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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zum Gehen.
    „Ihr Tisch ist reserviert“,
hörten sie die Stimme des Kellners hinter sich. Dann waren sie draußen.
    Karl lehnte an einem
Laternenpfahl. Klößchen saß auf der Bordsteinkante.
    Gaby lachte hinter
vorgehaltener Hand. „Turkmenische Brustschild-Natter! Noch nie gehört.“
    „Kein Wunder! Diese Gattung
gibt’s nicht. Aber der Kellner wollte nicht als zoologischer Trottel dastehen.
Also, wusste er gleich Bescheid über die Schrecklichkeit.“
    „Wie war’s?“, fragte Karl.
    „Neue Spur“, antwortete Gaby.
„Pension Inge-Lore Taschner. Dort müssen wir hin. Wahrscheinlich steht diese
Unterkunft im Telefonbuch.“

11. Das Märchen vom Überfall
     
    Na endlich! Bernd Riedmeyer,
Geldtransportfahrer mit gefährlichem Bruder, atmete auf. Das mit der Polizei
war geschafft. Sie hatten geschluckt, was er ihnen erzählte, hielten ihn gar
für einen Helden, der durch seine Verfolgung mit der gewaltsam entliehenen
Honda das Schlimmste verhindert hatte. Jochen Beike, der Kollege, befand sich
in ärztlicher Hand und war wieder bei Bewusstsein. Dass er nach dem Volltreffer
ins Bein geistig weggetreten war, hing natürlich mit seinem Allgemeinzustand
zusammen. Jochen roch selbst jetzt noch nach Alkohol.
    Hoher Mittag. Hitze. Bernd Riedmeyer
fuhr mit seinem Uralt-Renault durch die Innenstadt bis in eine ruhige und
ziemlich schäbige Gegend, wo er eine Ein-Zimmer-Wohnung hatte. Sie lag im
fünften Stock. Nebenan wohnte eine Frau, die unter Albträumen litt und im
Schlaf fürchterlich schrie — meistens zwischen ein und vier Uhr in der Nacht.
Durch die dünnen Wände war das zu hören. Anfangs hatte Bernd gegen die Wand
gehämmert. Aber das bewirkte gar nichts. Die Frau wachte nicht auf.
    Bernd legte seine
Dienstkleidung ab und ging ins Bad. Es war etwas größer als ein Schuhkarton,
enthielt eine schmale Dusche, Kloschüssel und ein Waschbecken mit Spiegel
darüber. Auf dem bildeten Zahncreme-Spritzer ein hässliches Muster. Trotzdem —
Bernd betrachtete sich, wobei er sein Spiegelbild angrinste.
    Er war 45, sah älter aus, maß
184 cm, hatte eine knochige Figur, etwas Stirnglatze und hohe Backenknochen.
Von der Seite sah er noch besser aus, fand er, weil seine Nase einen fast
römischen Schwung hatte. Aber auch en face (von vorn ) hielt er sich für
markant. Und bei manchen Frauen — bei denen mit Hang zum Gewöhnlichen — kam er
gut an.
    Vor allem Marion Schulten war
völlig vernarrt in ihn. Was ihr Alter — dieser Plänemacher, Pleitier und Tölpel
— selbstverständlich nicht wusste. Bernd grinste.
    Bekleidet mit seinen
gestreiften Unterhosen legte er sich aufs Bett. Eine Fliege summte über ihm. Er
griff zum Telefon.
    Er wählte, ließ es dreimal
läuten, legte auf. Er wartete eine halbe Minute. Dann wiederholte er das
verabredete Signal. Schließlich wählte er ein drittes Mal, und Marion meldete
sich.
    „Ja?“ Ihre Stimme klang seidig.
    „Ich bin’s, Liebling.“ Er
grinste in den Hörer. „Huuuuuuuuuhhhhh! Der maskierte Kidnapper, der dich
überwältigt hat. Du bist gefesselt, deine Augen sind verbunden. Wieso kannst du
telefonieren?“
    Sie lachte. „Ich wünschte, du
wärst hier. Meinen Noch-Ehemann, diesen Mistkerl, habe ich schon auf die
Schippe genommen. Total gelinkt. Hab ihm ‘ne Szene vorgespielt, dass er jetzt
wahrscheinlich jubelt. Der Blödmann verlässt sich auf dich.“
    „Er weiß ja nicht, dass du mein
Schatzi bist.“
    „Ach, Berni!“ Sie seufzte.
    „Wir lassen ihn noch ein
bisschen in dem Glauben, alles laufe bestens. Aber dann jagen wir ihn zum
Teufel, Marion. Er hat keine Wahl. Er kann nur noch eins: Sich offiziell von dir
trennen und dann verschwinden für immer.“
    „Aber bitte ohne einen Cent.
Ich behalte mein Geld.“
    „Eleganter kannst du ihn nicht
loswerden.“
    „Berni, ich wünschte, du wärst
hier.“
    „Wie ist das Wetter im Tal
Diabolo?“
    „Wundervoll. Noch zehn Minuten
— und ich hab einen Sonnenbrand.“
    „Marion, ich komme.“
    „Wie? Wirklich?“
    „Dein Erich denkt ja, ich hätte
freigenommen und wäre längst in Italien. Und jetzt habe ich tatsächlich frei.
Seit einer Stunde.“
    „Na, herrlich! Aber wieso? Hast
du gekündigt?“
    „Das mache ich erst nächsten
Monat, wenn ich bei dir einziehe. Nein, mein Chef hat mir Urlaub gegeben — weil
ich ein Held bin.“
    „Ich wusste es ja immer, Berni!
Mit dir habe ich einen ganz besonderen Typ. Was hast du denn Heldenhaftes
getan?“
    „Unseren Geldtransporter gerettet.
Einzelheiten

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