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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Alles andere muss ich improvisieren (unvorbereitet
handeln).“
    „Nimm Gaby mit“, schlug Karl
vor. „Von uns allen macht sie den besten Eindruck — jedenfalls auf männliche
Kellner. Zu viert können wir nicht rein. Das würde pöbelhaft wirken — vor
allem, weil Klößchen sein T-Shirt mit Schoko-Flecken eingesaut hat.“
    „Heh, heh!“, protestierte
Klößchen. „Die Flecken sieht man ja kaum.“
    „Ich fühle mich
gebauchpinselt“, meinte Gaby. „Hoffentlich ist der Oberkellner keine Kellnerin.
Sonst muss Tim seinen Charme hervorholen.“
    „Dann mal los!“, lachte der
TKKG-Häuptling.
    Tim und seine Freundin traten
durch den Eingang und befanden sich sogleich im kühlen, schattigen Vorfeld des
Restaurants. Hier war die Garderobe, die aber wegen des warmen Wetters nicht
benutzt wurde. Das Restaurant war etwa zur Hälfte gefüllt. Das Murmeln der
Gespräche übertönte das Klirren von Geschirr und Besteck. Kellner eilten umher,
trugen beladene Tabletts und machten Gesichter, als liebten sie ihren Job und
die Gäste. An einem der hinteren Tische lachte eine Frau. Sie lachte zu laut
und verschluckte sich dabei. Ihr Lachen verstummte.
    Tim und Gaby spähten scheinbar
suchend umher. Sie warteten bereits seit zwei Minuten, ohne dass sich irgendwer
um sie kümmerte. — „Scheint nicht weit her zu sein mit meinem guten Eindruck“,
flüsterte Gaby.
    „Wenn nicht gleich einer kommt,
pfeife ich auf zwei Fingern. Dein Eindruck ist super. Du siehst aus wie eine
Lilie im paradiesischen Garten.“
    „Spinner!“
    Jetzt nahte der Oberkellner,
ein älterer Graukopf im Smoking.
    „Verzeihung, Herr
Clüngel-Fründe!“ Er zahnte Tim lächelnd an. „Ich hatte Sie nicht bemerkt. Äh...
Sie suchen Ihren Herrn Vater, den Oberbürgermeister? Er ist noch nicht da. Er
hat den Tisch für 13.30 Uhr bestellt. Aber Sie können gern Platz nehmen mit
Ihrer Freundin.“

    Nicht schlecht!, dachte Tim.
Das Zeitungsfoto zieht Kreise.
    „Danke!“, erwiderte er. „Aber
das hat Zeit. Im Moment suchen wir nach einem Bekannten. Nach Herrn Karl
Stritzihoff. Er speist bei Ihnen — sagte uns der Stadtkämmerer.“
    Die Miene des Oberkellners
wurde betrübt. „Stritzihoff? Der Name ist mir leider nicht geläufig. Kommt der
Herr öfter?“
    „Keine Ahnung. Aber ich…“
    „Immerhin oft genug,
Eugen-Marcel“, fiel ihm Gaby ins Wort, „dass er einen Taschner-Weinkalender
erhalten hat.“ Sie strahlte den Kellner an. „Den hat er mir nämlich gezeigt.
Sie wissen, was ich meine? So ein kleines Plastik-Kärtchen.“
    Der Kellner lächelte.
„Natürlich. Aber das ist schon eine Weile her. Die Kalender für dieses Jahr
haben wir im Dezember verschenkt.“
    Da saß Stritzi noch im Knast,
dachte Tim. Er schüttelte den Kopf. „Herr Stritzihoff hat ihn später bekommen.“
    Dem Kellner war anzusehen, dass
er das Gewese um den Weinkalender für ziemlich unwichtig hielt. Andererseits
wollte er, der Kellner, es sich nicht verderben mit dem vermeintlichen Sohn des
OB. Der war zwar noch jung. Aber in einigen Jahren saß er vielleicht schon an
den Schalthebeln der Macht. Also allemal besser, man erwies sich als
hilfsbereit.
    „Könnte sein.“ Der Kellner
blickte zu einem Tisch. Dort war gerade ein Weinglas umgestürzt. Roter
Rebensaft schwappte über das weiße Tischtuch. „Denn die Weinkalender werden
auch in der Pension von Frau Inge-Lore Taschner verschenkt. Sie ist die
geschiedene Frau von unserem Chef. Aber sie sind sich nicht gram, sondern
empfehlen Gäste untereinander. Obwohl“, er senkte die Stimme, „die Pension
eigentlich nicht unser Niveau ist.“
    Jetzt muss ich das abschließen,
dachte Tim. Sonst hält mich der Mann für bekloppt.
    Er lächelte. „Jedenfalls ist
Herr Stritzihoff noch nicht da — so viel habe ich gesehen. Vielleicht kommt er
nachher mit meinem Vater. Dann werde ich ihn fragen, ob er seine turkmenische
Brustschild-Natter — immerhin die gefährlichste Giftschlange der Welt — nicht
endlich abholt. Ich kann sie nicht ständig in der Badewanne meiner Freundin
lassen. Erstens ist das zu gefährlich, zweitens will Gaby mal wieder baden.“
    Der Kellner stierte ihn an.
„Turkmenische... Brustschild-Natter? Um Himmels willen! Von der habe ich schon
Schreckliches gehört.“
    „Sie ist bösartig“, nickte Tim.
„Zum Teil tötet sie ihre Opfer durch Giftbiss, zum Teil durch Erwürgen. So, wir
haben noch eine Besorgung. Bis später! Tschüs!“
    „Bis später!“, flötete Gaby —
und beide wandten sich

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