Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
erzähle ich dir, wenn ich da bin. Jetzt sollte ich erst mal deinen
Alten anrufen und ihm verschwörerisch mitteilen, dass ich dich verschleppt habe
— in eine ungemütliche Felshöhle.“
    „Grüß ihn von mir!“, lachte
sie.
    „Das werde ich nicht tun. Denn
angeblich redet der Maskierte kein Wort mit dir.“
    „Wie unfreundlich! Wann bist du
hier?“
    „Spätestens zum Abendessen.“
    „Ich fahre ins Dorf und kaufe
ein. Was möchte der Herr speisen?“
    „Nur eine Kleinigkeit:
Minestrone ( Gemüsesuppe ), Lasagne ( Teigplatten mit Hackfleisch), Bollito misto ( Eintopf aus Fleischsorten), dann Ossobuco (mit Wein
und Tomaten geschmorte Kalbshaxe), anschließend Tiramisu ( Süßspeise aus
Mascarpone-Käse), es kann aber auch Zabaglione (‘Weinschaumcreme )
sein. Dazu Weiß- und Rotwein und zum Schluss einen Grappa-Schnaps.“
    „Mein Gott! Der Mann frisst
mich arm.“
    Beide lachten, dann beendeten
sie das Gespräch.
    Die Fliege kreiste über Bernds
Gesicht. Er wedelte sie weg. Als er Erich Schultens Rufnummer gewählt hatte,
läuteten die Kirchturmglocken — nur 300 Meter entfernt. Es dröhnte herein.
Bernd legte sofort auf. Das Geläute hätte ihn verraten. Denn weder beim
Ferienhaus noch bei der unwirtlichen Felshöhle gab’s in der Nähe eine Kirche.
    Er wartete, bis der letzte
Glockenschlag verklang. Erich Schulten lauerte offenbar beim Telefon, denn er
nahm sofort ab.
    „Schulten.“
    „Ich bin’s.“
    „Mann, Bernd! Ich warte und
warte.“
    „Ging nicht eher.“
    „Und?“
    „Alles bestens.“
    „Ein bisschen Hörspiel habe ich
mitgekriegt.“
    Bernd wusste nicht, was und wie
viel. Er sagte: „Klar doch!“
    „Sie ist gut versorgt?“
    „Bestens.“
    „Äh... ist sie... äh...
verletzt?“
    „Nein. Gesund und guter Dinge.“
    „Was?“
    „War ein Witz, Erich.“
    „Ich warte bis morgen Mittag.
Dann habe ich ja angeblich Bescheid gekriegt. Ich gehorche. Keine Polizei. Ich
hebe das Geld ab.“
    „Zwei Millionen? Das haben die
nicht im Tresor. Das muss erst bestellt werden. Und angeliefert. Noch dazu in
bar.“
    „Für solche Transporte“,
Schulten kicherte, „seid ihr zuständig. Euer Safeguard-Verein.“
    „Exakt.“ Bernd dachte an seine
Kollegen Arthur Behnse und Josef Palchowski, die morgen mit einer Riesensumme
unterwegs sein würden. Den Tipp hatte er Olaf gegeben. Ob der was daraus
machte? Würde es ihm gelingen? Allein bestimmt nicht. Aber wenn er Stritzi fand
und mit ihm den Coup durchzog, war alles möglich.
    „Du kriegst dann deine 50 000“,
sagte Schulten. „Eigentlich ziemlich wenig, Erich. Wenn du bedenkst, welche
Mühe ich habe.“
    „Was soll das heißen?! Es ist
abgemacht.“
    „Und welches Risiko ich
eingehe.“
    „Heh, Bernd! Komm mir nicht
so!“
    „Sag 100 000 — und wir bleiben
Freunde.“
    Schulten schluckte. Bernd hörte
es und grinste. Für einen langen Augenblick war nur feindselige Stille in der
Leitung. „Bernd, du erpresst mich. Das ist nicht fair.“
    „Also gut!“ Er musste an sich
halten und sein Feixen unterdrücken. „Lassen wir’s dabei. Aber 5000 berechne
ich dir für Benzinkosten und Spesen.“
    Schulten stöhnte.
„Meinetwegen.“ Stille. Dann: „Heh, Bernd!“
    „Erich?“
    „Kann ich mich noch auf dich
verlassen?“
    „Klar doch. War alles nur Spaß.
Ich stehe ein bisschen neben mir. Muss mich aufheitern. Mache das ja
schließlich zum ersten Mal. Und sie hat sich gewehrt wie eine Furie. Hab eine
Kratzwunde am Hals. Man glaubt nicht, wie viel Kraft in ihr steckt — in dieser
schmalen Person.“
    „Du sagst es. Voriges Jahr
hatten wir einen Mordskrach und sie hat mir eine geschallert. Ich dachte, mein
Kopf fliegt runter.“
    „In manchen Frauen täuscht man
sich eben. Also, bis später! Wie sagt man hier? Arrivederci!“
    „Ciao, Bernd!“
    Beide legten auf. Bernd
Riedmeyer erhob sich vom Bett und begann einen Koffer zu packen.

12. Zu spät um eine Nasenlänge
     
    Die Pension von Inge-Lore
Taschner stand im Telefonbuch mit voller Adresse. TKKG benötigten mit den Bikes
eine knappe halbe Stunde durch den Mittagsverkehr. Die Unterkunft befand sich
in der Nähe des Hauptbahnhofs. TKKG bogen in eine schmale Straße ein, wo drei-
und vierstöckige Häuser aneinander klebten. Inge-Lores Pension war auf der
schattigen Seite. Das Haus machte keinen luxuriösen, aber einen halbwegs
gepflegten Eindruck. Am Eingang waren zahlreiche Adressenschilder angebracht,
die meisten aus Messing.
    Tim ließ den Blick wandern. Es
gab ein

Weitere Kostenlose Bücher