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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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You know Africa?«
    Linda bejahte.
    »Western
Africa?«
    »Ich war
im Senegal und in Gabun.«
    »Nigeria?«
    Linda schüttelte
den Kopf. »Nie da gewesen.«
    »Dann du
auch nicht kennst Slums of Lagos und was people dort tun?«
    »Nein.«
    »Es ist
… very simple«, sagte Hadé und senkte ihre Stimme. »Auf Gelände hier am See und
in den Slums of Lagos You find same things. Selbe Sachen dort und hier.«
    Linda sah
sie fragend an und Hadé fuhr fort: »Du hast gesehen black plastic, die liegen auf
Gelände?«
    »Ja.«
    »Und weißt,
was da versteckt?«
    »Ich konnte
nur einen kurzen Blick unter eine werfen. Elektroschrott, würde ich sagen.«
    »Schrott
wertlos. – Was da liegt, wertvoll! Männer in meiner Heimat leave
their lives for this stuff!«
    »Sie lassen
ihr Leben für den Elektroschrott? Wie meinst du das?«
    »As I say.
You call it Schrott, für Söhne in Nigeria es ist Leben. Sie sich verkaufen für giftigen
Schrott von weißem Mann.«
    »Giftiger
Schrott?«
    Hadé nickte.
»It kills! Ich habe sehen sterben Männer, die arbeiten in Schrott, ich habe sehen
ersticken in Schutthalden von Lagos.«
    Linda dachte
an die Reportage, die sie in dem National-Geographic-Heft gefunden hatte. Und sie
wusste, sie war mit ihrem Verdacht auf dem richtigen Weg.
    »Bevor du
mir deine Geschichte erzählst, Hadé – die mich sehr interessiert – beantworte mir
eine Frage: wovon lebst du hier in Deutschland?«
    Hadé schwieg
einen Augenblick, holte tief Luft und sagte dann:
    »I sell
my body. Ich verkaufe mich auch. Ich bin, wozu man in Deutschland sagt Nutte. Für
mich gibt keine andere Möglichkeit.«
    Linda war
auf diese Antwort vorbereitet gewesen. Sie hatte vor einem halben Jahr als Reporterin
einer Gerichtsverhandlung beigewohnt, in der vier Männer aus dem Kosovo und eine
Frau aus Nigeria wegen Zuhälterei angeklagt waren. Was für Linda überraschend gewesen
war, war die Tatsache, dass sich die Nigerianerin als so etwas wie die Chefin des
Unternehmens entpuppt hatte. Sie war in der Verhandlung immer wieder als ›Madame‹
bezeichnet worden, und Linda hatte bei ihren Recherchen herausgefunden, dass solche
Frauen durchaus als Zentrale des internationalen Menschenhandels fungierten. Frauen,
die selbst als Opfer eines Schleusernetzwerks nach Europa gelangt waren und sich
von der Prostituierten zur sogenannten Madame emporgedient hatten.
    Die Mädchen,
um die es bei der Verhandlung ging, kamen ausschließlich aus Westafrika. Sie hatten
jahrelang in den Bordellen der Angeklagten angeschafft, und zwar nach Darstellung
der Rechtsanwältin freiwillig. Vor Gericht waren sie, obwohl sie noch bei der Polizei
von Ausbeutung, Zwangsprostitution und Gewalt gesprochen hatten, aus Angst zu keiner
Aussage bereit und zeigten sich sogar solidarisch mit den Angeklagten. Vor allem
die Madame schien nicht nur Ansehen, sondern auch das Vertrauen der Mädchen zu genießen,
keine sagte während der Verhandlung auch nur ein negatives Wort über sie.
    So kam es
letzten Endes nur zu Bewährungsstrafen und einem sechsstelligen Betrag, den die
Angeklagten als Schadenswiedergutmachung für die Opfer zu entrichten hatten. Die
Angeklagten hatten damals das Urteil mit grinsenden Gesichtern quittiert.
    »Ich vor
vier Jahren aus Nigeria verschleppt. Zuerst ich freiwillig gegangen, weil Mahama
mir gute Reise versprochen«, sagte Hadé jetzt.
    »Und dann?«
    »Das lange
Geschichte. Ich lebe hier wie Gefangene. Weißt du, was ist Sklaverei? Gibt immer
noch. Madame und ihr ›Good Boy‹ passen auf.«
    Madame!
Da war sie wieder, diese Abhängigkeit von einer dieser mächtigen Frauen. Und der
›Good Boy‹ war sicher der männliche Aufpasser, vermutete Linda.
    »Und deine
Tochter?«
    »Sie jetzt
13. Auch in Deutschland angekommen. Doch nicht frei, bevor ich für sie bezahle.«
    »Wie viel?«
    »16.000
Euro.«
    Linda schluckte.
16.000 Euro!
    »Und warum
hast du sie im Kieswerk gesucht?«
    »Doudou
dort gefangen!«
    »Dort? Bist
du dir sicher?«
    »Yes! Sure«,
flüsterte Hadé und deutete auf ihre linke Brust. Linda wusste, was sie damit sagen
wollte. Auch sie hatte eine Tochter. Und auch ihr Herz schlug für sie. Trotzdem
war es kein Beweis und für einen Durchsuchungsbefehl zu wenig – das Herz einer Mutter,
das für ihre Tochter schlug. Das wusste Hadé, doch da sie davon überzeugt war, ihre
Tochter auf dem Gelände des Kieswerks zu finden, musste sie sich selbst auf die
Suche machen. Und genau dabei hatte sie Linda in dieser Nacht wohl

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