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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Sendungen gehabt? Sie würde ihn noch einmal anhören müssen,
später.
    E-Müll . Sollte
eigentlich bei Recyclingfirmen landen. So verlangte es das Entsorgungsgesetz in
Deutschland. Ein aufwändiges Unterfangen für die Händler, die schrottreife Altgeräte
zurücknehmen müssen, und für die Hersteller, die das Recycling ihrer Schrottprodukte
bezahlen müssen.
    Aber ob
sie es auch taten? Was hinderte sie daran, das Zeug in Länder zu verschieben, die
sich billig um Wiederverwertung kümmerten? Länder, die es mit den Umweltstandards
nicht so genau nahmen? Die EU verbot zwar offiziell den Export von Elektroschrott
in Entwicklungsländer, doch hielten sich die Firmen daran?
    Konnten
Länder, deren Industrie noch in den Kinderschuhen steckte, den wiederverwertbaren
Schrott nicht sogar ganz gut gebrauchen? Sicher gab es Firmen, die skrupellos genug
waren, die Exportgesetze zu umgehen, und Händler, die den Schrott in den Drittweltländern
gewinnbringend verkauften. Oder ausschlachteten. Immerhin enthielten Platinen und
Kabel wertvolle Substanzen wie Kupfer oder Quecksilber, die sich auf dem Schwarzmarkt
gut zu Geld machen ließen.
    Sollte Reiter
da seine Finger im Spiel haben?
    Linda zog
das Foto noch einmal aus dem Buch.
    Eine verriegelte
Metalltür . Na klar! Das Bild zeigte die Tür eines Containers! Eindeutig: die
Farbe, das Metall, der Riegel, die Buchstaben und Ziffern!
    Hatte Lene
Grandel einen der Container fotografiert, in dem Reiter den Schrott auf den Weg
brachte? Sie besah sich das Bild auf der Rückseite. Das im Fotolabor aufgedruckte
Datum! Der Abzug war neu. War der Container vielleicht gerade auf dem Weg nach Afrika?
    Linda beschloss,
der Sache nachzugehen.
    Wollte Lene
Grandel ihre brisanten Beobachtungen zu barem Geld machen? Hatte sie Reiter erpresst,
weil sie von seinem illegalen Elektroschrotthandel erfahren hatte? War das ein Grund,
sie umzubringen?
    Linda nahm
sich vor, am nächsten Morgen mit Pulle zu reden. Er schien Lene Grandel am besten
gekannt zu haben. Was hatte sie ihm mitgeteilt? Vielleicht hatte er ähnliche Beobachtungen
wie Lene gemacht? Immerhin schien das Kieswerk so etwas wie sein Zuhause zu sein.
    Das Problem
war nur, dass sie es tun musste, bevor Reiter eintraf. Sie sah auf die Uhr. Es würde
eine verdammt kurze Nacht werden. Sie nahm das National Geographic und den
Roman an sich und verließ die Wohnung der Toten.

21
     
    Als Linda ihren roten Renault erreichte,
um ihr Aufnahmegerät mit aufs Zimmer zu nehmen, war es stockfinster. Die Automatikverriegelung
ihres Renaults öffnete sich, die Innenraumbeleuchtung ging an, und sie sah die Gestalt,
die im Inneren ihres Wagens kauerte. Der Renault war verschlossen gewesen.
    »Wie kommst
du da hinein?«, fragte sie, nachdem sie die Tür zur hinteren Sitzreihe aufgerissen
hatte.
    »No problem!«,
sagte die Afrikanerin nur und lächelte. »Zwei Dinge man muss lernen in Deutschland,
wenn überleben will: für wen man macht Beine breit, wegen money, and how to open
cars!«
    Linda war
sprachlos.
    »Und woher
wusstest du, dass das mein Auto ist?«
    Sie ließ
sich neben Hadé auf den Rücksitz fallen und zog die Tür zu. Die Innenraumbeleuchtung
der Rückbank dimmte zurück und erlosch. Die beiden Frauen saßen im Dunkeln, doch
Linda fühlte sich nicht unwohl neben der Frau aus Afrika. Hadé gab zunächst keine
Antwort auf Lindas Frage.
    »Du hast
auf mich gewartet?«
    »Yes. Du
selbst gesagt, dass du Auto hier hast. Es war einzige Auto an Straße. That’s it.«
    »Ja, alles
klar«, lachte Linda, »schon gut, aber wie bist du hineingekommen?«
    »Ganz einfach«,
sagte Hadé und lachte jetzt ebenfalls. »Mit Know how!«
    Linda ließ
es dabei bewenden. Noch wusste sie zuwenig über diese Frau, um mit mehr Offenheit
rechnen zu können. Sie überlegte, wie sie ein Gespräch in Gang bringen könnte, als
ihr der erste Satz einfiel, mit der sie Hadé im Kieswerk empfangen hatte .
    »Du hast
gesagt, du suchst deine Tochter. Wenn ich dir dabei helfen soll, musst du mir von
ihr erzählen«, begann sie vorsichtig. Hadé nickte.
    »Okay. Aber
Geschichte ist lang. Beginnt mit meiner Geschichte. You’ve got
time?«
    Linda nickte. Zwar hatte sie eigentlich vor gehabt, ins Bett
zu gehen und die Reportage im National Geographic zu lesen und sich vielleicht noch
um einen späteren Flug nach Namibia zu kümmern, doch das konnte warten.
    »Ja«, sagte
sie daher. »Ja, ich habe Zeit für deine Geschichte. Erzähle sie mir!«
    »Sie beginnt
in meiner Heimat.

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