anderes vor.«
    Sie gingen darüber hinweg und setzten ihre Inspektion fort, die offenkundig darauf abzielte, ihn auf die Palme zu bringen, sodass er die Geduld verlieren und sich verplappern würde. Letzteres war

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